1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Drohungen aus Nordkorea

28. Oktober 2008

Die inner-koreanische Grenze scheint unüberwindlich - doch hin und wieder gelingt eine Flucht in den Süden. Der kommunistische Norden reagiert mit wüsten Drohungen.

https://p.dw.com/p/FitP
Grenzanlage (Quelle: AP)
Der einzige Übergang an der wohl bestbewachten Grenze der WeltBild: AP

An der schwer gesicherten inner-koreanischen Grenze gelten Fluchten bis heute als nahezu unmöglich. Die Demarkationslinie am 38. Breitengrad gilt als die am hermetischsten abgeriegelte Sperranlage der Welt - und als die gefährlichste. Dennoch meldete die südkoreanische Agentur Yonhap am Dienstag (28.10.2008) die Flucht eines Soldaten der nordkoreanischen Volksarmee über diese Grenze in den Süden. Bereits im April war einem nordkoreanischen Offizier die Flucht über die Landgrenze nach Südkorea gelungen. Er war der serste Nordkoreaner seit zehn Jahren, der die Sperranlagen zwischen beiden Landesteilen überwinden konnte.

Es gibt kaum Informationen...

Statue von Kim Il Sung (Quelle: AP)
Statue von Kim Il Sung (Vater von Kim Jong Il) in PjöngjangBild: AP

Die Geschichten, die Überläufer aus Nordkorea erzählen, erscheinen mitunter unwahrscheinlich, handeln sie doch vom Leben in einer bizarren Welt. Selbst Experten und Geheimdienste stehen mitunter vor unlösbaren Rätseln. So machen weiter Spekulationen um den Gesundheits- oder vielleicht auch Genesungszustand des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il die Runde. Aus nordkoreanischer Sicht sind derlei Spekulationen ohnehin Unfug, da das Land ja ein Staatsoberhaupt auf Ewigkeit hat, das erhaben ist über alle irdischen Krankheiten: Der 1994 verstorbene Diktator Kim Il Sung hatte das kommunistische Land seinem Sohn Kim Jong Il vererbt, der den Senior dann aus lauter Dankbarkeit zum Herrscher in Ewigkeit ausrufen ließ. Damit schien alles bestens sortiert, bis Kim Jong Il selbst plötzlich von der Bildfläche verschwand.

...aber viele Spekulationen

Mann in Uniform und Sonnenbrille (Quelle: AP)
Der Diktator, der sich als "der geliebte Führer" bezeichnen lässtBild: AP

Seit gut zwei Monaten wird über den Gesundheitszustand des Diktators spekuliert, der nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen war und mehrere Staatsfeierlichkeiten verpasste. In Südkorea und den USA wurde bald vermutet, der 66 Jahre alte Kim habe wahrscheinlich Mitte August einen Schlaganfall erlitten. Dies wurde allerdings von Nordkorea dementiert.

Am Montag hatte der japanische Fernsehsender Fuji berichtet, Kims Sohn habe sich in der vergangenen Woche in Paris mit einem Neurochirurgen getroffen, der kurz darauf nach Nordkorea gereist sei. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht, allerdings griff der südkoreanische Geheimdienstchef Kim Sung Ho die Version von der Reise des Sohnes nach Paris auf. Vor Parlamentsabgeordneten in Seoul sagte der Geheimdienstchef am Dienstag weiter, der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il habe sich nach Erkenntnissen seiner Behörde von seinem Schlaganfall erholt. Kim Jong Il sei zwar nicht vollständig gesund, habe aber keine Probleme, seine Pflichten zu erfüllen, so der südkoreanische Geheimdienstchef weiter.

In Japan wird unterdessen vermutet, dass sich Diktator Kim weiterhin im Krankenhaus befindet. Sein Gesundheitszustand sei nicht sehr gut, sagte Japans Regierungschef Taro Aso am Dienstag vor dem Parlament in Tokio unter Berufung auf Informationen des japanischen Geheimdienstes. Kim sei allerdings noch in der Lage, Entscheidungen zu treffen und es gehe ihm gut genug, seine täglichen Pflichten zu erfüllen, so Japans Regierungschef.

Diktiert der Diktator selbst?

In Südkorea hatte der Zustand des nordkoreanischen Diktators nicht nur diversen Spekulationen Auftrieb gegeben. Seit dem Antritt einer konservativen Regierung in Seoul Ende Februar hat sich das inner-koreanische Verhältnis spürbar abgekühlt. Der Dialog auf Regierungsebene ist derzeit unterbrochen. Zudem machen wieder verstärkt private Organisationen gegen die Diktatur im Norden mobil. So hatten am Montag erneut mehrere Organisationen heliumgefüllte Ballons mit rund 100.000 Flugblättern in Richtung Norden fliegen lassen. Darin wurden die Nordkoreaner zum Widerstand gegen das diktatorische Regime in Pjöngjang aufgerufen. Auch über diese Aktion beschwerte sich Nordkorea am Montag bei einem Treffen von Offizieren beider Länder. Insgesamt hatte Pjöngjang bereits in den vergangenen Wochen den Ton gegenüber dem Süden deutlich verschärft und mit dem Abbruch aller Beziehungen gedroht. Am Dienstag legte die nordkoreanische Staatsagentur KCNA dann nach.

Wer droht Südkorea die totale Vernichtung an?

Militärparade in Pjöngjang (Quelle: AP)
Militärparade in PjöngjangBild: AP

Die politische Führung in Seoul sei für die Verbreitung anti-nordkoreanischer Flugblätter durch südkoreanische

Gruppen verantwortlich. Sollte diese "Schmutzkampagne mit puren Lügen" weiter gehen, werde Nordkorea seinen Warnungen Taten folgen lassen. Zudem planten süd-koreanische Regierungsvertreter einen Präventivangriff. Solche Angriffsversuche würden jedoch mit Erstschlägen beantwortet, die "stärker sind als eine Atomwaffe", so die amtliche Nachrichtenagentur des kommunistischen Landes. Und weiter: "Die (südkoreanische) Marionetten-Regierung sollte nicht vergessen, dass unser eigener Präventivschlag alles in Asche legen wird, was sich der Nation und der Wiedervereinigung widersetzt". (lu)