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Wegweisender Film Noir: Schritte in der Nacht

Jochen Kürten6. Dezember 2013

1948 entstand in Hollywood ein kleiner Film über die Jagd nach einem Superverbrecher. Aus heutiger Sicht nahm "Schritte in der Nacht" einiges vorweg - aus filmhistorischer Sicht, aber auch aus politischer.

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Szene aus dem Film "Schritte in der Nacht" von Alfred L. Werker und Anthony Mann (USA 1948) Foto: "koch media"
Bild: koch media

Die These, dass das Kino, vor allem das aus Hollywood, vieles vorwegnimmt, was später zur Realität wird, ist nicht neu. Am offensichtlichsten trifft das auf das Science-Fiction-Genre zu. Aber auch der Kriminalfilm "Schritte in der Nacht" von Alfred L. Werker ist so ein Film, bei dem Regie und Drehbuch schon mal einen kleinen Blick in die Zukunft gewagt haben. Der sich an einem authentischen Fall orientierende Film erzählt die Geschichte eines skrupellosen Einbrechers und Mörders, der seine Beutezüge offenbar nutzt, um eine Superwaffe zu konstruieren. Als Zuschauer verfolgt man die zunächst erfolglosen Versuche der Polizeibehörden, dem Täter auf die Spur zu kommen.

"Schritte in der Nacht" ist ein frühes Beispiel für semidokumentarisches Erzählen in Hollywood. Nicht Charaktere und Psychologie stehen hier im Zentrum, sondern die Aufzeichnung der akribischen Polizeiarbeit. Heute ist das fester Bestandteil jeder US-amerikanischen Fernsehserie, aber auch des deutschen "Tatort" am Sonntagabend. Darüberhinaus öffnet der in wunderbar kontrastreichem Schwarz-Weiß fotografierte Film einen Blick in die Zukunft kriminaltechnischer Arbeit. Und wer mag, der kann sich die Geschichte weiterdenken: Überwachung, Datenermittlung, Dokumentenvergleich - all das in großem Stil und mit globalem Ansatz, und schon ist man mitten in der NSA-Gegenwart.

Alfred L. Werker (und Anthony Man): Schritte in der Nacht (They walk by night), USA 1948, mit Richard Baseheart, Scott Brady, Jack Webb, u.a., 76 Minuten, auf DVD bei Koch Media als 12. Folge in der Reihe Film Noir erschienen.