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Politik

WHO ruft keine internationale Notlage aus

24. Januar 2020

Mehr als 20 Millionen Chinesen haben die Behörden praktisch unter Quarantäne gestellt, um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen. Ein internationaler Gesundheitsnotstand ist das für die WHO noch nicht.

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WHO Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in GenfBild: Reuters/WHO/C. Black

Die rasante Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit stellt nach Ansicht des Notfallkomitees der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch keinen internationalen Gesundheitsnotstand dar. Es sei zwar eindeutig ein Notstand für China, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. "Aber es ist noch nicht ein globaler Gesundheitsnotstand." Dazu könne es sich jedoch noch entwickeln. Die WHO nehme den Ausbruch extrem ernst, betonte Tedros.

"Es ist nicht der richtige Zeitpunkt" für einen internationalen Gesundheitsnotstand, sagte der Vorsitzende des Notfallsausschusses, Didier Houssin. Er begründete dies damit, dass es außerhalb Chinas bislang nur wenige Fälle gebe, und dass China bereits selbst weitreichende Vorkehrungen getroffen habe. Die WHO empfehle keinerlei Reise- oder Handelsbeschränkungen.

China Wuhan Coronavirus
In der Elf-Millionenmetropole Wuhan ist das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen gekommenBild: Getty Images

Zuvor hatte ein WHO-Expertengremium, in dem unter anderem Virologen, Seuchenbekämpfer und Epidemiologen sitzen, zwei Tage über die mit dem Krankheitserreger verbundenen Gefahren beraten. Die 16 Mitglieder des Komitees waren sich laut Tedros nicht einig in der Beurteilung der Lage. Das Gremium hatte seine ursprünglich für Mittwoch erwartete Entscheidung um einen Tag verschoben.

Mit dem Aufrufen des Notstandes durch die WHO wären schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Krankheitsausbruchs verbunden gewesen. Mit einer "gesundheitlichen Notlage" wären weitere konkrete Empfehlungen an Staaten verbunden, um die Ausbreitung über Grenzen hinweg möglichst zu verhindern. Zu solchen Empfehlungen kann beispielsweise gehören, dass Reisende auf Krankheitssymptome untersucht werden, und dass medizinisches Personal besser geschützt wird.

China Wuhan Coronavirus
Supermarkt in Wuhan. Die Menschen bunkern LebensmittelBild: Getty Images/Wang He

Zahl der Infizierten deutlich gestiegen

Die Zahl der in China mit dem Coronavirus infizierten Menschen ist laut staatlichen Quellen inzwischen auf mindestens 870 Fälle gestiegen, 26 Menschen sind bereits an der neuartigen Lungenkrankheit gestorben. Außerhalb Chinas wurden einzelne Fälle aus Thailand, Japan, Südkorea, Taiwan und den USA gemeldet. Zuletzt kamen Fälle in Singapur, Vietnam und Saudi-Arabien hinzu. Auf Flughäfen in vielen Ländern werden Temperaturscans bei Passagieren eingesetzt, um Fieber, das bei Erkrankungen mit dem Coronavirus typisch ist, zu erkennen.

In Europa ist bisher kein Fall bekannt. Das Auswärtige Amt in Berlin riet aber dazu, nicht notwendige Reisen in die betroffenen Gebiete zu verschieben, auch wenn das Risiko als "moderat" eingeschätzt werde.

Gigantische Abschottungsmaßnahmen in China zum Schutz vor Ansteckung

Die Behörden in China haben am Donnerstag weitgehende Schutzmaßnahmen ergriffen, um eine weitere Ausbreitung des neuen Coronavirus zu verhindern. Großveranstaltungen zum chinesischen Neujahrsfest an diesem Wochenende wurden in vielen Landesteilen, auch in der Hauptstadt Peking, abgesagt. Auch einige touristische Attraktionen, darunter die Verbotene Stadt in Peking, werden bis auf Weiteres geschlossen.

Ausbrüche der Coronavirus-Pneumonie in China
Mundschutz, auch für die Polizei in Peking PflichtBild: Getty Images/K. Frayer

In der schwer betroffenen Provinz Hubei gelten inzwischen strikte Bewegungsbeschränkungen für insgesamt etwa 37 Millionen Menschen. In mindestens elf Städten wurde der öffentliche Nahverkehr eingestellt und die Züge in andere Orte gestoppt. Auch die Elf-Millionen-Einwohnerstadt Wuhan, in welcher Erreger erstmals registriert worden war, steht unter Quarantäne.

qu/nob (dpa, afp, rtr)