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ITF stellt sich gegen Williams

12. September 2018

Nach dem Eklat beim Finale der US Open zwischen Serena Williams und Naomi Osaka stärkt der ITF den Schiedsrichter. Williams hatte ihm Sexismus vorgeworfen. Boris Becker äußert sich und eine Karikatur sorgt für Ärger.

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US Open Finale Serena Williams
Bild: USA Today Sports/R. Deutsch

Der Tennis-Weltverband ITF hat sich nach dem skandalösen Auftritt von Superstar Serena Williams im Damen-Finale der US Open voll und ganz hinter die Entscheidungen des Schiedsrichters gestellt. "Carlos Ramos ist einer der erfahrensten und respektiertesten Schiedsrichter im Tennis", lautet der Text einer offiziellen ITF-Stellungnahme. "Seine Entscheidungen waren im Einklang mit den entsprechenden Regeln und die Entscheidung, Serena Williams für drei Vergehen zu bestrafen, wurde bestätigt."

Williams war zunächst dafür verwarnt worden, weil ihr Trainer Patrick Mouratoglou von der Tribüne aus Zeichen gegeben hatte. Dies ist verboten, unabhängig davon, dass Williams die Signale nach eigener Aussage gar nicht mitbekommen hatte. Im zweiten Satz ärgerte sich Williams so sehr über ein verlorenes Spiel, dass sie ihren Schläger zertrümmerte. Williams war da bereits in voller Fahrt und diskutierte immer wieder mit dem Schiedsrichter über die - aus ihrer Sicht ungerechten - Bestrafung wegen unerlaubten Coachings. Wenig später bezeichnete sie Ramos in der Spielpause beim Seitenwechsel als "Lügner" und "Dieb". Der Schiedsrichter verhängte daraufhin die dritte Strafe, die ein ganzes Spiel und einen Punkt Abzug bedeutete. Williams lag nun 3:5 und 0:15 hinten und verlor das Match kurze Zeit später. Zuvor ließ sie aber noch einen Oberschiedsrichter auf den Platz kommen, der ihr helfen sollte, aber die Entscheidungen Ramos' unterstützte.

Die ITF äußerte Verständnis dafür, dass die Vorfälle am vergangenen Samstag Debatten auslösen, legte aber Wert darauf, dass "Herr Ramos seine Pflichten gemäß den Regeln erfüllt habe und jederzeit professionell und integer gehandelt hat".

Sexismus-Debatte spaltet Tenniswelt

Williams hatte Ramos nach dem Match in der Pressekonferenz unter anderem Sexismus vorgeworfen. Sie wurde für ihre Ausfälle mit einer Geldbuße in Höhe von 17.000 Dollar (14.700 Euro) belegt. Doch besonders die Sexismusvorwürfe sorgten für Wirbel. Williams erhielt dafür von der Spielerinnen-Vereinigung WTA Rückendeckung. Es dürfe bei der Toleranz gegenüber den Gefühlsausdrücken keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf dem Tennisplatz geben, hieß es in einem Statement der WTA. Auch Tennis-Idol Billie Jean King aus den USA und die frühere Weltranglisten-Erste Victoria Asarenka aus Weißrussland äußerten Zustimmung.

Kartoon | Serena Williams  von Mark Knight (picture-alliance/dpa/AP Photo/Heral Sun-News/M. Knight)
Bild: picture-alliance/AP Photo/Herald Sun-News/M. Knight

Eine andere Sichtweise brachte die australische Tageszeitung "The Herald Sun" mit einer Karikatur zum Ausdruck, die Williams nicht sehr vorteilhaft darstellt. Der Cartoon sorgte für heftige Reaktionen in den sozialen Medien. Erneut war von Sexismus und Rassismus die Rede. Die Zeitung wehrte sich gegen die Vorwürfe. Zusammen mit weiteren Karikaturen bekannter Persönlichkeiten und dem Titel "Welcome to PC World" wurde die Karikatur erneut am Mittwoch veröffentlicht - auf der Titelseite. "PC" steht für "Political Correctness" und meint eine diskriminierungsfreie Einstellung.

"Satirefreie Zone" steht neben den Zeichnungen auf der Titelseite: "Wenn sich die selbst ernannten Zensoren von Mark Knight durchsetzen, wird unser neues politisch korrektes Leben sehr langweilig", schrieb die "Herald Sun". Knight verteidigte sich: Es ginge in der Zeichnung nur um Williams' Ausraster auf dem Tennisplatz. 

Becker: "Sie ist komplett ausgeflippt"

Direkt nach dem Match hatte der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker kritisierte Williams dagegen im TV-Sender Eurosport und sagte, sie sei "komplett ausgeflippt". "Sie hat eine Diskussion mit dem Schiedsrichter angefangen, die man als Spieler nie gewinnt", sagte Becker. "Sie hat emotional nicht mehr aufhören können. Sie kann hier nicht vor Millionen von Menschen dem Schiedsrichter sagen, er ist ein Lügner." Die 36-Jährige habe dann bei der Siegerehrung zum Glück die richtigen Worte gefunden, um das Publikum zu beruhigen, deswegen sei sie ein großer Champion.

Boris Becker ehemaliger Tennisspieler
Boris Becker hatte in seiner Karriere auch die eine oder andere Diskussionen mit dem SchiedsrichterBild: Reuters/N. Hall

Das Verhalten der Zuschauer fand die Damen-Verantwortliche im deutschen Tennis, Barbara Rittner, "extrem unangemessen" und sagte bei Sport1 zu Williams: "Sie hatte Glück, dass sie nicht komplett disqualifiziert wurde." Die Sexismus-Vorwürfe bezeichnete Rittner dagegen als übertrieben: "Die ganze Sexismus-Debatte ist meiner Meinung nach an den Haaren herbeigezogen. Carlos Ramos würde auch in einem Herren-Finale entsprechende Verwarnungen aussprechen", sagte sie, meinte aber auch, der Schiedsrichter hätte mehr "Fingerspitzengefühl" zeigen können.

Herren-Sieger Novak Djokovic sah dagegen Fehler beim Schiedsrichter, weil er den Ausgang des Matches beeinflusst habe. Er hätte Williams nicht an die Grenze treiben sollen. "Wir alle machen Emotionen durch, besonders wenn du um eine Grand-Slam-Trophäe kämpfst", sagte der Serbe. Er forderte aber auch Verständnis für Ramos, für den es eine schwierige Situation gewesen sei.

asz/ck (sid, dpa)