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WEF: Die Umwelt als "globales Risiko"

Andreas Rostek-Buetti
15. Januar 2020

Pünktlich vor dem Treffen der Mächtigen im schweizerischen Davos präsentiert das World Economic Forum die Risiken, mit denen die Welt es jetzt zu tun hat: den jährlichen "Risk Report" - die Umwelt steht darin ganz vorn.

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Australien Waldbrände | East Gippsland, Victoria
Australien im Januar 2020, Waldbrände in East GippslandBild: Reuters/Australian Maritime Safety Authority

"Es ist die Wirtschaft, Dummkopf!" Der inzwischen klassische Spruch eines gewesenen US-Präsidenten gilt nicht mehr, wenn das World Economic Forum (WEF) recht hat: Es ist die Umwelt, die die größten Risiken für die Welt bereithält. Wenn es um die Wahrscheinlichkeit langfristiger Risiken für die Weltgemeinschaft steht, dann stehen der Klimawandel und seine Folgen ganz vorn auf der Sorgen-Liste.

Das ist die Kernaussage des Global Risk Report, den das World Economic Forum (WEF) am Mittwoch veröffentlichte, zum 15. Mal und kurz vor dem 50. Jahrestreffen des WEF, das nächste Woche in Davos beginnt. Für die Risiko-Einschätzung des WEF werden mehr als 750 Experten weltweit befragt. Sie sollen sich dabei zu ihren größten Sorgen für die Entwicklung des Planeten äußern, je nach Wichtigkeit und Wahrscheinlichkeit.

"Klimawandel härter und schneller"

"Ein Scheitern beim Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel" - das ist laut Report die Hauptsorge der Befragten, wenn es um die Risiken der kommenden zehn Jahre geht. "Der Klimawandel trifft uns härter und schneller als von vielen erwartet", heißt es dazu in dem WEF-Bericht. Die vergangenen fünf Jahre seien die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. "Naturkatastrophen werden häufiger, und sie werden stärker."

Infografik DE Kurzfristige Risiken

Eine besondere Sorge der befragten Expertinnen und Entscheidungsträger gilt dabei dem Artensterben. Die derzeitige Geschwindigkeit, mit der Tier- und Pflanzenarten verloren gingen, sei tausende Mal höher als im Durchschnitt der vergangenen zehn Millionen Jahre - und sie würde zunehmen. "Das Artensterben hat dramatische Folgen für die Menschen", so die Autoren des Berichts, "vom Kollaps von Ernährungs- und Gesundheitssystemen bis zur Unterbrechung ganzer Versorgungsketten."

Erstellt den "Global Risk Report": das World Economic Forum (WEF)
Erstellt den "Global Risk Report": das World Economic Forum (WEF) Bild: picture-alliance/dpa/J.-C. Bott

Die Folgen wirtschaftlicher Alleingänge

Wirtschaftliche und politische Risiken gehen natürlich in dieses allgemeine Bedrohungsszenarium ein - mindern sie doch die Möglichkeiten der Staaten und der Weltgemeinschaft, angemessen auf die umfassenderen Umweltschäden durch den Klimawandel zu reagieren. So stehen an Platz eins der Sorgenskala für das laufende Jahr wirtschaftliche Konflikte, unmittelbar gefolgt von innenpolitischer Polarisierung. In dem Bericht ist von einer "instabilen geopolitischen Szenerie" die Rede: "Staaten betrachten Chancen und Gefahren zunehmend durch die Linse des Unilateralismus". Nationalistische Herangehensweisen, die sich wenig um geopolitische Folgen wirtschaftlicher Alleingänge scheren, nehmen im Urteil der Befragten zu.

Es liegt für die Autoren der Studie auf der Hand, dass es dadurch nicht leichter wird, auf die wahren Probleme zu reagieren: "Ohne wirtschaftliche und soziale Stabilität könnten den Ländern die (…) Mittel fehlen, sich den globalen Kernrisiken entgegen zu stellen."

Infografik DE Langfristige Risiken

Cybersicherheit

Eine zunehmend zentrale Rolle in dieser Gemengelage, auch das wird deutlich im Global Risk Report, spielt dabei die digitale Revolution - mit ihren Chancen und Risiken: Über die Hälfte der Weltbevölkerung ist demnach inzwischen online, jeden Tag findet rund eine Millionen Menschen derzeit das erste Mal den Weg ins Internet, rund zwei Drittel der Weltbevölkerung besitzen ein Mobiltelefon. Allerdings: "Der ungleiche Zugang zum Internet, das Fehlen globaler Rahmenbedingungen für Technologie und Cybersicherheit bergen große Risiken", so das Urteil der Experten in dem Bericht. Ein "Zusammenbruch der Informationsinfrastruktur" wird denn auch als bedrohliche Möglichkeit für die Jahre bis 2030 bewertet.  

Digitale Revolution, anhaltende wirtschaftliche Risiken, die Abkehr vom Multilateralismus, all das aber wird in der Einschätzung des Global Risk Report überschattet vom Klimawandel und seinen potentiell katastrophalen Folgen: "Zum ersten Mal in der Geschichte der globalen Risikoeinschätzung bestimmen Umweltsorgen die langfristig wahrscheinlichen Risiken, wie die Mitglieder des World Economic Forum sie sehen."