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Neue Horror-Szenarien

18. November 2007

Nach der Vorlage des vierten und letzten Weltklimaberichts ist ein Streit über die Schlussfolgerungen des Dokuments entbrannt. Die USA werfen der UN vor, die Aussagen politisch instrumentalisieren zu wollen.

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Symbolbild Klimawandel
Bild: AP

Die USA betonten anlässlich der Vorstellung des Weltklimaberichts am Samstag (17.11.2007) in Valencia, es gebe keine eindeutige wissenschaftliche Definition der Risiken des Klimawandels.

Der Berater des Weißen Hauses für Umweltfragen, Jim Connaughton, betonte, trotz einer fehlenden wissenschaftlichen Definition seien die USA wie die anderen G-8-Staaten auch der Meinung, dass gehandelt werden müsse.

Die Vorsitzende der US-Delegation in Valencia, Sharon Hays, zitierte US-Forscher, denen zufolge belastbare Urteile über die Gefahren des Klimawandels noch ausstünden. Ein weiteres Mitglied der Delegation, Harlan Watson, nannte die Schlussfolgerungen des Berichts eine politische Entscheidung. Die USA lehnen strenge Vorgaben für die Emission von Treibhausgasen ab.

"Mensch ist Ursache des Klimawandels"

In dem in Valencia offiziell vorgestellten Synthesebericht fassen die Experten des Weltklimarats (IPCC) die zentralen Erkenntnisse der drei vorangegangenen Berichte zum Klimawandel zusammen: Der Mensch steht als Ursache des Klimawandels praktisch fest, die Temperaturen werden bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich zwischen 1,8 und 4 Grad gegenüber 1990 ansteigen, weltweit wird es immer mehr Hitzeperioden, Dürren und Überschwemmungen geben.

Die Folgen dieses Wandels werden nach Einschätzung der Experten vermutlich plötzlich oder unumkehrbar sein.

Vorbereitung für Bali

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bei der Präsentation des neuen Weltklimaberichts, Quelle: AP
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bei der Präsentation des neuen WeltklimaberichtsBild: AP

Auf der Konferenz im indonesischen Bali müsse ein wirklicher Durchbruch hin zu einem globalen Abkommen zwischen allen Nationen erzielt werden, sagte Ban Ki Moon. "Wir können es uns nicht erlauben, Bali ohne einen solchen Durchbruch zu verlassen", sagte der UN-Generalsekretär. "Die schlimmsten Szenarien des IPCC sind so angsterregend wie ein Science-Fiction-Film."

Die EU-Kommission hat den Klimabericht begrüßt. Der neue Bericht sei ein "Meilenstein unserer wissenschaftlichen Kenntnis über den Klimawandel und die schweren Bedrohungen, die von der Erderwärmung für den Planeten ausgehen", erklärte EU-Umweltkommissar Stavros Dimas. Der Report zeige, dass dringend gehandelt werden müsse, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken. "Die gute Nachricht ist, dass der Bericht auch zeigt, dass weitgehende Emissionsschnitte sowohl technisch möglich als auch wirtschaftlich tragbar sind."

Die Daten des Weltklimarats liefern die wissenschaftliche Grundlage für die Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen des Klimaschutzprotokolls von Kyoto, die am 3. Dezember auf der Insel Bali beginnen.

Die wichtigsten Aussagen aus dem IPCC-Bericht:

  • Seit 1970 hat der vom Menschen erzeugte Ausstoß von
    Treibhausgasen um 70 Prozent zugenommen. Die Konzentration des wichtigsten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) übersteigt die in den vergangenen 650.000 Jahren natürliche Menge bei weitem.
  • Die weltweite Durchschnittstemperatur wird in diesem
    Jahrhundert voraussichtlich zwischen 1,1 und 6,4 Grad Celsius
    zunehmen.
  • Die Meersspiegel steigen in diesem Jahrhundert voraussichtlich zwischen 18 und 59 Zentimeter.
  • Wenn der Temperaturanstieg mehr als 1,5 bis 2,5 Grad
    Celsius beträgt, sind 20 bis 30 Prozent aller Tier- und
    Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.
  • Das Risiko extremer Wetterereignisse nimmt zu: Es wird
    mehr Überflutungen, Dürreperioden und Hitzewellen geben.
  • Einzigartige Biosysteme sind gefährdet: am Nord- und
    Südpol, in Hochgebirgsregionen und Korallenriffe.
  • Die Folgen des Klimawandels sind ungleich verteilt: Arme
    und alte Menschen leiden am stärksten darunter ebenso die Länder am Äquator, die in Afrika ohnehin zu den ärmsten Staaten gehören.
  • Am stärksten betroffen sind Afrika, die Arktis, kleine
    Inseln und die Riesen-Flussdeltas an den asiatischen Küsten.
  • Wenn der Temperaturanstieg auf 2,0 bis 2,4 Grad Celsius
    gegenüber vorindustriellen Zeiten beschränkt werden soll, muss der Gesamtausstoß von Treibhausgasen ab 2015 sinken.
  • Die Kosten für den Kampf gegen den Klimawandel belaufen
    sich selbst bei den ehrgeizigsten Szenarien auf weniger als 0,12 Prozent des jährlichen weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im teuersten Fall würden bis 2030 weniger als drei Prozent des BIP aufgewendet. (kas)