"Wer das anders sieht, ist blind, oder will es sein" | Service | DW | 22.07.2006
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"Wer das anders sieht, ist blind, oder will es sein"

Die Gewalt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz ist unter Usern von DW-WORLD.DE ein kontroverses Thema. Das gilt auch für die türkischen Pläne, in den kurdischen Irak einzumarschieren. Mehr Feedbacks finden Sie hier.

Hat die Türkei das Recht in den Nordirak einzumarschieren?

Die Türkei hat keinesfalls das Recht in den kurdischen Nordirak einzudringen. Damit verstößt sie zum x-ten Male gegen geltendes Völkerrecht. Die israelischen Aktionen als Legitimitätsgrundlage zu nehmen, hilft auch nicht weiter und rechtfertigt den Schritt nicht im Geringsten. Türkische Regierungen haben seit Gründung der Republik bis heute nicht begriffen, dass mit militärischer Gewalt das kurdische Problem, das Südostproblem, wie viele Offizielle und die türkische Propaganda betonen, nie zu lösen ist. Mehr als zwölf Millionen Menschen mit anderem historischen und kulturellen Hintergrund, einer grundsätzlich anderen Sprache, lassen sich nicht einfach ignorieren und wegdefinieren. Diese Politik ist Ursache für alle kurdischen Aufstände bis zur PKK. Notwendig ist ein türkischer Gorbatschow, der endlich den Mut hat, seinem Land reinen Wein einzuschenken, dem kemalistischen Militärapparat zu trotzen und eine neue II. Republik konstituiert. Das bedeutet Mehrsprachigkeit mit Verfassungsrang (Beispiel Schweiz), eigen Kantonen (Bundesländern wie auch immer) und garantierte demokratische Teilhabe kurdischer Parteien auch in der türkischen Nationalversammlung (die Zehn-Prozent-Sperrklausel verhindert dies bis heute geschickt). Dieser demokratische Weg, der unter Umständen theoretisch auch ein Austritt der kurdischen Provinzen aus dem türkischen Nationalgebilde zu lassen könnte, bietet langfristig Gewähr, dass es zu keiner Gewalt kommt. Die Realität sieht leider anders aus. Diese Gedanken öffentlich zu formulieren, brächte mir in der Türkei mindest für fünf Jahre - als Terrorist verurteilt - Zuchthaus. Diese Politik treibt junge Männer und Frauen in die Berge zur PKK. Muss mensch dazu noch mehr ausführen? Alexander Kauz

Es ist schon erstaunlich, wie man diese Frage überhaupt stellen kann. Die USA fallen im Irak im Namen der Terrorbekämpfung ein, der nachweislich nichts mit El Kaida zu tun hat, und hinterlassen einen gewaltigen Scherbenhaufen. Zigtausende tote Zivilisten gehen auf deren Konto. Im gleichen Atemzug finden die USA es nicht legitim, wenn die Türkei die PKK bekämpft, die 30.000 Tote auf dem Gewissen hat und deren Hauptbasen sich im Irak befinden. Die USA haben auf ganzer Linie versagt und sind definitiv die allerletzten, deren Rat in Nahost-Fragen gefragt ist. Remzi Aru

(…) Die Türkei sollte sich mit den Kurden im eigenen Land an einen Tisch zu setzen und das Problem friedlich lösen - die Kurden sind schon lange dazu bereit. Stattdessen versucht sie nicht nur die friedlichen Kurden an den Rand der Gesellschaft zu drängeln, sondern bedroht die Kurden im Nordirak. Die Auseinandersetzungen finden in der Türkei statt und wenn man sich ansieht, wo das überwiegend ist, wird man unschwer erkennen, dass diese Gebiete weit von der türkisch-irakischen Grenze entfernt sind. In Wahrheit sucht die Türkei ein Vorwand, um eine friedliche und demokratische Entwicklung von Nordirak zu verhindern, weil dort die Kurden an der Macht sind. Anstatt also die Probleme im einigen Land zu lösen, will es die Kurden in einem anderen Land angreifen. Dazu sind sie auch natürlich bereit Hand in Hand mit dem Mullah-Regime Ahmadinedschads zusammenzuarbeiten. (…) Bangin Ciyayi

Israel-Libanon

Der Angriff ist völkerrechtswidrig und ein Verbrechen. Wer dies anders sieht, ist blind oder will es sein. Walter Mair

Wenn man versucht, Emotionen aus der Betrachtung dieses Konfliktes herauszuhalten, wird man wohl zur Erkenntnis kommen, dass Israel auf absehbare Zeit keine Beruhigung der Situation erwarten kann. Insofern ist das harte Vorgehen der Israelis nachvollziehbar. Helfen könnte nur eine massive Militäroperation Israels gegen die Hisbollah, mit der letztendlichen Zerschlagung der Organisation. Dann müssten der Iran und Syrien aus ihrer Deckung kommen und entweder in den Krieg eintreten, oder sich an den Verhandlungstisch setzen. Bert Greif

Die Interessen hinter der Hisbollah

These: Der Hisbollah-Anschlag, wird als Vorwand genommen, den Nahost-Konflikt eskalieren zu lassen. Darauf wurde schon gewartet. Das Ziel ist aber, den Iran zu provozieren, um gegen diesen Krieg führen zu können. Möglich ist dies nur, weil dies von der US-Regierung ebenfalls gewollt ist. Hagen Dietrich

Kaltschnäuziges Taktieren der USA im aktuellen Nahost-Konflikt

Kaltschnäuzig ist es sicher, wie sich Herr Bush da verhält, und ehrlich gesagt, mein Fall ist dieser Herr auch nicht. Aber schauen wir uns doch die Situation an. Da fliegen seit vielen Monaten regelmäßig Katjuscha-Raketen von Palästina und dem Süd-Libanon nach Israel. Relativ häufig sprengt sich ein durchgeknallter Palästinenser in die Luft und reißt dabei möglichst viele Zivilisten mit in den Tod. Die politischen Parteien in den Gebieten, aus denen heraus dies geschieht, sind beides: Terrorgruppe und politische Partei. Die Oberverantwortlichen sitzen im Exil in Syrien und im Iran und haben im Grunde die zweite Garde in die erste Reihe geschubst. Da stehen sie nun, die Nasrallas und Hanijahs, kriegen ihre Befehle übermittelt, koordinieren die Terroranschläge und machen nebenbei Politik. "Halt, ihr könnt mich nicht, ich bin doch immun!" Wie lange kann eine Regierung da zusehen? Dass die israelische Regierung nicht zimperlich ist, das ist schon immer jedem klar. Aber dieser Staat ist auch seit Jahrzehnten im dauernden Überlebenskampf. Und dann kommt die Hamas daher und nietet ein paar Soldaten um und greift sich einen als Geisel. Immer noch ist nichts passiert. Dann fliegen verstärkt Katjuschas und dann versteigt sich dieser Hanijah zu folgender Formel: "Wir nehmen die Zweistaatenlösung an, aber glaubt mir bitte keiner, dass das in irgendeiner Weise eine Anerkennung Israels bedeutet. Weiterhin möchten wir den Soldaten gerne weiter behalten, denn wir glauben, dass Unterstützung der Zweistaatenlösung reichen muss." Sagt mal, wundert ihr euch, noch, dass die Israelis da ausgetickt sind und am nächsten Tag einmarschiert sind? Mich wundert das nicht. Wenige Tage später greift sich die "Partei Gottes" zwei israelische Soldaten. Da liegt die Situation anders. In diesem Fall gibt es eine unmissverständliche Ankündigung, was passiert, wenn die Hisbollah so etwas noch mal macht. Außerdem beobachtet Israel seit Jahren die kontinuierliche Aufrüstung der Hisbollah mit wachsender Sorge. Der Casus Belli ist da, also auf sie mit Gebrüll. Und wie sieht ein moderner Krieg aus? Also, ein "Clean Cut" ist das wirklich nicht, zumal sich der Gegner zwischen den Zivilisten versteckt. Die Hisbollah nimmt die Zivilisten, unbeteiligte Kinder, Frauen und Männer, Junge wie Alte, in Geiselhaft. Da möchte ich es fast schon als großherzig bezeichnen, dass die israelische Arme eine möglichst große Fluchtwelle auslöst, bevor sie wirklich zur Sache geht. Eines muss man mal deutlich machen: Ein Dialog mit Palästinensern und Arabern ist, vorsichtig ausgedrückt, schwierig. Die moderaten Kräfte sind seit vielen Jahren in der Minderheit, und sobald sich einmal eine moderate Kraft konstituiert, zündelt irgend ein Extremist und bringt eine sich etwas entspannende Lage wieder zum Kochen. Jetzt mal ehrlich: Klar ist das, was Busch macht, kaltschnäuzig, und zynisch ist es obendrein, aber ist es nicht auch nachvollziehbar beziehungsweise verständlich? Toni Schlichting

Kann die EU in dem Konflikt erfolgreich vermitteln?

Mit der jetzigen Haltung gegenüber Israel auf keinen Fall. Die EU muss endlich Profil zeigen und Israel endlich unter Druck setzen, sei es politisch und/oder wirtschaftlich. Kein Land der Welt hat das Recht die Zivilbevölkerung und zivile Einrichtungen zu zerstören. Laut in Beirut lebenden Libanesen sind die Zerstörungen größer den je. Selbst im Bürgerkrieg gab es keine derart massiven Beschädigungen. Alles was in den letzten 16 Jahren aufgebaut wurde, ist innerhalb von fünf Tagen zerstört gewesen. Israel hat vom ersten Tage an nicht gegen die Hisbollah, sondern gegen die Zivilbevölkerung gekämpft. Europa hat die Pflicht, Profil zu zeigen. Christian Krüger

Besuch von Bush bei Merkel

Möchten Sie von jemandem umarmt werden, der hunderttausende von unschuldigen Toten auf dem Gewissen hat? Manfred Salewski

Meine Damen und Herren, einer Ihrer Kommentatoren sagte, dass Amerika uns braucht. Dieses Lied habe ich als Jungsozialist gelernt. Das ist nicht nur leicht übertrieben, das ist übertriebener Hochmut und absichtliche Irreführung. Amerika kann ohne uns überleben, wir aber nicht ohne die - nicht als ein freies demokratisches Land. Die letzten zehn Jahre wurde in Deutschland unvorstellbare Hass-Hetze gegen die USA betrieben, so dass leider viele Deutsche schon nicht mehr klar sehen. Das waren zehn verlorene Jahre für Freiheit und Demokratie in der Welt. Deutschland, zusammen mit seinen Partnern in Europa und den USA, hätten vielen, vielen Menschen zur Freiheit verhelfen können. Josef Bujtor

Arno-Breker-Ausstellung

Warum sollte die Ausstellung nicht "zulässig sein" Mir fällt wirklich kein Argument ein. Wer kann Kunst für zulässig oder nicht erklären? Für den einen ist es Kunst für den anderen Kitsch. Weil es während des NS-Regimes "in" war, muss es ja nicht unbedingt schlecht sein, schließlich fahren wir ja auch mit Volkswagen auf Autobahnen. Roland Kögele

Ein Künstler ist jemand, der unter Einsatz seiner Kreativität Dinge schafft (mit oder ohne praktischen Nutzen), die andere Leute anschauen, inspirieren, unterhalten. Ob er dabei - wissentlich oder unwissentlich - von anderen Leuten für politische Zwecke missbraucht wird, ändert nichts an seinen Kunstwerken. (…) Ist man ein Nazi, weil man einen schönen Körper in einer Skulptur abbildet? (…) Schaut euch Brekers Skulpturen an und nehmt sie als das, was sie sind: Skulpturen und Kunst. Redet lieber darüber, wie man den alltäglichen Rassismus in Deutschland bekämpfen kann, wie man gesetzlich endlich dem Fakt Rechnung tragen kann, dass Deutschland schon lange ein Einwanderungsland ist. Das Problem ist nicht Brekers Kunst, das Problem ist latente Ausländerfeindlichkeit, die sich z.B. bei der CDU in der populistischen Ablehnung von Einwanderungsgesetzen zeigt. Matthias Hoffrichter

Wurde in Deutschland nicht schon einmal verordnet, was "entartet" ist? Müssen wir jeden Mitläufer und Opportunisten der Nazis gleich als künstlerisch wertlos abstempeln? Wie hätte im so genannten Dritten Reich auch Kunst entstehen können? Welche schöne, neue Welt haben wir doch heute! Liepert

Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen. Die Redaktion von DW-WORLD.DE.

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