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"Brennender Durst nach Frieden"

20. September 2016

Papst Franziskus hat Gewalt im Namen Gottes scharf verurteilt. "Es gibt keinen Gott des Krieges", sagte der Papst bei einem Treffen mit 500 Würdenträgern aus Christentum, Islam, Judentum und anderen Religionen in Assisi.

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Italien Assisi Heiliger Konvent Papst Franziskus Patriarch Bartholomeos
Friedenstreffen in Assisi: Papst Franziskus (l.) und der ökumenische Patriarch Bartholomaios I. begrüßen sich herzlichBild: picture-alliance/AP/A. Tarantino

"Die Welt ist im Krieg, die Welt leidet", sagte der Papst. Während sich die Menschen im Westen vor allem vor Terroranschlägen fürchteten, müssten die Menschen in Kriegsgebieten wie Syrien, "wo Tag und Nacht Bomben fallen", noch viel Schlimmeres erleiden, sagte der Papst auf dem Weltfriedenstreffen im italienischen Assisi.

Jeder, der für den Frieden bete, müsse sich für diese Kriege und die Grausamkeiten, die Menschen ihren Brüdern und Schwestern antäten, "schämen". Es dürfe hier keine Gleichgültigkeit geben. "Die Welt hat heute einen brennenden Durst nach Frieden", so der Papst.

Franziskus war mit dem Hubschrauber in die Heimatstadt seines Namenspatrons Franz von Assisi eingeflogen worden. Nach einem Mittagessen mit Kriegsopfern, darunter auch einer syrischen Flüchtlingsfamilie, kam er mit dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, und dem Ehrenoberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomaios I. zusammen.

Die Konfliktursachen bekämpfen

In Assisi vertreten waren außerdem das Judentum mit Rabbiner David Brodman aus Israel, der Islam durch den Vizerektor der sunnitischen Al-Azhar-Universität in Kairo, Abbas Shuman sowie der Buddhismus durch Patriarch Koei Morikawa. Sie alle riefen zum Abschluss des Treffens die Regierenden weltweit dazu auf, Konfliktursachen wie Machtgier und Waffenhandel, aber auch Armut und Ungleichheit zu beseitigen.

Einen besonderen Stellenwert nahm auf dem interreligiösen Friedenstreffen die Flüchtlingskrise ein. Papst Franziskus prangerte mit scharfen Worten Gleichgültigkeit gegenüber Flüchtlingen an. Zu oft begegneten diese kaltherzigen Menschen, "die ihren Hilfeschrei mit jener Mühelosigkeit abstellen, mit der sie den Fernsehkanal umschalten", sagte er.

Flüchtlingen ergeht es wie Jesus

Flüchtlingen werde oft wie einst Jesus selbst der "bittere Essig der Ablehnung" gereicht. In einer Meditation kritisierte er den Egoismus, "derer, die sich belästigt fühlen". Zuvor hatte der Papst im Franziskanerkloster neben der Franziskus-Basilika gemeinsam mit zwölf Flüchtlingen aus Kriegsgebieten ein Mittagessen eingenommen.

Das Welttreffen für den Frieden wurde 1986 von Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen. Es war bereits der zweite Besuch von Franziskus in Assisi. Persönliche Gründe spielen dafür sicher auch eine Rolle. Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der nach seiner Wahl im März 2013 in Erinnerung an den Heiligen Franz von Assisi den Namen Franziskus angenommen hatte, war noch im selben Jahr in die zentralitalienische Kleinstadt gereist.

Das nächste internationale Weltfriedenstreffen findet 2017 in Münster und Osnabrück statt.

haz/jj (afp, kna, epd, dpa)