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Kairo vor neuen Krawallen?

7. Juli 2013

In Ägyptens Hauptstadt Kairo haben wieder Zehntausende demonstriert - Anhänger und Gegner des gestürzten Präsidenten. Gescheitert ist der Versuch, Friedensnobelpreisträger el-Baradei als starken Mann zu positionieren.

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Unterstützer des gestürzten Präsidenten Mursi demonstrieren in Kairo (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Gefolgsleute der Muslimbruderschaft blockierten die Ausfallstraße zum Flughafen. Gleichzeitig versammelten sich Agenturberichten zufolge mehrere tausend Oppositionelle auf dem Tahrir-Platz im Zentrum Kairos. Am Freitag und in der Nacht auf Samstag waren bei Ausschreitungen und Zusammenstößen der verfeindeten Lager landesweit 36 Menschen getötet worden. Korrespondenten berichteten, die Sicherheitskräfte positionierten sich in den Seitenstraßen.

Unterdessen hat die einflußreiche salafistische Al-Nur-Partei die Ernennung des Friedensnobelpreisträgers Mohammed el-Baradei zum Übergangsregierungschef boykottiert. Diser rief in einem Interview zur Versöhnung auf. Am Samstagabend hatte es aus offiziellen Quellen geheißen, el-Baradei sei schon zum Chef einer mit den "vollen Befugnissen" ausgestatteten Übergangsregierung ernannt worden. Doch am Sonntag konnte davon keine Rede mehr sein.

Friedensnobelpreisträger El Baradei
Mohammed el BaradeiBild: imago stock&people

Wir können nicht von nationaler Versöhnung sprechen und dann Mursis ärgsten Gegner zum Ministerpräsidenten machen", sagte Nader Bakkar, ranghoher Funktionär von Al Nur. Deswegen werde man el-Baradei nicht akzeptieren, denn der sei "nicht in der Lage, die Spaltung auf den Straßen zu überwinden". 

Salafisten als Machtfaktor

Die Salafisten hatten bei der Wahl im vergangenen Jahr ein Viertel der Stimmen errungen und sich im Zuge der Proteste gegen den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi mit den vorwiegend säkularen Oppositionskräften zusammengetan. El-Baradei selbst warnte in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vor einer Hatz auf die Muslimbrüder. "Ich fordere, dass wir die Bruderschaft in den Demokratisierungsprozess miteinbeziehen", sagte er. Niemand dürfe "ohne trifftigen Grund vor Gericht gestellt werden". Auch der vom Militär abgesetzte Mursi müsse "mit Würde behandelt werden" -das sei die Voraussetzung für eine nationale Versöhnung.

EU-Kommissionschef José Manuel Barroso rief die Übergangsführung auf, rasch die verfassungsmäßige Ordnung im Land wieder herzustellen. Die ägyptische Führung müsse dazu "alle notwendigen Maßnahmen" treffen, sagte Barroso bei einem Aufenthalt in Algier. "Wir werden mit unseren ägyptischen Partnern in diese Richtung zusammenarbeiten."

Ägypten ringt um Übergangspremier

ml/hf (afp, rtr)