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Wird Olympia wegen Zika verschoben?

4. Juni 2016

Erst vor kurzem hatte die WHO eine Verschiebung der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ausgeschlossen. Wegen der rasanten Ausbereitung des Zika-Virus will sie die Gefahrenlage in Brasilien nun neu prüfen lassen.

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Rio 2016 Sambodromo
Bild: picture-alliance/dpa/M. Sayao

Die internationale Besorgnis scheint Wirkung zu zeigen: Die Weltgesundheitsorganisation WHO teilt in einem Schreiben mit, sie prüfe nun doch eine Empfehlung zur Verlegung oder Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. Man habe Expertenteams nach Brasilien geschickt, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen, heißt es in einem Schreiben von WHO-Chefin Margaret Chan.

WHO-Experten sollen Empfehlung geben

"Angesichts des derzeitigen Grades der internationalen Besorgnis habe ich mich dazu entschlossen, die Mitglieder des Zika-Notfallkomitees zu beauftragen, die Risiken durch die planmäßige Abhaltung der Olympischen Spiele zu prüfen", so Chan. Die Wissenschaftler sollen das Risiko für eine große Zahl an Zuschauern und Athleten prüfen und in Kürze eine Empfehlung abgeben. Nach den jetzigen Plänen sollen die Spiele in Rio vom 5. bis zum 21. August ausgetragen werden.

WHO-Chefin Margaret Chan bei einer Pressekonferenz über das Zika-Virus (Foto: rtr)
WHO-Chefin Margaret ChanBild: Getty Images/AFP/F. Coffrini

Das auf den 1. Juni datiertes Schreiben ist die Antwort auf eine Anfrage von Jeanne Shaheen, einer US-Senatorin, die sich nach den Risiken für die öffentliche Gesundheit durch das für August angesetzte Sportereignis erkundigt hatte. Da dazu Menschen "aus allen Ecken der Erde" kämen, sei es wichtig, die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zu verstehen, erklärte die Senatorin.

Ärzte warnen vor Olympia-Austragung

Noch in der vergangenen Woche hatte sich die WHO von möglichen Ansteckungsgefahren unbeeindruckt gezeigt und der Forderung von Wissenschaftlern, die Olympischen Spiele zu verschieben, eine Absage erteilt.

Eine Gruppe von 150 internationalen Ärzten und Wissenschaftlern hatten auf eine Verlegung des Großereignisses gedrängt. Die Spiele wie geplant auszutragen, wäre "unverantwortlich" und "unethisch", schrieben die Experten in einem offenen Brief an die WHO. Der in Brasilien grassierende Zika-Erregerstamm sei in einer Weise gesundheitsgefährdend, wie sie die Wissenschaft bislang noch nicht erlebt habe.

Die 500.000 Touristen, mit denen bei den Spielen in Rio de Janeiro gerechnet werde, könnten das Virus in ihre eigenen Länder zurücktragen. Dies sei ein "unnötiges Risiko", so die Wissenschaftler. Besonders dann, wenn Besucher der Spiele in ärmere Länder etwa in Südasien und Afrika zurückkehrten, könne das "Leid groß" sein.

Zwei Stechmücken der Gattung "Aedes aegypti", die das Zika-Virus übertagen (Foto: dpa)
Die Stechmücke Aedes aegypti überträgt das Zika-VirusBild: picture-alliance/dpa/O. Rivera

Die WHO hatte dagegen argumentiert, die Verschiebung oder Verlegung der Olympischen Spiele würde die Verbreitung des Zika-Virus "nicht entscheidend verändern". Dabei hatte die Organisation selbst im Zusammenhang mit Zika zuvor von einem "öffentlichem Gesundheitsnotstand internationalen Ausmaßes" gesprochen.

Höchste Zahl an Zika-Erkrankungen in Rio de Janeiro

Das von Stechmücken übertragene Zika-Virus grassiert derzeit in Süd- und Mittelamerika. Es soll bei ungeborenen Kindern Mikrozephalie - einen abnormal kleinen Kopf und damit einhergehende schwere Hirnschäden - auslösen, wenn sich deren Mutter in der Schwangerschaft infiziert hat. Seit dem vergangenen Jahr wurden in Brasilien fast 1300 Babys mit Mikrozephalie geboren. Bei Erwachsenen wird das Virus unter anderem mit der seltenen Nervenkrankheit Guillain-Barré-Syndrom in Verbindung gebracht.

Eine brasilianische Mutter hält ein an Mikrozephalie erkranktes Baby im Arm (Foto: dpa()
Ein Baby mit MikrozephalieBild: picture-alliance/dpa/A. Lacerda

Brasilien ist mit bislang rund anderthalb Millionen infizierten Menschen am stärksten von der Ausbreitung des Zika-Virus betroffen. Die nationale Gesundheitsbehörde vermeldete in ihrem jüngsten epidemiologischen Bericht mehr als 91.000 Verdachtsfälle im Jahr 2016, ein Drittel ist bereits bestätigt. Mit fast 26.000 wahrscheinlich auf das Virus zurückzuführenden Erkrankungen ist das Bundesland Rio de Janeiro nationaler Spitzenreiter.

cw/fab (dpa, afp, sid)