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Wettlauf gegen die Zeit

28. Juli 2011

Afghanistan war früher Hochburg des Buddhismus. Vor mehr als zehn Jahren zerstörten die Taliban die berühmten Buddhastatuen von Bamiyan. Heute sind andere wertvolle buddhistische Kulturgüter weiteren Gefahren ausgesetzt.

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Die Ausgrabungsstätte in Mes Aynak soll einer Kupfermine weichen (Foto: DW)
Die Ausgrabungsstätte in Mes Aynak soll einer Kupfermine weichenBild: DW

Vorsichtig streicht Mohammed Rasouli den Schmutz mit einem Pinsel weg. Der Archäologe hält eine kleine Buddhafigur aus Holz in der Hand. Hier in Mes Aynak, im Osten Afghanistans, arbeitet Rasouli Seite an Seite mit einem internationalen Archäologenteam. Unter vielen Schichten Erde hat der Vorsitzende des örtlichen Archäologie-Referats die Figur ausgegraben.

Ganze Tempelanlagen befinden sich unter der Erde von Mes Aynak (Foto: DW)
Ganze Tempelanlagen befinden sich unter der Erde von Mes AynakBild: DW



"Wir haben bisher großartige Entdeckungen gemacht. In dem Dorf Gulhamid haben wir ganze Gebäude, verrostete Bronzemünzen und einige Buddha-Tonskulpturen am Ausgrabungsort gefunden", erklärt Rasouli . Vor etwa 1500 Jahren war diese Gegend noch ein Zentrum des Buddhismus – es entstanden Klösterstätten, Tempelanlagen und zahlreiche Buddhastatuen.

Kunstschätze kontra Bodenschätze

Buddhistische Artefakte sind aber nicht die einzigen Schätze unter der Erde. Das zweitgrößte Kupfervorkommen weltweit liegt ebenfalls hier und soll bald von der chinesischen Firma MCC (China Metallurgical Group Corporation) ausgebeutet werden.

Ein internationales Team von Archäologen arbeitet mit Hochdruck an den Ausgrabungen (Foto: AP Photo/Dusan Vranic)
Ein internationales Team von Archäologen arbeitet mit Hochdruck an den AusgrabungenBild: dapd

Das Volumen des Kupfergeschäfts zwischen Afghanistan und der staatlichen MCC soll circa zwei Milliarden Euro betragen. Das schafft neue Arbeitsplätze und gibt den Einheimischen Perspektiven in der strukturschwachen Region. Chinesen sind dort gern gesehene Arbeitgeber.

Jawad Omar, Sprecher des afghanischen Bergbau und Industrieministeriums, erklärt, dass der Abbauprozess in zwei Phasen gegliedert werden soll. Die antiken Funde befänden sich nur innerhalb eines kleinen Areals. "Und diesen hat das Ministerium den Archäologen zur Verfügung gestellt. Bisher gibt es keine Probleme, die archäologischen Ausgrabungen rechtzeitig abzuschließen", sagt Omar. Danach sei der Weg frei für den Kupferabbau.

In zwei Jahren sollen die Bergarbeiten endgültig beginnen. Deswegen versuchen die Archäologen zuerst an Orten zu arbeiten, die als erstes direkt betroffen sein werden, "Jeden Tag werden neue Funde aus der Erde gegraben, es kommen ständig welche hinzu. Es ist unmöglich zu sagen, ob die Ausgrabungen ein, drei, fünf, zehn oder gar 40 Jahre dauern werden", schildert Ketab Khan Faizi. Er leitet das afghanische Expertenteam.

Kulturerbe des Landes ist bedroht

Plünderer sind ein weiteres Problem für die Archäologen (Foto: DW)
Plünderer sind ein weiteres Problem für die ArchäologenBild: DW



Viele antike Gegenstände wurden von ihm bereits ins Kabuler Nationalmuseum gebracht. Ein neues Museum soll eigens für die neuen Kunstschätze gebaut werden. Der bisher spektakulärste Fund ist ein ehemaliger Tempel auf einer Fläche von 2800 qm – etwa so groß wie zehn Tennisplätze.

Es war das Zentrum eines Klosters, erklärt Ketab Khan Faizi: "Das Gebäude und alle Räume werden durch die Kupfermine zerstört. Den Tempel kann man nicht in einfach so in ein Museum bringen und es restaurieren. Die Wände sind zum Beispiel schon 2,20 Meter hoch. Das ist sehr schwierig."

Dabei kämpfen die Wissenschaftler an vielen Fronten gleichzeitig. Nicht nur die instabile Sicherheitslage in Afghanistan und die Bagger der Minenarbeiter bedrohen die Ausgrabungsstätte. Schon mehrfach wurden Ausgrabungsgegenstände von Plünderern gestohlen. Für die Archäologen in Mes Aynak ist es vor allem ein Wettlauf gegen die Zeit.

Autor: Waslat Hasrat-Nazimi
Redakteur: Chi Viet Giang