1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wasserknappheit bedroht vor allem die Armen

Katrin Ogunsade3. Dezember 2001

In der westlichen Welt ist Wasser ein tägliches Konsumgut, dessen Wert die wenigsten zu schätzen wissen. In vielen Entwicklungsländern ist es dagegen ein äußerst wertvolles Gut.

https://p.dw.com/p/1Ryi

Nur wenige wissen deshalb auch, dass man für die Herstellung von einem Liter Orangensaft in Brasilien 22 Liter Süßwasser und in Florida sogar 1000 Liter aufwendet. Das sagte Bundesumweltminister Jürgen Trittin, der heute gemeinsam mit der Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium, Uschi Eid, die Internationale Süßwasserkonferenz in Bonn eröffnete. Zu der Konferenz haben das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eingeladen.

Unter dem Motto: "Wasser - ein Schlüssel für nachhaltige Entwicklung" treffen sich von Montag (03.12.) bis Freitag mehr als 1.000 Delegierte aus über 120 Ländern. Minister sowie Vertreter der Vereinten Nationen und anderer internationaler Organisationen und Verbände wollen hier gemeinsam versuchen, Lösungsansätze für globale Wasserprobleme zu entwickeln.

In seiner Eröffnungsrede sagte Trittin, von der Konferenz in Bonn solle ein Signal an nationale Regierungen ausgehen, die Verantwortung für den Erhalt ihrer nationalen Wasserressourcen zu übernehmen. Viele wasserarmen Staaten würden ihr Süßwasser verschleudern, nur um billig Agrarprodukte exportieren zu können: "Wir Käuferländer verhalten uns nicht nachhaltiger als die Produzentenländer. Wir kaufen in Form von Produkten das Wasser, das die lokale Bevölkerung sehr viel nötiger hätte." Der Vorwurf richte sich an uns alle. "Der Verbrauch von Süßwasser ist aber nur eines unserer Themen neben dem Zugang zu Wasser und der Verschmutzung bzw. Sauberkeit von Wasser.
1,2 Milliarden Menschen - also jeder Fünfte - hat heute keinen Zugang zu ausreichendem und sauberen Trinkwasser."

Diese Zahlen sind sehr abstrakt. Ein besseres Bild vom Ernst der Lage erhält man, wenn man sich die Menschen, die hinter diesen Zahlen stecken, anschaut. Staatssekretärin Uschi Eid nennt als Beispiel Frauen und junge Mädchen in Entwicklungsländern, die oft viele Stunden täglich dafür aufwenden müssen, Wasser zu beschaffen. Sie könnten diese Zeit wesentlich besser nutzen, indem sie lesen und schreiben lernen und sich auf einen Beruf vorbereiten würden. Weiterhin erwähnt sie die Bauern in Dürregebieten, deren Felder vertrocknen, weil die politisch Verantwortlichen in der Vergangenheit keine nachhaltige Agrar- und Wasserpolitik betrieben haben.

Deren Situation könnte laut Eid auch ganz anders aussehen: "Es gibt genug Wasser für alle in dieser Welt." Es sei also eine Frage des politischen Wollens und Handelns, dass wir es gerecht verteilten und effizient nutzten. "Armut und der Zugang zu Wasser stehen in einem Wechselbezug: Viele Menschen sind arm, weil sie kein Wasser haben, vor allem auf dem Lande. Aber noch mehr Menschen haben kein Wasser, weil sie arm sind."

Die Armen sind von der zunehmenden Verschmutzung von Wasser und der Verknappung durch steigenden Wasserverbrauch in der Landwirtschaft und wachsende Bevölkerung besonders betroffen. Wasser ist eine natürliche Ressource, die es zu erhalten gilt.

Unter diesem Gesichtpunkt werden die Konferenzteilnehmer in Bonn der Frage nachgehen, wie Regierungshandeln und neue Partnerschaften dazu beitragen könnten, die Probleme zu lösen. Außerdem soll geprüft werden, wie zusätzliche finanzielle Mittel, auch aus der Privatwirtschaft, für die ärmeren Länder mobilisiert werden können. Auch die Rolle der Geschlechterbeziehungen bei der Lösung der Wasserprobleme soll in der Konferenz angesprochen werden.

Die Internationale Süßwasserkonferenz ist eine vorbereitende Konferenz für den Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung, der im September nächsten Jahres in Johannesburg, Südafrika stattfindet. Ziel der Bonner Konferenz ist es, Empfehlungen zum Süßwassermanagement und zu Lösungen zur Überwindung der Wasserkrise zu geben. Das Abschlussdokument der Konferenz soll dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung zur weiteren Beratung übergeben werden.