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Wer ist Kim Jong Un?

19. Dezember 2011

Nach dem Tod des langjährigen Machthabers Kim Jong Il haben die nordkoreanischen Staatsmedien seinen jüngsten Sohn Kim Jong Un den "großen Nachfolge" genannt. Doch wer ist eigentlich Kim Jong Un?

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Portrait Kim Jong Un (Foto:AP)
Es gibt nur wenige Fotos von Kim Jong UnBild: AP

Außerhalb des abgeschotteten Nordkorea ist wenig bekannt über den erwählten Sohn Kim Jong Un. Er wird auf Ende 20 geschätzt. Der junge Kim soll eine Schweizer Schule besucht haben und auch etwas Deutsch, Englisch und Französisch sprechen. "Er wird als umgänglich und freundlich geschildert", erklärt Werner Pfennig, Nordkorea-Experte der Freien Universität Berlin. "Kim Jong Un ist einer, der Streit unter Schülern schlichtete, der ein paar Fremdsprachenkenntnisse hat und dem Basketball gefällt. Aber all das sind nicht unbedingt Kriterien, auf die es ankommt, um ein Land zu führen." Es ist nichts darüber bekannt, wie Kim Jong Un innerhalb der Elite, der Streitkräfte, oder des Parteiapparats akzeptiert wird.

Vorbereitung auf den Machtwechsel

Vater Kim Jong Il und sein Sohn Kim Jong Un (Foto: DPA)
Nordkoreas verstorbener Staatschef Kim Jong Il (re.) wollte seinen Sohn (links im Bild) als Nachfolger in Stellung bringenBild: picture-alliance/dpa

Es sei notwendig, den Weg für die "heranwachsende Generation" zu bereiten, hatte sein Vater Kim Jong Il bei seinen letzten Besuchen beim großen Nachbarn China betont. Zusammen mit seinem Sohn war er im Herbst vergangenen Jahres in China zu historischen Orten gepilgert, die bereits sein eigener verstorbener Vater, der Gründer und sogenannte "Ewige Präsident" Nordkoreas, Kim Il Sung, besucht hatte. Experten vermuten, dass Kim Jong Il damit ein Zeichen setzen wollte, um bald eine weitere Vater-Sohn-Nachfolge einzuleiten und zu legitimieren.

Damit würde Kim Jong Un dem Beispiel des älteren Kim und dessen Vater Kim Il Sung folgen, sagt Werner Pfennig: "Damals war es so: Der Nachfolger wurde ernannt, aber der Alte war immer noch in Amt und hat sich dann schrittweise aus der Tagespolitik zurückgezogen." In diesem Fall waren die Zeiträume kürzer, nur etwa vierzehn Monate später, nach dem Tod seines Vaters, meldet die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA "An der Spitze der koreanischen Revolution steht nun Kim Jong Un, herausragender Führer von Partei, Armee und Volk."

Kim Jong Un: politisch unerfahren

Experten glauben, dass es älteren Parteimitgliedern schwerfallen könnte, einen so jungen - und politisch weitgehend unerfahrenen - Nachfolger zu unterstützen. Auch die Armee könnte seine Autorität herausfordern. Doch wie häufig bei dynastischen Nachfolgen würde vermutlich zunächst ein "Thronrat" den jungen Kim so beraten, dass eine Gruppe einflussreicher Leute die Macht in ihrer Hand behält, heißt es.

(Foto: AP)
Kim Jong Un im südkoreanischen FernsehenBild: AP

Dennoch hoffen ausländische Beobachter, dass Kim Jong Un aufgrund seiner Schul-Erfahrungen im Ausland stärker als sein Vater zu internationaler Kooperation bereit sei. "Mit dem anstehenden Machtwechsel verbinde ich schon die Hoffnung, dass eine pragmatische Politik betrieben wird", erklärt Werner Pfennig. "Dass es dieser dann neu zusammengesetzten Führung möglich sein wird zu erkennen: Eine Normalisierung auf der koreanischen Halbinsel ist für alle Beteiligten nützlich. Sie könnte dann wichtige Ressourcen, die jetzt ins Militär gesteckt werden, zivilen Aufgaben zuführen. Die gesamte Region würde davon profitieren."

Autorin: Ana Lehmann

Redaktion: Sybille Golte-Schröder