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Welterbe: Von Weimar nach Bad Muskau

Frederike Müller31. Juli 2012

Auf der fünften Route finden wir einzigartige Gartenkunst, das klassische Weimar ebenso wie moderne Bauhausarchitektur: 460 Kilometer, eine Stadt, ein Gartenreich, zwei Parks, vier Mal Welterbe.

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Ernst Rietschel schuf das Goethe und Schiller-Denkmal vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar.
Bild: picture-alliance/DUMONT Bildarchiv

Unsere Reise beginnt in Weimar. Bekannt wurde die Stadt in Thüringen durch Deutschlands literarische Überväter: Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Um 1800 schufen sie in Weimar Weltliteratur - Goethe schrieb unter anderem den „Faust“, Schiller seine „Maria Stuart“. Die beiden Dichter idealisierten die griechisch-römische Antike. Darin sahen sie das vollendete sittliche Vorbild, das Wahre, Gute und Schöne. Ihre Werke sollten die Menschen in diesem Sinne erziehen.

Wo Goethe und Schiller lebten

Unter dem Begriff „Klassisches Weimar“ wurden die Wirkungsstätten von Goethe und Schiller 1998 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben. Dazu gehören unter anderem die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, das Stadtschloss und der Park an der Ilm. In dieser Gartenanlage kann man auf langen Wegen vorbei an alten Bäumen und großen Rasenflächen bis zum Römischen Haus flanieren - einem klassizistischen Bauwerk in Anlehnung an römische Tempel. Gleich gegenüber steht Goethes Gartenhaus, wo der Schriftsteller lange Zeit mit Christiane Vulpius in wilder Ehe lebte.

Unweit des Parks an der Ilm befinden sich die Bauhausstätten, die 1996 zum Welterbe dazugekommen sind. Der Architekt Walter Gropius gründete in Weimar 1919 die Bauhaus-Universität für Architektur und Design. Das Hauptgebäude dieser Universität, die Kunstgewerbeschule sowie das Haus am Horn zeugen von den Anfängen eines modernen Architekturstils, der später unter dem Begriff Bauhaus weltberühmt werden sollte.

Spaziergänger laufen durch den Park an der Ilm in Weimar zu Goethes Gartenhaus.
Goethes Gartenhaus im Park an der IlmBild: picture-alliance/dpa

Ein Gartenreich für alle

Nur zwei Stunden von Weimar entfernt erwartet uns das Gartenreich Dessau-Wörlitz. Dieses frühklassizistische Landschaftskunstwerk ist seit 2000 Welterbestätte. Durch die sieben Parkanlagen mit sechs Schlössern lässt sich vortrefflich spazieren - oder Gondel fahren auf dem Wörlitzer See. Der Gartenarchitekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff entwarf das Gartenreich für den Fürsten Franz von Anhalt-Dessau. Überall gibt es etwas zu entdecken: hier einen Gartentempel für die römische Göttin Venus, dort die Geschichte des Brückenbaus. Im Park lassen sich alle Brückentypen finden, vom einfachen Baumstamm bis zum gusseisernen Steg.

Klassizistisches Juwel: das Wörlitzer Schloss
Klassizistisches Juwel: das Wörlitzer SchlossBild: picture-alliance/ZB

Höhepunkt ist das Wörlitzer Schloss von 1769. Es gilt als Gründungsbau des Klassizismus in Deutschland. Übrigens war das Gartenreich schon damals für alle zugänglich. Der Fürst wollte so Geist und Geschmack seines Volkes bilden. Heute kann man in einigen der historischen Parkgebäude sogar übernachten. Schon Goethe sagte über das Gartenreich Dessau-Wörlitz: “Hier ist’s jetzt unendlich schön.“

Vom Rückzugssort zum Paradies

Genauso schön und weltberühmt sind Schloss und Park Sanssouci in Potsdam. Das französische Wort Sanssouci bedeutet “ohne Sorge“ und steht für den Wunsch des preußischen Königs Friedrich II. - auch bekannt als Friedrich der Große - nach einem Rückzugsort in der Nähe von Berlin. Um 1745 ließ er das Schloss als seine Sommerresidenz erbauen. Damit ist Sanssouci der älteste Teil des Welterbes Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin, ein 500 Hektar umfassenden Areal.

Das Schloss Sanssouci ist die touristische Hauptattraktion der Stadt Potsdam. Die einstige Sommerresidenz Friedrichs des Großen gehört zu den schönsten Schlossensembles Deutschlands. Aufnahme vom 10.9.2003. ### Germany: Potsdam - Sanssouci ## Exterior view of Sanssouci castle with its grapevines in Potsdam, Germany, 10 September 2003. #
Schloss Sanssouci in PotsdamBild: picture-alliance/dpa

Dazu gehören unter anderen auch das Neue Palais, Schloss und Park Babelsberg, die Sacrower Heilandskirche in Potsdam sowie das Schloss Glienicke und die Pfaueninsel im angrenzenden Berlin. Viele Landschaftsarchitekten haben hier ihre Spuren hinterlassen. Der berühmteste von ihnen war Peter Josef Lenné. Er prägte ab 1818 für ein halbes Jahrhundert die Gartenkunst in Preußen.

Gut zwei Fahrtstunden südöstlich von Potsdam liegt Bad Muskau. Hier schuf Fürst Pückler-Muskau 1815 den größten Landschaftspark Mitteleuropas im englischen Stil: den Muskauer Park. Dabei orientierte Fürst Pückler sich an Vorstellungen der Antike, der Garten als Paradies. Für ihn bedeutete das: die Landschaft sollte möglichst natürlich wirken. Tatsächlich lassen einheimische Bäume, verstreute Blumen und lange Sichtachsen den Besucher im Muskauer Park beim Radeln, Spazieren oder Rudern vergessen, dass er sich in einem künstlichen Garten befindet. Seit 2004 zählt er zum Welterbe. Da er zu einem Drittel in Deutschland und zu zwei Dritteln in Polen liegt, gehört der Park in Bad Muskau zu den wenigen staatenübergreifenden Welterbestätten.