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Werkzeugmaschinenindustrie ist optimistisch

Rolf Wenkel11. Februar 2015

Die deutschen Werkzeugmaschinenbauer haben 2014 das zweitbeste Produktionsergebnis ihrer Geschichte erzielt - und wollen das in diesem Jahr noch einmal um drei Prozent toppen.

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Symbolbild Deutschland Maschinenbau
Bild: dapd

Die deutschen Werkzeugmaschinenbauer sind ein kleiner, aber feiner Kreis. Die rund 300 Unternehmen bezeichnen sich gerne als das Herz der Industrie. Denn sie stellen die Maschinen her, die in der verarbeitenden Industrie gebraucht werden, etwa im Automobilbau oder im übrigen Maschinenbau. Werkzeugmaschinen können Miniaturmaschinen sein, die beispielsweise Löcher in haardünne Werkstoffe bohren, oder riesengroße Pressen, die für die passgenaue Umformung von Flugzeugblechen gebraucht werden.

Eine Branche also, die klassische Investitionsgüter herstellt - und folglich sehr stark konjunkturellen Schwankungen unterliegt, andererseits aber auch ein sehr zuverlässiges Konjunkturbarometer darstellt: Geht's den Werkzeugmaschinenbauern mit ihren knapp 73.000 Mitarbeitern gut, geht's der ganzen Wirtschaft gut.

Allerdings wissen Branchenexperten nicht so genau, wie sie das vergangene Jahr einordnen sollen. Denn erstmals seit drei Jahren musste die Zunft wieder einen Rückgang hinnehmen. Insgesamt produzierte die Branche Maschinen im Wert von 14,4 Milliarden Euro - ein Minus von einem Prozent. Andererseits ist das immer noch der zweithöchste Wert, den die Werkzeugmaschinenbauer jemals erwirtschaftet haben.

"Das Ergebnis schmerzt"

"Das Ergebnis schmerzt trotzdem", sagt Martin Kapp, Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW), "denn wir sind am Anfang des Jahres mit sehr viel Optimismus gestartet." Ab dem zweiten Quartal jedoch drehte der Umsatz ins Minus, die internationalen Krisen drückten auf die Investitionsneigung, und anders als erwartet sprang die Nachfrage in Asien, speziell in China und in anderen Schwellenländern, nicht an.

Immerhin: In diesem Jahr soll alles besser werden. Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie erwartet für 2015 ein Produktionsplus von drei Prozent. "Der niedrige Ölpreis und die Abwertung des Euro beleben die Investitionen und stärken damit auch die Nachfrage nach Werkzeugmaschinen", sagt Martin Kapp. "Unser Prognose-Partner Oxford Economics sieht für das laufende Jahr eine Besserung der Weltkonjunktur. Davon profitieren zum einen die großen Anwenderbranchen von Werkzeugmaschinen", weiß Kapp. Automobilindustrie und Maschinenbau in Deutschland - beide zusammen nehmen rund 70 Prozent der Werkzeugmaschinenproduktion ab - erwarten jeweils einen Produktionszuwachs.

Zum anderen stehe 2015 eine moderate weltweite Belebung der Nachfrage auf breiterer Basis ins Haus, was die Exporte beflügeln werde, so Kapp. Im internationalen Wettbewerb hat sich die Branche sehr gut geschlagen. Im Wettlauf mit den Japanern konnte sie ihren Spitzenplatz im Export trotz eines Rückgangs von fünf Prozent mit einem Anteil von 21 Prozent an den Weltausfuhren behaupten. Die Japaner profitierten vom schwachen Yen und steigerten ihren Export in Euro gerechnet um sieben Prozent.

"Wir sind gut aufgestellt"

Deutsche Hersteller gehören auch zu den Top-Drei der weltweit größten Produzenten. Hinter China und Japan belegen sie mit einem Anteil von 17,7 Prozent Platz drei. Die Japaner konnten vor allem aufgrund eines hohen zweistelligen Wachstums beim eigenen Werkzeugmaschinenverbrauch stark zulegen.

Martin Kapp, Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken
Martin Kapp: "Wir sind gut aufgestellt"Bild: VDW

"Wir sehen mit verhaltenem Optimismus auf das laufende Jahr, denn die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie als Produktionsausrüster für die Welt ist in guter Verfassung", resümiert Kapp. Die Branche verkenne jedoch nicht, dass nach wie vor zahlreiche Risiken durch die vielen Krisen rund um die Welt bestünden. Und sie vermisst deutlichere Wachstumssignale in vielen wichtigen Märkten.

Risiko Russland

"Das größte derzeit absehbare Risiko für unsere Branche ist das Russlandgeschäft" sagt der VDW-Vorsitzende. Starke Rückschläge gab es schon 2013 durch eine ausgeprägte Wachstumsschwäche, ein abnehmendes Interesse der Investoren, die ihr Kapital abzogen, steigende Zinsen und schließlich den freien Fall des Rubels. Seit Anfang 2013 hat sich sein Wert zum Euro bis heute halbiert. Im gleichen Zeitraum ging die russische Industrieproduktion zurück. Die Bestellungen deutscher Werkzeugmaschinen sanken auf weniger als die Hälfte des Wertes von 2013.

Große Chancen für das Geschäft mit den USA sehen die Werkzeugmaschinenhersteller dagegen durch den zügigen Abschluss des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP. Für sie steht der uneingeschränkte Marktzugang zu gleichen Bedingungen wie für heimische Hersteller im Mittelpunkt. "Vor allem die Angleichung technischer Standards erlaubt es deutschen Firmen ohne Mehraufwand ihre Produkte im Schnitt um gut 20 Prozent preiswerter anzubieten", sagt der VDW-Vorsitzende Kapp. Mit einem Anteil von rund zehn Prozent sind die USA der zweitgrößte Markt für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie.