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WHO: Alle sechs Sekunden ein Tabak-Toter

7. Juli 2015

Jedes Jahr sterben mehr Menschen an den Folgen des Rauchens. Die Weltgesundheitsorganisation fordert drastische Maßnahmen. Besonders effektiv seien höhere Steuern.

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Eine Zigarette in der Hand eines Rauchers (Foto: Fotolia)
Bild: nito/Fotolia.com

Der jetzt in Manila vorgestellte neue Welt-Tabak-Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat es in sich. Bereits jetzt sterben pro Jahr sechs Millionen Menschen an durch das Rauchen verursachten Krankheiten - alle sechs Sekunden ein Mensch, wie die WHO in der philippinischen Hauptstadt deutlich machte. Das sind mehr Tote, als durch Aids, Malaria und Tuberkulose zusammen. Wenn nicht gegengesteuert wird, müsse man 2030 mit acht Millionen Raucher-Toten rechnen.

Lungen- oder Kehlkopfkrebs, Herzinfarkt...

Die WHO zählt Rauchen zu den Risikofaktoren für die weit verbreiteten Krankheiten wie Lungen- oder Kehlkopfkrebs, Herzleiden sowie Diabetes. Daran sterben nach WHO-Angaben 16 Millionen Menschen vorzeitig, das heißt, vor ihrem 70. Lebensjahr. 80 Prozent der weltweit rund eine Milliarde Raucher leben nach WHO-Angaben in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen.

Röntgenbild eines Patienten: Diagnose Lungenkrebs (Foto: dpa)
Röntgenbild eines Patienten: Diagnose LungenkrebsBild: picture alliance/Rainer Jensen

"Hohe Steuern retten Menschenleben"

Obwohl in vielen Ländern weniger geraucht wird, steigt die Zahl der Raucher weltweit durch das Bevölkerungswachstum. Die WHO verwies nun auf Studien, nach denen teurere Tabakprodukte dafür sorgten, dass die Konsumenten ihr Rauchen reduzierten. Hohe Steuern auf Tabak könnten also Menschenleben retten, bilanzierte ein WHO-Sprecher.

Viel zu wenige Länder nutzen nach Erkenntnissen der Organisation allerdings diese effektive Maßnahme, um das Rauchen einzudämmen. Weltweit erheben nur 33 der 194 WHO-Länder so hohe Steuern auf Raucherprodukte, dass diese Dreiviertel des Verkaufspreises ausmachen.

Dies ist die Höhe, die die WHO für angemessen hält. "Die Steuern auf Tabakprodukte zu erhöhen ist eine der wirkungsvollsten und wirtschaftlichsten Methoden, den Konsum von tödlichen Produkten einzudämmen und deutliche höhere Steuereinkünfte zu erzielen", wies WHO-Direktorin Margaret Chan darauf hin.

Weniger junge Raucher in Deutschland

In Deutschland wird die 75-Prozent-Marke fast erreicht. Die Preiserhöhungen und die Tatsache, dass Zigaretten und Tabak seit 2009 nicht mehr an Jugendliche unter 18 verkauft werden dürfen, hätten die Raucherquote bei Jugendlichen massiv reduziert, sagte Kirsten Schotte von der WHO. Der Anteil der Raucher bei den 12- bis 17-Jährigen hat sich nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in den letzten zehn Jahren von 23 auf zehn Prozent halbiert. Unter den Erwachsenen raucht in Deutschland jeder vierte.

Auch ungesund, aber zunehmend populär: die E-Zigarette (Foto: dpa)
Auch ungesund, aber zunehmend populär: die E-ZigaretteBild: picture-alliance/dpa

Neue Gefahr: E-Zigaretten

Als neue Gefahr sehen viele Experten E-Zigaretten oder E-Shishas. Auch in Deutschland sind die elektronischen Zigaretten zunehmend beliebt. E-Zigaretten enthalten eine Kartusche mit Flüssigkeit (Liquid). Das Liquid wird beim Ziehen am Mundstück vernebelt und inhaliert. Kurzfristige schädliche Effekte auf die Atmungsorgane wurden bereits nach wenigen Zügen an einer E-Zigarette nachgewiesen.

US-Handelskammer gegen höhere Steuern

Die WHO lobte die philippinische Regierung, weil sie die Steuern auf Tabak stetig erhöht hat. Die US-Handelskammer soll dagegen nach einer Untersuchung der Zeitung "New York Times" versucht haben, die Regierung in Washington von höheren Steuern abzubringen. Höhere Steuern öffneten nur Schmugglern Tür und Tor, habe die Kammer an die Regierung geschrieben. Das Blatt verwies auf Verflechtungen der Handelskammer mit der Tabakindustrie.

se/uh (dpa, rtr)