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Mohammed-Karikaturen

7. Februar 2007

In Paris steht der Chefredakteur eines Satiremagazins vor Gericht. Muslimische Verbände hatten geklagt. Doch der Journalist erhält breite Unterstützung - auch vom Innenminister.

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Der Chefredakteur von "Charlie Hebdo", Philippe Val
Der Chefredakteur von "Charlie Hebdo", Philippe Val, vor ProzessbeginnBild: AP

Der französische Präsidentschaftskandidat und Innenminister Nicolas Sarkozy hat im Prozess um die Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen einen Eklat ausgelöst. Weil Sarkozy "im Namen der Freiheit, über alles zu lachen" dem verklagten Satiremagazin "Charlie Hebdo" seine Unterstützung zusicherte, wollte der französische muslimische Dachverband CFCM noch am Mittwoch (7.2.2007) in einer außerordentlichen Sitzung über "einen geschlossenen Rücktritt" beraten. Das wurde aus Kreisen um den CFCM-Präsidenten und Rektor der Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, bekannt. Sarkozy selbst hatte den Verband als zuständiger Minister vor vier Jahren ins Leben gerufen.

Eine Vereinigung islamischer Organisationen und die Große Moschee von Paris hatten "Charlie Hebdo" wegen der Karikaturen des Propheten verklagt. Eine am 8. Februar 2006 mitten im Streit um die Karikaturen veröffentlichte Sondernummer des Magazins sei ein "vorsätzlicher Akt der Aggression" gewesen mit dem Ziel, religiöse Gefühle zu verletzen, meinen die Muslime. Dem Chefredakteur des Magazins, Philippe Val, drohen bei einer Verurteilung durch das Straftribunal von Paris bis zu sechs Monate Haft und eine Geldstrafe von maximal 22.500 Euro.

Karikaturen keine "Verachtung für Gläubige"

Der französische Innenminister Sarkozy
Der französische Innenminister Sarkozy hat sich auf die Seite des Satiremagazins gestelltBild: AP

"Charlie Hebdo" hatte zwölf in der dänischen Zeitung "Jyllands Posten" veröffentlichte Karikaturen nachgedruckt und eigene dazu gestellt. Die Sondernummer wurde ein Hit mit etwa 400.000 verkauften Exemplaren. Zwei Mohammed-Karikaturen aus der dänischen Zeitung und eine des Zeichners Cabu in der Wochenzeitschrift erregten besonders den Zorn der muslimischen Verbände. Der Streit um die Karikaturen führte zu einer Welle von zum Teil gewalttätigen Protesten in der muslimischen Welt.

In einem überfüllten Gerichtssaal rechtfertigte der Magazin-Chef die Entscheidung, die Karikaturen abzudrucken, mit dem Willen, "die Religion als Ideologie zu kritisieren." Er habe zeigen wollen, dass man dies in Frankreich tun könne, sagte Val. Mit dem Gerichtspublikum auf seiner Seite fügte er an, die Veröffentlichung habe "in keinem Fall Verachtung für Gläubige gleich welcher Religion ausgedrückt".

Intellektuelle warnen vor Selbstzensur

Muslimische Demonstranten
Der Karikaturenstreit hatte weltweit Proteste ausgelöstBild: AP

Vor Eröffnung des zweitägigen Verfahrens hatten französische Intellektuelle vor einer "Selbstzensur" gewarnt und auf das Recht auf Meinungsfreiheit hingewiesen. Die linksliberale "Libération" druckte am Mittwoch aus Solidarität mit "Charlie Hebdo" die umstrittenen Karikaturen erneut ab. Eine zeigt den Propheten mit einem Turban in Form einer Bombe. Die Hilfsorganisation "Reporter ohne Grenzen" stellte sich in einer Mitteilung "bedingungslos" hinter das Magazin.

Konkret geht es in dem Pariser Prozess um zwei dänische Karikaturen und eine Eigenproduktion von "Charlie-Hebdo"-Zeichner Cabu: Letztere zeigt den Propheten Mohammed neben dem Text "Mohammed von Fundamentalisten überrannt" und mit der Sprechblase "Es ist schwer, von Schwachköpfen geliebt zu werden." Bei den dänischen Produktionen geht es um die Zeichnung mit den im Paradies ankommenden Selbstmordattentätern ("Stopp, Stopp, wir haben keine Jungfrauen mehr") sowie das Porträt des Propheten mit Dynamitstange im Turban. Ein ähnlicher Prozess in Dänemark war im vergangenen Oktober mit Freisprüchen für die Verantwortlichen bei "Jyllands Posten" ausgegangen. (rri)