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Wenig Hoffnung für Bergleute in China

18. Oktober 2010

Die Zahl der Toten bei einem Grubenunglück in der zentralchinesischen Provinz Henan ist auf mindestens 31 angestiegen. Sechs Arbeiter der Kohlemine werden nach einer Gas-Explosion noch vermisst.

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Berkwerk in China (Foto: AP)
Unglücksort YuzhouBild: AP

Die Bilder sind noch präsent: Einer nach dem anderen kamen sie aus dem Dunkel der Mine hoch an die Erdoberfläche, die 33 in Chile verschütteten Bergleute. Am Samstag hatte sich das nächste Unglück in einem Bergwerk ereignet - dieses Mal in China.

Nach der Explosion in einer Kohlegrube stieg die Zahl der Opfer am Montag (18.10.2010) auf mindestens 31 Kumpel. 239 konnten sich retten, wie die chinesischen Behörden mitteilten, sechs werden noch immer vermisst. Ursache für den Unfall war wohl ein Gasleck. Obwohl die Überlebenschancen der Bergarbeiter als sehr gering angesehen werden, setzten die Rettungsmannschaften die Suche nach ihnen am Montag fort.

Rettungskräfte in China versuchen Verschüttete eines Grubenunglücks zu bergen (Foto: picture-alliance/dpa)
Die Rettungskräfte müssen sehr vorsichtig seinBild: picture alliance / dpa

Die Rettungsaktion in der Zeche Yuzhou gestaltet sich äußerst gefährlich. Überall im Bergwerk hat sich Kohlenstaub ausgebreitet, der in Verbindung mit Luft in bestimmten Konzentrationen zu weiteren Explosionen führen kann. Der Vizechef des Rettungseinsatzes, Du Bo, erklärte zudem, dass die Gefahr von Steinschlägen in dem instabilen Stollen sehr groß sei. Kohle blockiere den Schacht, was die Rettungsaktion behindere. Die Helfer sagen voraus, dass es bis Mittwoch dauern könnte, den Schacht freizuräumen.

Rettung unter Druck

Chinesische Polizisten vor einem Haus (Foto: AP)
Helfer, die derzeit nicht viel tun könnenBild: AP

Der chilenische Präsident Miguel Juan Sebastian Pinera bot nun Hilfe für die Bergung an. Die Chinesen könnten auf die Chilenen zählen. Erst am Donnerstag waren die 33 chilenischen Bergleute in einer sehr aufwändigen Aktion gerettet worden. Sie waren etwa zwei Monate tief unter der Erde eingeschlossen.

Auch in China wurde ausführlich darüber berichtet - vor allem weil die Rettungskapsel an einem Spezialkran aus China hing. Nach der ausgiebigen Propaganda stehen die chinesischen Behörden nun unter Druck sowohl transparent über das Unglück zu informieren als auch alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Verschütteten zu retten.

Kohle um jeden Preis

Die Kohlemine befindet sich im Bergwerk Yuzhou in der zentralchinesischen Provinz Henan und ist nicht zum ersten Mal Schauplatz eines tödlichen Unfalls. Bereits 2008 hatte es eine Explosion mit 23 Toten in dem Bergwerk gegeben. Auch damals wurde das Unglück durch ein Gasleck verursacht, hieß bei der staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Die Yuzhou-Mine gehört zu einem Teil dem Staatsunternehmen China Power Investment Corp und einer weiteren Firma. Auch sie sorgt dafür, dass der massive Energiehunger der Chinesen gestillt wird: zu rund 70 Prozent decken sie diesen durch Kohle. Trotzdem wird in den meisten Bergwerken der Volksrepublik China massiv gespart, wenn es um die Ausbildung der Arbeiter und um Sicherheitsvorschriften geht. Nicht umsonst gelten die Gruben als die gefährlichsten der Welt, wie Experten immer wieder warnen. Allein im vergangenen Jahr starben offiziellen Angaben zufolge 2600 Arbeiter in den Stollen.

Die chinesische Regierung betont immer wieder, sie werde gefährliche Minen schließen und hat auch allein in diesem Jahr 1600 illegale Kohlegruben geschlossen. Dennoch ereignen sich auch immer wieder Unglücke - das letzte große liegt noch nicht lange zurück: Im April wurden 115 Bergleute nach einer Überflutung in einer Mine eingeschlossen. Sie hatten Glück und konnten nach etwas mehr als einer Woche gerettet werden.

Trotzdem ist die Zahl der Opfer 2010 insgesamt gestiegen. Die Regierung hat nun angekündigt, landesweit Bergwerke zu inspizieren. Angesetzt ist die Prüfung für Ende Oktober. Viel Zeit nehmen sich die Behörden aber nicht - in zehn Tagen sollen die Inspektionen abgeschlossen sein.

Autor: Nicole Scherschun, Marion Linnenbrink (dpa, ap, afp)

Redaktion: Dirk Eckert