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Bremen in der Krise

Olivia Fritz11. Dezember 2013

Ein halbes Jahr nach der Ära Schaaf hat sich sportlich nicht viel getan an der Weser. Werder Bremen ist höchstens Mittelmaß, wenn nicht sogar wieder ein Abstiegskandidat, meint DW-Sportreporterin Olivia Fritz.

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Themenbild Kolumne Flügelzange
Bild: DW

"Die Bremer Deiche hielten, die Werder-Abwehr nicht", schrieben die Online-Kollegen von Radio Bremen nach dem desaströsen 0:7 gegen den FC Bayern München, der höchsten Bremer Heimniederlage in ihrer Bundesligageschichte. In der Tat steht den Bremern das Wasser bis zum Hals. Dabei schwelgt man, denkt man typischerweise an Werder Bremen, eigentlich immer noch in Erinnerungen an glorreiche Zeiten. Was haben sie für einen herrlichen Offensivfußball gespielt! Sich einst mit den Größten in Europa gemessen. Trainer wie Otto Rehhagel und Thomas Schaaf an der Seitenlinie gehabt, die vor allem für eines standen: Konstanz. Und immer diese Ruhe an der Weser! Beschaulich, dieses kleine Hansestädtchen Bremen, wo dennoch internationaler Glanz herrschte mit Spielern wie Miroslav Klose, Claudio Pizarro oder Diego. Eine sympathische Truppe, die immer viele Tore geschossen hat.

Von all dem ist lange nichts mehr zu sehen beim SV Werder Bremen. Erst ging Manager Klaus Allofs (freiwillig), den Thomas Eichin ersetzte, und dann Trainer Schaaf (unfreiwillig). Es kam für teures Geld Robin Dutt, der nach neun Monaten keine Lust mehr hatte, seinen Vertrag als Sportdirektor des DFB zu erfüllen. Mit Dutt und Eichin sollte der Neuanfang her. Dies war vor einem guten halben Jahr. Und was ist seitdem geschehen? Rein sportlich nicht viel: Nach 15 Spieltagen rangiert Werder mit 16 Punkten auf Rang 14, wie schon nach Ende der letzten Saison. Von Abstiegssorgen will man aber nichts wissen in Bremen. Und ziemlich genervt reagiert die sportliche Führung auf kritische Fragen nach dem Debakel gegen die Bayern.

Viele Experimente - wenig Erfolg

Man müsse nach vorne sehen, es brauche Zeit. Dutt, der "Konzeptfußballtrainer", bittet seit Dienstbeginn um Geduld. Die Defensive, so sagte er damals, werde erst stabilisiert, für die Offensive werde es mehr Zeit benötigen. Die Fans an der Weser, noch immer vom Wunder träumend, fügten sich in ihr Schicksal, überhaupt wird im hohen Norden nicht so schnell aus der Haut gefahren wie in anderen Regionen Deutschlands. Dennoch: Werder begann die Saison mit einem Offenbarungseid. Aus im DFB-Pokal nach dem 1:3 gegen Drittligist Saarbrücken. Darauf folgten immerhin zwei Siege, aber auch drei Niederlagen in der Liga. In den letzten sechs Spielen kassierte Werder sage und schreibe 22 Gegentreffer. Positive Entwicklung: Fehlanzeige! Klamm ist der Verein noch dazu, außerdem fallen viele Spieler verletzt aus. Ein Schicksal, das aber auch andere Vereine trifft - fragen Sie zum Beispiel mal BVB-Trainer Jürgen Klopp!

Robin Dutt und Thomas Eichin halten eine Werder-Raute hoch
Gemeinsam für Werder: Robin Dutt (l.) und Thomas Eichin (r.)Bild: picture-alliance/dpa

Zwar ist man mit Marco Arnautovic eine Skandalnudel los, doch ohne die ebenfalls abgewanderten Topspieler Kevin de Bruyne und Abwehrchef Sokratis fehlen die wahren Führungsspieler. Ein Problem gibt es auch im Tor. Keeper Sebastian Mielitz wurde nach miserablen Leistungen vorsichtshalber aus dem Kasten geholt, sein Nachfolger Raphael Wolf hatte danach auch nicht viel zu lachen. Weder Stammformation noch System sind in Sicht. Dutt lässt rotieren, die Mannschaft ist verunsichert. Zwei Stürmer gegen Bayern aufzubieten, zeugt immerhin von Mut. Der Schuss ging allerdings mächtig nach hinten los. Bitter-süß klingen da die Worte von Bayern-Coach Pep Guardiola: "Ich weiß, dass die Bremer eigentlich besser spielen können."

Eichin, der seinem Trainer natürlich demonstrativ den Rücken stärkte, geht nun auf Spielersuche, aktuell führt diese ihn nach Turin. Vielleicht hat er dabei ja mehr Erfolg als sein zuletzt mehr als glückloser Vorgänger, der aktuelle Kader ist ein schweres Erbe. Und auch wenn die Uhren in Bremen langsamer ticken - allzuviel Zeit werden die Bremer nicht mehr bekommen.