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Weil: "Der Großteil der Karten ist für die Fans"

Andreas Sten-Ziemons20. August 2013

Für die Fußball-WM 2014 in Brasilien werden rund eine Million Karten angeboten. FIFA-Marketing-Direktor Thierry Weil erklärt im DW-Interview, wie die Tickets vergeben werden.

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FIFA-Markting-Direktor Thierry Weil (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Herr Weil, zwischen dem 20. August beginnt und dem 10. Oktober haben Fans die Möglichkeit, sich in der ersten Phase des Ticketverkaufs für die Fußball-WM 2014 in Brasilien um Tickets für die WM zu bewerben. Um wie viele Eintrittskarten geht es da?

Thierry Weil: Es geht um etwas mehr als eine Million Tickets. In der ersten Phase, die bis zum 10. Oktober dauert, können die Fans sich allerdings Zeit lassen, denn alle Bewerber haben dieselben Chancen. Alle Anfragen werden gesammelt und am Ende gibt es ein Losverfahren. Nach diesem ersten Teil der ersten Verkaufsphase wird ein zweiter Teil nach dem Verfahren "first come, first serve" stattfinden (Anm. der Redaktion: 5. bis 28. November 2013), in der die noch nicht zugeteilten Tickets vergeben werden. Dann erhält derjenige, der zuerst bestellt, auch ein Ticket. In der zweiten Verkaufsphase (8. Dezember 2013 bis 2. Januar 2014 und 26. Februar bis 1. April 2014) ist es gut möglich, dass Tickets von den qualifizierten Verbänden oder von Sponsoren zurückkommen und dann weitere zusätzliche Tickets für den freien Verkauf zur Verfügung stehen werden.

Etwa zwei Drittel aller Tickets gehen zunächst nicht in den freien Verkauf, sondern werden unter anderem an Verbände und Sponsoren verteilt. Warum ist der Anteil so hoch?

Zum einen gibt es eine große Anfrage der Medien. Außerdem erhalten die qualifizierten Fußballverbände eine bestimmte Anzahl von Tickets, weil man ihnen die Möglichkeit geben möchte, diese Tickets an die eigenen Fans weiterzuverkaufen. In jedem Stadion sollen wenigstens acht Prozent der Zuschauer Fans der jeweils spielenden Mannschaften sein. Es wird immer so betrachtet, als kämen die Tickets, die zunächst zurückgehalten werden, nicht bei den Fans an. Aber der größte Teil ist da, um an die Fans vergeben zu werden. Das gilt für die Kartenkontingente der Verbände und auch für die Karten der FIFA-Partner. Denn der Großteil dieser Sponsorenkarten wird bei der Ticket-Promotion eingesetzt und kann dann von Kunden beziehungsweise von den Fans gewonnen werden.

Brasilianischer Fan mit Fahne vor Stadion (Foto: AFP/Getty Images)
Eine WM für alle Fans? FIFA-Marketing-Direktor Weil betont, dass die FIFA genau das wolleBild: Monirul Bhuiyan/AFP/Getty Images

Gibt es bei den Werbepartnern Richtlinien, wie mit diesen Tickets umgegangen werden muss, damit gewährleistet ist, dass sie auch tatsächlich in die Hände von Fans gelangen?

Es gibt die klare Richtlinie, dass diese Tickets auf keinen Fall weiterverkauft werden dürfen. Nur die FIFA-Partner haben die Berechtigung, Ticket-Promotion zu machen, was ihnen natürlich einen Vorteil verschafft. Gleichzeitig haben auch die Fans einen Vorteil, weil sie so die Möglichkeit haben, weitere Tickets zu gewinnen und zu bekommen.

Die Karten der preiswertesten Kategorie sind nur für bestimmte brasilianische Bevölkerungsgruppen reserviert. Was sind das für Gruppen und warum gibt es diese Beschränkung überhaupt?

Diese preiswerteste Kategorie für die einheimische Bevölkerung gab es schon bei der WM 2010 in Südafrika, und sie hat sich meiner Meinung nach bewährt, weil so auch diejenigen, die kein großes Einkommen haben, die Möglichkeit bekommen, an der WM teilzunehmen und ein Spiel im Stadion mitzuverfolgen. Jeder Brasilianer kann sich um diese Tickets bewerben, allerdings sind drei Gruppen von der brasilianischen Regierung als bevorzugt genannt worden: Menschen über 60, alle Studenten und die Begünstigten aus dem nationalen Sozialprogramm Bolsa Familia. Diese drei Gruppen werden bei Ticketanfragen mit Priorität behandelt und bekommen zusätzlich einen Rabatt von 50 Prozent auf ihre Tickets.

Wie gewährleisten Sie, dass die Inhaber von verbilligten Karten ihre Tickets nicht für ein Vielfaches weiterverkaufen?

Zunächst verlangen wir bei der Abholung der Tickets viele Details: Namen, Identitätsnachweis. Derjenige der die Tickets bestellt hat, muss sie auch persönlich abholen. Das ist für die Käufer aufwendig, soll aber dazu beitragen, dass die Tickets nicht für den falschen Zweck verwendet werden und auf dem Schwarzmarkt landen. Ob das tatsächlich gelingt, weiß man nie. Aber wir haben die Namen, die Referenzen und die Identitätsnummern. Das macht es schon extrem schwierig.

Gibt es darüber hinaus auch beim Betreten des Stadion Kontrollen, bei denen man sich erneut identifizieren muss?

In Brasilien werden die älteren Zuschauer beim Einlass ins Stadion bevorzugt. Dabei müssen sie sich ohnehin identifizieren, damit man feststellen kann, ob sie das nötige Alter für ein verbilligtes Ticket haben. Die anderen Gruppen werden stichprobenartig kontrolliert. Wer ein 50 Prozent billigeres Ticket besitzt, muss sich dann mit den Dokumenten, die er beim Kauf des Tickets vorgelegt hat, erneut identifizieren.

Brasilianische Fußball-Fans bei Einlasskontrollen vor dem WM-Stadion in Belo Horizonte (Foto: DW/Joscha Weber)
Identifikation am Eingang: Thierry Weil kündigt stichprobenartige Kontrollen vor den WM-Stadien anBild: DW/J. Weber

Mehrere der Stadien in Brasilien sind noch im Bau. Die genaue Sitzplatzanzahl steht hier noch nicht fest. Trotzdem beginnt der Verkauf. Müssen bei der WM ähnlich wie beim Confed-Cup Fans auf der Treppe sitzen, obwohl sie ein Ticket haben?

Für die WM kann man das ausschließen, denn zunächst wird ja kein bestimmter Sitzplatz im Stadion verkauft, sondern nur die Option auf einen Sitzplatz in einem bestimmten Block oder einer bestimmten Kategorie. Die FIFA verlangt immer, dass die Stadien bis Dezember oder Januar vor dem Turnier fertig sein und die Sitze installiert sein müssen, damit wir, wenn wir ab April 2014 anfangen, Tickets auszuhändigen, auch sicher sein können, das der zum Ticket gehörende Sitzplatz auch tatsächlich im Stadion vorhanden ist. Ab dem 1. April 2014 findet die Zuteilung der Tickets statt, ab dem 15. April werden sie ausgehändigt.

Ein weiteres Problem beim Confed-Cup war die Ausgabe der Tickets vor Ort. Die Fans standen am Spieltag oft stundenlang in der Warteschlange, um ihr reserviertes Ticket am Stadion abzuholen. Wie wollen sie dafür sorgen, dass das bei der WM besser läuft?

Wir werden mit den WM-Städten zusammenarbeiten und uns frühzeitig um Räume bemühen, die wir als Abholstätten nutzen können. Diese Ticketing-Center werden ab dem 15. April 2014 geöffnet sein. Außerdem müssen wir die brasilianischen Fans dazu anhalten, ihre Karten früher abzuholen, als sie es beim Confed-Cup getan haben. Zusätzlich werden wir den Fans die Möglichkeit anbieten, sich die Tickets zuschicken zu lassen. Das machen wir nicht nur in Brasilien sondern weltweit.

Abgesehen von Brasilien weiß man noch von keiner Mannschaft, wo sie ihre Vorrundenspiele bestreiten wird, beziehungsweise bei vielen Teams ja noch gar nicht, ob sie sich überhaupt qualifizieren werden. Warum startet der Vorverkauf dennoch schon jetzt, wo viele Fans quasi die Katze im Sack kaufen müssen?

Wenn sie in der Historie zurückschauen, werden sie feststellen, dass der Vorverkauf diesmal im Vergleich recht spät startet. Für die WM 2010 konnte man schon 2008 Karten erwerben. Aber warum macht man das? Sie werden sehen, dass sehr viele Leute eine Ticketanfrage stellen werden, obwohl die Mannschaften und der Spielplan noch nicht feststehen. Diesen Leuten geht es vermutlich mehr darum, einfach dabei zu sein, als ihre eigene Mannschaft spielen zu sehen. Ich gehe davon aus, dass sich viele Leute melden werden. Bei der WM vor sieben Jahren in Deutschland gab es pro Ticket sieben Anfragen - ich glaube, das wird bei der kommenden WM in Brasilien wieder genau so sein.

Thierry Weil ist Marketing-Direktor des Fußball-Weltverbands FIFA. Der Franzose begann seine Karriere bei Adidas Frankreich als Produkt-Entwickler und wurde später beim Sport-Konzern aus Herzogenaurach Chef des Fußball-Marketings. Seit 2007 ist er bei der FIFA.

Das Gespräch führte Andreas Sten-Ziemons / Recherche: Fabian Trau