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Proteste

1. März 2007

Die Airbus-Sanierungspläne mit der Streichung von 10.000 Arbeitsplätzen stoßen auf heftigen Widerstand bei den betroffenen Beschäftigten. In den deutschen Werken legten die Mitarbeiter die Arbeit nieder.

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Mitarbeiter von Airbus tragen Transparente während eines Protests vor dem Airbus Werk in Laupheim (Quelle: AP)
Airbus-MItarbeiter stehen im RegenBild: AP

Die Airbus-Belegschaft steht im wahrsten Sinne des Wortes im Regen: Obwohl Wind und Wetter über Friesland peitschten, versammelten sich am Donnerstag (1.3.2007) hunderte Mitarbeiter vor den Werken Varel und Nordenham. Die beiden niedersächsischen Standorte sollen ebenso wie Laupheim in Baden-Württemberg den Airbus-Sparplänen zufolge aus dem Konzern ausgegliedert werden. In allen drei Werken hat die Belegschaft die Arbeit niedergelegt - aus Protest, aus Wut und aus Enttäuschung.

Dunkle Wolken ziehen am Mittwoch, 28. Februar 2007, ueber das Airbus Gelaende in Laupheim bei Ulm hinweg. Der Sanierung des angeschlagenen Flugzeugbauers Airbus sollen 10.000 Stellen zum Opfer fallen. Foto: AP
Dunkle Wolken über AirbusBild: AP

"Das ist wie ein Ventil", sagte Winfried Korter vom Betriebsrat in Nordenham. "Die Leute haben die Nase gestrichen voll." Vor dem Werkstor in Nordenham hatten sich am Morgen rund 600 Mitarbeiter zu einer Kundgebung versammelt, die Produktion ruhte. Die Airbus-Mitarbeiter seien enttäuscht und wütend, so Korter: "Man schließt Werke, man schmeißt Leute raus - und das alles, weil das Management Fehler gemacht hat."

Stellenabbau trotz voller Auftragsbücher

Auch an den anderen beiden betroffenen deutschen Standorten stößt der Airbus-Sanierungsplan auf heftigen Widerstand. Am Standort Varel, der verkauft werden soll, blockierte die Belegschaft die Werkstore. Im Werk Laupheim, das ebenfalls zum Verkauf steht, beteiligten sich über 1.000 Beschäftigte nach Gewerkschaftsangaben an einer Protestkundgebung.

Airbus hatte am Mittwoch sein Sanierungskonzept "Power 8" bekannt gegeben. Demnach will das Unternehmen, um die Kosten zu senken, in den nächsten vier Jahren 10.000 Stellen streichen, 3.700 davon in Deutschland.

IG Metall "kampfbereit"

Airbus Mitarbeiter stehen am Donnerstag, 1. Maerz 2007, vor dem Tor des EADS Airbus Werkes in Varel, Niedersachsen. Als Reaktion auf den geplanten Verkauf des Airbus-Standorts in Varel hat die Belegschaft am Donnerstag vor dem Werk protestiert und die Tore blockiert. Foto: AP
IG-Metall gibt sich kampfbereitBild: AP

Die IG Metall hat jetzt die Bundesregierung aufgefordert, sich für den Erhalt der Airbus-Standorte in Deutschland einzusetzen und signalisierte Kampf- und Gesprächsbereitschaft. Bei der Produktion des A380 sei die IG Metall bereit, einen weiteren Beitrag zu leisten, um organisatorische Abläufe zu verbessern und "ein sehr effizientes Unternehmen" mitzugestalten, sagte die Bezirksleiterin der IG Metall Küste, Jutta Blankau: "Der Zug ist noch nicht abgefahren."

Am Mittwoch trafen sich Vertreter in Hamburg mit dem Airbus-Gesamtbetriebsrat, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Zugleich hatte Airbus als Konsequenz aus der angeschlagenen finanziellen Situation angekündigt, mit sofortiger Wirkung alle Arbeiten an der Frachtflugzeugversion des Riesenairbus A380 zu stoppen. Die Frachtversion bleibe zwar ein wichtiger Teil des Programms, doch der Konzern habe beschlossen, sich in der aktuellen Situation auf die Passagierversion zu konzentrieren, so ein EADS-Sprecher.

Am Freitag wird der Airbus Deutschland-Chef, Gerhard Puttfarcken, an den Betriebsversammlungen in den Werken Laupheim, Varel und Nordenham teilnehmen, um für Verständnis für das neue Programm zu werben.

Regierungen mischen sich ein

Gerhard Puttfarcken, Chef von Airbus Deutschland, Foto: dpa
Gerhard Puttfarcken, Chef von Airbus Deutschland, auf der Suche nach VerständnisBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Die Landesregierung in Niedersachsen will den geplanten Arbeitsplatzabbau in den Airbus-Werken ebenfalls nicht hinnehmen. Das Unternehmen habe volle Auftragsbücher und brauche jeden einzelnen Arbeitsplatz, um der Nachfrage der Kunden gerecht zu werden, sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP). "Es ist merkwürdig, dass man in dieser Situation - wo mehr Druck auf dem Kessel ist, weil man durch Management-Pannen in der Vergangenheit Zeit verloren hat - Arbeitsplätze abbauen will."

Die französische Regierung dagegen, die einen 15-prozentigen Anteil an dem Airbus-Mutterkonzern EADS besitzt, lobte das Sanierungsprogramm. Es sei notwendig, damit Airbus die von Unsicherheit geprägte Situation hinter sich lassen und sich der Zukunft zuwenden könne, sagte der französische Premierminister Dominique de Villepin am Donnerstag. Zusätzlich will Frankreich dem angeschlagenen Flugzeugbauer jetzt eine Finanzspritze von 100 Millionen Euro zur Entwicklung der zukunftsträchtigen Kohlefaser-Technologie geben. (ina)