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Westafrikas Klimaforschung wächst

Richard A. Fuchs, Berlin 9. Juli 2015

WASCAL ist ein Forschungsnetzwerk in Westafrika, das die Folgen des Klimawandels untersucht. Bis 2017 wird es von Deutschland finanziert. In Berlin wurden jetzt die Weichen für die Zeit danach gestellt.

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Drei afrikanische Klima-Experten mit Laptop (Foto: WASCAL/BMBF 2015)
200 junge Westafrikaner wurden zu Klima- und Landnutzungs-Experten fortgebildet. Viele weitere sollen folgenBild: WASCAL/BMBF 2015

Früher musste Peter Dery auch schon mal aus Forschungsgründen nach Europa reisen. Aus recht simplen Gründen, wie der Klimapolitik-Koordinator aus Ghana sagt: "Wenn man in unseren Ländern solide Daten über Afrika braucht, dann muss man oft nach Europa kommen." Diese Zeit ist seit 2012 vorbei - seit es die Forschungsinitiative WASCAL gibt.

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) hatte nun die Forschungs- und Bildungsminister der westafrikanischen Partnerländer nach Berlin eingeladen, um über die Weiterentwicklung jener Forschungskooperation zu sprechen, die für Klima-Koordinator Dery eine neue Zeitrechnung anbrechen ließ: "Mit WASCAL bekommen wir Daten zum Klimawandel aus Afrika - und das in Afrika."

Klima-Koordinator Peter Dery aus Ghana (Foto: DW/J. Karl)
Klima-Koordinator Peter Dery aus GhanaBild: DW/J. Karl

WASCAL, eine von zehn westafrikanischen Staaten und Deutschland ins Leben gerufene Forschungsinitiative, hat eigenständige Forschungskapazitäten im Kampf gegen Klimawandel und Landerosion in der Region aufgebaut. Statt Daten teuer von ausländischen Firmen einzukaufen, werden sie jetzt vom qualifizierten Wissenschaftsnachwuchs aus Westafrika selbst gewonnen. Mit dabei sind die Länder Ghana, Benin, Togo, Burkina Faso, Gambia, Elfenbeinküste, Niger, Nigeria, Senegal, Mali und Deutschland. "Damit hat die Forschungsinitiative 'West African Science Service Center on Climate Change and Adapted Land Use' eine wichtige Lücke geschlossen", sagt Dery, der inzwischen Mitglied des Aufsichtsgremiums von WASCAL ist.

Finanzierung ab 2017 gesichert

In Berlin wurde jetzt über die Weiterentwicklung des Projekts WASCAL beraten. Und bereits nach wenigen Stunden intensiver Gespräche konnte Bundesforschungsministerin Wanka einen Erfolg vermelden: Demnach sagten die afrikanischen Partner zu, die Finanzierung des Projekts ab 2017 selbst zu übernehmen. Deutschland hatte das Projekt für die ersten fünf Jahre mit 50 Millionen Euro unterstützt. "Wir haben hier etwas gesichert, was wir immer anstreben, was wir aber nicht immer erreichen, nämlich die Langfristigkeit und Nachhaltigkeit von Projekten", freute sich Wanka.

WASCAL-Mitarbeiter beim Versuchsaufbau (Foto: WASCAL/BMBF 2015)
Neue Forschungsstationen vor der Haustüre: Ein WASCAL-Mitarbeiter beim VersuchsaufbauBild: WASCAL/BMBF 2015

Mahama Ayariga, Minister für Umwelt, Wissenschaft und Innovation aus Ghana, hob mit Blick auf die vergangenen drei Jahre intensiver Kooperation hervor, wie effizient der regionale Forschungsverbund arbeite: "Wir müssen hier keine Doppelstrukturen aufbauen, um die notwendigen Daten im Kampf gegen den Klimawandel zu bekommen, sondern genau hier zeigt sich der große Vorteil, Daten gemeinsam zu analysieren und sie dann allen zur Verfügung zu stellen", so der Minister.

Ein regionaler Forschungsverbund - mit Modellcharakter

Ein regionales Netzwerk von Forschungstationen verbindet die Länder Burkina Faso, Ghana und Benin. Dort werden Daten zu Klima, Wasser, Biodiversität und Landnutzung erhoben. Die Verwaltung des Projekts sitzt in Accra in Ghana, das Kompetenzzentrum für Forscher wird gerade in Ouagadougou in Burkina Faso aufgebaut. Zudem wurden an zehn Universitäten in der Region Graduiertenprogramme für wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich Klima und Landnutzung ins Leben gerufen. "Insgesamt 200 Doktoranden und Masterstudenten haben das Programm bereits durchlaufen", erklärte der Minister aus Ghana. Und Forschungsministerin Wanka fügte erfreut hinzu, dass alle zehn Graduiertenschulen fest in den Universitäten verankert werden konnten.

Forschungsministerin Wanka und Umweltminister Ayariga aus Ghana in Berlin (Foto: DW/J. Karl)
Forschungsministerin Wanka und Umweltminister Ayariga aus Ghana in BerlinBild: DW/J. Karl

Wanka kündigte zudem an, dass derzeit im Rahmen des Projekts auch ein satellitengestütztes Überwachungssystem aufgebaut werde, ebenso wie zentrale Datenserver, auf die alle Projektpartner zugreifen können. "Das soll dazu führen, dass die Daten dort konzentriert ausgewertet werden können, um sie dann in Echtzeit zu nutzen."

WASCAL ist ein Weg für Know-how-Transfer

Gerade mit Blick auf den Weltklimagipfel in Paris seien solide wissenschaftliche Daten eine wichtige Voraussetzung, um dann die richtigen Maßnahmen treffen zu können, so Mahama Ayariga: "Wenn wir afrikanischen Länder nach Paris kommen, dann werden wir darauf bestehen, dass es einen Know-how-Transfer gibt, der uns in die Lage versetzt, all das zu machen, was wir machen müssen, um den Klimawandel zu bekämpfen." WASCAL sei für ihn dabei die perfekte Vorlage, so der Minister auf die Frage, wie dieser Know-how-Transfer aussehen sollte. "Hier kooperieren die Wissenschafts-Community aus Westafrika und die Wissenschafts-Community aus Deutschland, um gemeinsam nach wissenschaftlichen Antworten zu suchen."

Auch Forschungsministerin Wanka betonte den neuen Geist der deutsch-afrikanischen Forschungskooperation, die "auf Augenhöhe" stattfinde. So profitierten letztlich auch deutsche Forschungsinstitute von den gesammelten Daten. Unter den Instituten das Karlsruhe Institute of Technology (KIT), das Forschungszentrum Jülich und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. WASCAL-Aufsichtsrat Peter Dery aus Ghana hob hervor, dass dieser kooperative Geist sich auch in der Nutzung der gesammelten Daten widerspiegele: "Jedes einzelne Mitgliedsinstitut besitzt die vollen Rechte an den Daten und kann frei über die Nutzungsrechte verfügen." Für Dery ist daher klar: Wenn er in Zukunft wieder nach Europa reist, dann vor allem, um die eigenen Daten seinen europäischen Kollegen vorzustellen. Für ihn ein echter Quantensprung.

Klimaexperten auf einem Feld (Foto: WASCAL/BMBF 2015)
Damit hier auch künftig etwas wächst, braucht die Wissenschaft mehr Wissen über LanderosionBild: WASCAL/BMBF 2015