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Wenn Wirtschaftswachstum zum Problem wird

8. Juni 2011

Laut einem neuen Bericht der Weltbank legt die Konjunktur in den kommenden Jahren weltweit weiter zu. In den Schwellen- und Entwicklungsländern könnte es dabei aber zu Überhitzungseffekten kommen, fürchten die Experten.

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Blick in ein Technologie-Unternehmen in Melaka in Malaysia (Foto: dpa)
Blick in ein Technologie-Unternehmen in MalaysiaBild: DPA

Die Weltkonjunktur nimmt nach Einschätzung der Weltbank nächstes Jahr neue Fahrt auf, doch droht der Boom der Schwellenländer zum ernsten Problem zu werden. Nach 3,2 Prozent in diesem Jahr sei 2012 und im Jahr darauf global sogar mit jeweils 3,6 Prozent Wachstum zu rechnen, heißt es im jüngsten Bericht der Organisation zu den weltweiten Wirtschaftsaussichten. Er wurde am Dienstagabend (07.06.2011) in Washington vorgelegt.

Warnung an Boom-Regionen Fernost und Lateinamerika

Die Zentrale der Weltbank in Washington (Foto: dpa)
Die Zentrale der Weltbank in WashingtonBild: ullstein - Giribas

Für die reichen Länder rechnet die Weltbank demnach mit vergleichsweise mageren 2,2 Prozent Wirtschaftswachstum für dieses Jahr, für 2012 und 2013 mit rund 2,6 Prozent. Die Euro-Zone sieht die Entwicklungshilfeorganisation indes bei lediglich 1,7 bis 1,9 Prozent Wachstum jährlich bis 2013. Auf den Industrienationen lasteten weiterhin hohe Arbeitslosigkeit, hohe Schulden und aus dem Lot geratene Staatsfinanzen, heißt es zur Begründung.

Ganz anders dagegen die Entwicklung in den Schwellen- und Entwicklungsländern: Für diese prognostiziert die Weltbank ein jährliches Plus von 6,3 Prozent bis 2013, nachdem sie 2010 bereits satt um 7,3 Prozent zugelegt hatten. Mit Blick auf Boom-Regionen wie Fernost oder Lateinamerika verschärfte die Organisation jedoch ihre schon sei einiger Zeit geäußerte Warnung vor Überhitzung. Risiken sieht die Weltbank vor allem durch einen neuen Ölpreisschock, sollte sich die Lage im Nahen Osten und in Nordafrika verschlimmern. Auch könnten neue Missernten die angezogenen Preise der Nahrungsmittel noch weiter in die Höhe treiben, mit verheerenden Folgen für die Armen.

"Die Finanzkrise ist für Entwicklungsländer vorbei"

Der Hauptautor des Weltbank-Berichts, Andrew Burns (Foto: AP)
Der Hauptautor des Weltbank-Berichts, Andrew BurnsBild: AP

"In vielen aufstrebenden Nationen bewegt sich die Wirtschaft jenseits ihrer Kapazitäten und riskiert Überhitzung", betonte Weltbank-Ökonom Hans Timmer bei der Vorlage des jüngsten Berichts. Das starke Wachstum habe zu einer Reihe neuer globaler Herausforderungen geführt, darunter höhere Rohstoffpreise und steigende Inflation. Nicht auszuschließen sei die Rückkehr destabilisierender Kapitalströme, wenn das Zinsniveau steige.

"Die Finanzkrise ist für die meisten Entwicklungsländer vorbei", ergänzte der Hauptautor des Berichts, Andrew Burns. Diese Staaten müssten sich nun darum kümmern, ihre während der Turbulenzen geschmolzenen Finanzreserven wieder aufzubauen. Den langfristigen Ausblick für aufsteigende Nationen bewertete er positiv. Diese Länder hätten in den vergangenen zehn Jahren ein starkes Wachstum an den Tag gelegt. "Es gibt jeden Grund anzunehmen, dass sie dies fortsetzen."

Autor: Stephan Stickelmann (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Ursula Kissel