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Schlechtes Wetter, weniger Verkehrstote

Conrad Naomi10. Juli 2013

2012 kamen weniger Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Der Grund: Das schlechte Wetter, das vor allem Motorradfahrer von den Straßen hielt.

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Ein Auto fährt an einem Holzkreuz vorbei (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Man habe die Journalisten wohl "ziemlich mit Zahlen bombardiert", so der Pressesprecher etwas entschuldigend - aber es sei nun mal eine der detaillreichsten Studien, die das Statistische Bundesamt zur Verfügung stellen könne: Jedes Jahr veröffentlicht das Bundesamt seine Daten zur "Unfallentwicklung auf deutschen Straßen". Nach Angaben der Autoren der diesjährigen Studie, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde, starb 2012 alle zwei Stunden ein Mensch auf Deutschlands Straßen. Insgesamt waren es 3600 Verkehrstote, ein Rückgang von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "So wenig Verkehrstote wie noch nie seit 1950", erklärte Roderich Egeler, der Präsident des Statistischen Bundesamtes.

Der Grund: Die Wetterverhältnisse seien 2012 insgesamt schlechter als im Vorjahr gewesen, sagte Ingeborg Vorndran, Leiterin des Referats "Verkehrsunfälle" des Statistischen Bundesamtes. Denn bei schlechtem Wetter würden weniger Motorrad- und Fahrradfahrer - zwei besonders gefährdete Gruppen - sich auf die Straße trauen. Außerdem würden Menschen bei schlechtem Wetter meist vorsichtiger fahren. Hinzu käme auch ein insgesamt verbessertes Fahrverhalten, sowie bessere Sicherheitsaustattungen wie Airbag oder Sicherheitsgurt. Das hat allerdings nichts an der Gesamtzahl der polizeilich erfassten Unfälle geändert, die 2012 bei 2,4 Millionen Unfällen lag. Im Vergleich zu den letzten 20 Jahre sei die Gesamtzahl damit auf einem kontinuierlichen Niveau zwischen 2,2 und 2,4 Millionen geblieben, fügte Egeler hinzu.

Schüler stürmen jubelnd aus dem Schulgebäude. (Foto: Patrick Seeger dpa/lsw)
Mit dem Beginn der Schulferien fahren viele Familien in den Urlaub - damit steigt die UnfallgefahrBild: picture-alliance/dpa

Zu schnelles Fahren

Die größte Unfallursache sei die "nicht angepasste Geschwindigkeit" gewesen, erklärte Egeler. Fast 40 Prozent aller Todesopfer sei auf zu schnelles Fahren zurückzuführen, auf den Autobahnen sei es sogar fast die Hälfte. Allerdings ereigneten sich fast drei Viertel aller Unfälle innerhalb von Ortschaften. Obwohl sich nur etwa 20 Prozent aller Unfälle sich auf Landstraßen - also Straßen außerhalb von Dörfern und Städten - ereigneten, starben dort mehr als die Hälfte der 3600 Todesopfer. Die häufigste Unfallursache: Ein "Baumaufprall", so Egeler, bei dem der Fahrer in einer Kurve die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert und gegen einen Baum am Straßenrand fährt.

Die Autobahn, dahingegen, gelte als die "sicherste Straßenklasse in Deutschland": Auf deutschen Autobahnen, auf denen keine Geschwindigkeitslimits gelten, entfielen 10,8 Prozent der Verkehrstote. Die gefährdetest Gruppe im Straßenverkehr sind noch immer die 18 bis 24-Jährigen, die 17 Prozent aller Getöteten und 18,6 Prozent aller Verletzten ausmachten, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nur 8,1 Prozent betrug. Der häufigste Unfallgrund: zu schnelles Fahren, gefolgt von einem zu geringen Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern. Insgesamt ging die Zahl der Todesopfer allerdings um 17,1 Prozent zurück. "Eine solch starke Abnahme gab es in keiner anderen Altersgruppe", so Egeler. Ein Grund sei, dass immer mehr junge Erwachsene auf ein eigenes Auto verzichteten.

Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler (Foto: Rainer Jensen/dpa)
Roderich Egeler: "Die niedrigste Zahl seit 1950"Bild: picture-alliance/dpa

Nach den jungen Erwachsenen hätten Senioren das zweithöchste Sterberisiko im Straßenverkehr, häufig seien sie an Unfällen beteiligt, die sie selber verschuldet hätten, etwa durch das Missachten von Vorfahrtsregeln und Fehlern beim Abbiegen oder Wenden. Egeler wies darauf hin, dass in Zukunft immer mehr Senioren im Straßenverkehr eine Rolle spielen würden: Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung steige ständig und zudem seien Senioren heute aktiver als früheren Generationen.

Osteuropa am gefährlichsten

Im europäischen Vergleich steht  Deutschland relativ gut da: EU-weit kamen rund 27.800 Menschen im Starßenverkehr ums Leben, das entspricht  55 Todesopfern je eine Million Einwohner. Mit 44 Getöteten je eine Million Einwohner lag Deutschland innerhalb der 27 EU-Länder auf dem achten Platz, hinter Malta (26), Großbritannien (28) und Schweden (30). Auf Osteuropas Straßen sterben am meisten Menschen: Das Schlusslicht bildet Litauen (100 Todesopfer pro eine Million Einwohner), gefolgt von Rumänien (96) und Polen (93). 

Zum Abschluss wünschte Egeler den Journalisten noch eine gute Fahrt: "Kommen Sie sicher nach Hause." Statistisch gesehen stehen die Chancen gut: Von den Wochentagen, das ergibt die Studie, ist Freitag am unfallträchtigsten: 16,8 Prozent aller Unfälle mit Verletzten und Getöteten ereigneten sich an einem Freitag, die wenigsten (9,4 Prozent) am Sonntag.