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Weltmeister Sagan gewinnt Paris-Roubaix

Calle Kops sid, dpa
8. April 2018

Peter Sagan aus dem deutschen Team Bora-hansgrohe siegt beim Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix, der von teils dramatischen Stürzen überschattet wird. Am schlimmsten erwischt es den belgischen Radprofi Michael Goolaerts.

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Weltmeister Peter Sagan stemmt sein Rad und jubelt (Foto: picture alliance/dpa/BELGA/Y. Jansens)
Bild: picture alliance/dpa/BELGA/Y. Jansens

Mit dreckverschmiertem Gesicht stemmte Peter Sagan auf der ehrwürdigen Betonpiste von Roubaix seine goldene Rennmaschine in die Höhe und ließ sich nach einem weltmeisterlichen Coup feiern. "Das ist einfach unglaublich, einer meiner größten Siege. Ich bin so glücklich", sagte der Radstar nach der Kopfsteinpflaster-Tortur beim 116. Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix, als er mit einer spektakulären Attacke 54 Kilometer vor dem Ziel die gesamte Konkurrenz düpiert hatte. Sagan, der im Schlusssprint den Schweizer Meister Silvan Dillier bezwang, bescherte damit am Sonntag seiner deutschen Mannschaft Bora-hansgrohe den größten Erfolg der neunjährigen Teamhistorie.

"Ich war frischer als in den letzten Jahren und ich hatte keinen Crash. Es lief nach Plan", ergänzte Sagan, der sich nicht einmal von einem lockeren Lenker aufhalten ließ. Es war eine Machtdemonstration des dreimaligen Weltmeisters auf den 257 Kilometern, davon 54,5 über die gefürchteten Pavés. Platz drei belegte in der sogenannten "Hölle des Nordens" der Niederländer Niki Terpstra.

Deutsche Radprofis chancenlos

Die deutschen Hoffnungen erfüllten sich dagegen nicht. John Degenkolb, der 2015 auf der alten Betonpiste im Vélodrome von Roubaix noch gewonnen hatte, erreichte bei seinem Lieblingsrennen mit großem Rückstand das Ziel und musste damit eine weitere Enttäuschung in diesem Frühjahr einstecken. Tony Martin wurde unterdessen ein schwerer Sturz 48 Kilometer vor dem Ziel zum Verhängnis, als er unter anderem mit seinem früheren Teamkollegen Alexander Kristoff kollidierte. Bester Deutscher war der junge Hürther Nils Politt auf Platz sieben. Schon bei der Flandern-Rundfahrt war der 24-Jährige bester Deutscher.

Radprofi Michael Goolaerts liegt am Boden und wird behandelt (Foto: picture alliance/Augenklick/Roth)
Michael Goolaerts stürzt schwer und wird behandeltBild: picture alliance/Augenklick/Roth

Schlimmer als Martin erwischte es den belgischen Radprofi Michael Goolaerts vom Team Veranda's Willems-Crelan, der mit dem Helikopter ins Krankenhaus nach Lille gebracht werden musste und sich in einem ernsten Zustand befinden soll. Der 23-jährige Goolaerts musste nach dem Unfall auf dem zweiten Kopfsteinpflaster-Sektor Briastre offenkundig reanimiert werden, wie TV-Aufnahmen nahelegten. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf Feuerwehrleute, dass Goolaerts bewusstlos am Straßenrand von Ersthelfern versorgt wurde. Nachrichten über seinen Gesundheitszustand ließen bei Rennende noch auf sich warten.

Team Bora darf sich freuen

Sagan hatte bereits frühzeitig seine großartige Show begonnen. Wie einst Klassikerkönig Fabian Cancellara pflügte Sagan im Express-Tempo über die Feldwege aus den Zeiten Napoleons. Nicht einmal das übermächtige belgische Quick-Step-Team mit Flandern-Champion Terpstra vermochte gegen den dreimaligen Weltmeister etwas auszurichten. Und als sich Sagans Lenker lockerte, holte er sich kurzerhand am Materialwagen einen Schraubenschlüssel und fuhr allen davon. Nur Dillier, der aus einer frühen Ausreißergruppe noch übrig geblieben war, ließ sich nicht abschütteln. Im Sprint hatte er gegen Sagan aber klar das Nachsehen.

Weltmeister Peter Sagan rollt jubelnd über die Ziellinie in Roubaix (Foto: Getty Images/AFP/J. Pachoud)
Heute unbezwingbar: Weltmeister Peter Sagan am Ziel in Roubaix, Silvan Dillier (r.) kann nur zuschauenBild: Getty Images/AFP/J. Pachoud

Damit macht sich die millionenschwere Verpflichtung des exzentrischen Stars für Bora immer mehr bezahlt. Nach Etappensiegen bei Tour, Giro und Vuelta sowie Sagans Sieg bei Gent-Wevelgem war es für die Mannschaft von Teamchef Ralph Denk der erste große Klassiker-Erfolg. Noch in der vergangenen Woche hatte sich Sagan beschwert, dass die restlichen Teams nur gegen ihn arbeiten würden anstatt bei der Aufholjagd gegen Quick Step zu helfen. Diesmal übernahm der Slowake gleich selbst die Initiative und zeigte seine außerordentlichen Fähigkeiten.

ck/mrl (dpa)