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Insolvenzen

30. Januar 2012

Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland ist im vergangenen Jahr stark zurück gegangen. Auch für 2012 sieht es nicht allzu schlecht aus. Doch in den Euro-Krisenländern werden wieder zahlreiche Firmen aufgeben.

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Buchstaben-Puzzle "Insolvenz" (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance / ZB

Rund 30.000 Unternehmen in Deutschland schlitterten im vergangenen Jahr in die Zahlungsunfähigkeit. Im Vergleich zu 2010 entspreche das einem Rückgang von 6,2 Prozent, so eine aktuelle Studie der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel.

Die gute Konjunktur hat den Unternehmen die Auftragsbücher gefüllt. Auch für dieses Jahr erwartet die Wirtschaftsauskunftei keinen Negativtrend, vorausgesetzt, die wirtschaftliche Lage wird sich nicht spürbar verschlechtern: "Aktuell gehen wir davon aus, dass die Firmeninsolvenzen auch im Jahr 2012 weiter sinken werden - aber nicht mehr so stark wie 2011", sagt der Insolvenzexperte Oliver Ollrogge von der Auskunftei Bürgel: "Wir gehen von einem Rückgang bis zu einem Prozent aus."

Restriktive Kreditvergabe kann zum Scheitern führen

Zu den häufigsten Ursachen für Firmenpleiten gehören ausbleibende oder stornierte Aufträge. Nicht selten reißen auch zahlungsunfähig gewordene Firmen weitere Unternehmen mit in die Insolvenz. Ein weiterer Grund ist nach Angaben der Hamburger Auskunftei die restriktive Kreditvergabe der Banken. Vor allem kleine und junge Unternehmen können dabei auf der Strecke bleiben. Darüber hinaus können innerbetriebliche Fehler wie falsche Markteinschätzung oder fehlende Wettbewerbsfähigkeit zum Scheitern führen.

Infografik Unternehmensinsolvenzen 2002-2011 (DW)

Auch der weltweit führende Kreditversicherer Euler Hermes sieht angesichts einer nachlassenden Konjunktur für 2012 ein Ende der positiven Entwicklung bei Firmeninsolvenzen. So erwartet Euler Hermes ein Prozent weniger Pleiten im Baugewerbe, im Handel und im Dienstleistungssektor. Für die exportabhängige Industrie rechnet der Kreditversicherer nach der zurückliegenden Erholung dagegen mit einem Anstieg von zwei Prozent.

Die Schuldenkrise birgt Unsicherheit

Die europäische Schuldenkrise und die damit verbundene Unsicherheit werden in diesem Jahr dem guten Wirtschaftsklima in Deutschland zu schaffen machen, sagt Euler Hermes-Chefvolkswirt Romeo Grill: "Daher erwarten wir in Deutschland eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums auf 0,8 Prozent in diesem Jahr. Und die bislang positive Insolvenzentwicklung wird sich verlangsamen." Das bedeute: "Der positive Trend kommt fast zum Stillstand."

Schilder Quelle, Arcandor (Foto: dpa)
Spektakuläre Firmenpleiten sind nicht zu erwartenBild: picture-alliance/ dpa

Die Zeit der spektakulären Firmeninsolvenzen in Deutschland scheint aber vorerst vorbei zu sein. Das Pleitejahr 2009 ist fast schon vergessen, obwohl damals namhafte Unternehmen wie der Handelskonzern Arcandor, der Versandhändler Quelle oder auch der traditionelle Porzellanhersteller Rosenthal unter gingen. Und auch das Einzelhandelsunternehmen Woolworth verschwand aus deutschen Innenstädten.

In den Eurokrisenländern steigen die Pleiten

Euler Hermes-Chefvolkswirt Romeo Grill glaubt nicht, dass die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland rasch zunehmen wird, wenn sich die europäische Schuldenkrise weiter verschärfen sollte. Insolvenzen seien nun einmal ein typischer Spätindikator der Konjunktur, sagt Grill: "Rapide steigende Pleitezahlen sind deshalb nicht zu erwarten."

In den Euro-Krisenstaaten allerdings haben die Unternehmen nach der Euler Hermes-Studie weiterhin mit einer schlechten wirtschaftlichen Lage zu kämpfen. Daher werden auch die Firmenpleiten in einigen Ländern zulegen: "2012 steigt in Griechenland die Zahl noch einmal um 26 Prozent, nach 35 Prozent im vergangenen Jahr. In Portugal steigt sie um elf Prozent, nach 17 Prozent. Und in Spanien erwarten wir eine Zunahme von 20 Prozent, nach 13 Prozent in 2011", so Chefvolkswirt Romeo Grill.

Exportpartner Frankreich schwächelt

In Frankreich nehmen die Firmenpleiten nach Angaben von Euler Hermes um vier Prozent zu - auf rund 64.400. Das werde der deutsche Außenhandel zu spüren bekommen. Denn Frankreich sei das wichtigste europäische Land für die deutsche Exportwirtschaft, so Grill. Frankreich stehe vor einer deutlichen wirtschaftlichen Abschwächung: "Das Wirtschaftwachstum dürfte sich dort in diesem Jahr auf 0,4 Prozent belaufen – nach 1,6 Prozent im Vorjahr. Das ist schon eine relativ scharfe Bremsung."

Container (Foto: dpa)
Der Export bekommt die Schuldenkrise zu spürenBild: picture-alliance/dpa

Insgesamt schlägt sich nach Euler Hermes die Eintrübung der Weltwirtschaft 2012 in einem Wiederanstieg der internationalen Unternehmensinsolvenzen nieder: Nach dem Rückgang von drei Prozent im Vorjahr rechnet der Versicherer für 2012 mit einem Zuwachs von etwa drei Prozent.

Autorin: Monika Lohmüller
Redaktion: Henrik Böhme