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Buchstaben-Kunst

Christoph Richter (cr)2. Juni 2008

Buchstaben gibt es wie Sand am Meer. Typographen geben ihnen eine Gestalt. Und die ist nicht nur ein Transportmittel nüchterner Nachrichten.

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Plakat zum Typographen-Kongress in Berlin (Quelle: FontShop)
Plakat zum Typographen-Kongress in BerlinBild: FontShop

Wie groß muss der Abstand zwischen den oberen Balken und dem mittleren Querbalken beim großen E sein, damit ein harmonischer Buchstabe dabei herauskommt? Solche Fragen sind für einen Typographen nahezu lebenswichtig. Seit Jahrhunderten bemühen sie sich um die Kreation neuer Schriftarten für die verschiedensten Anlässe.

Für die Werbung ist die Wirkung der Schrift nicht mehr wegzudenken. Die weltweit erfolgreichsten Unternehmen wetteifern regelrecht um die beste Schrift. Erst vor kurzem trafen sich in Berlin die international renommiertesten Typographen und wurden wie Popstars gefeiert. Bruno Maag ist einer von ihnen. Er tüftelt bereits ein Leben lang an Schriften. So hat er unter anderem die typische Schrift für die Sportartikelfirma PUMA entwickelt. Außerdem ist er verantwortlich für das Schriftdesign von BMW, TUI oder vom englischen Fußballverein Tottenham Hotspurs.

Gefragte Szene-Stars

Schriftdesigner wie Bruno Maag entscheiden nicht selten über den Erfolg eines Produkts auf dem Markt. Jonathan Barnbrook etwa hat die Schriften vieler David-Bowie-Alben gestaltet und zusammen mit dem BritArt-Künstler Damien Hirst - dessen Diamantschädel erst vor kurzem einen Rekordpreis von 75 Millionen Euro eingebracht hat - Bücher gestaltet. Andere Stars der Branche sind der Amerikaner Steve Heller, der ein sehr umfangreiches Werk über das Design totalitärer Staaten erstellt hat.

Oder Erik Spiekermann: Er gründete einst das größte Design-Unternehmen Deutschlands und hat die Schriftenfamilie für die Deutsche Bahn kreiert, die sogar einen eigenen Namen hat: DB-Type. "Es gibt Schriften für Fahrpläne und extra Schriften für Speisekarten", erklärt Spiekermann. "Die Speisekarten im ICE sehen wertvoller aus, als die im IC oder im Bistro. Das leistet die Schrift."

Fonts, also Schriften sind eine Kunst für sich (Quelle: FontShop)
Fonts, also Schriften sind eine Kunst für sichBild: FontShop

Schrift ist mehr als ein Transportmittel nüchterner Nachrichten. Vielmehr vermittelt sie auf subtile Weise Botschaften, die stetig, aber unbemerkt ins Unterbewusstsein einsickern und beim Betrachter Emotionen auslösen und Assoziationen wecken sollen. "Schrift funktioniert auf einer ähnlich unterschwelligen Weise wie Hintergrundmusik im Kaufhaus oder im Fahrstuhl", ist Spiekermann überzeugt.

Die Schrift des Unternehmens ist ein erheblicher Bestandteil des Corporate Design, und ein erfolgreicher Global Player leistet sich eine einheitliche Beschriftung - von der Kaffeetasse über die Visitenkarten bishin zur Beschriftung am Gebäude.

Verdana, Helvetica, Times Roman oder Arial sind populäre Schriften, die viele kennen. Doch die Königin unter all diesen Schriften, meint zumindest Schriftdesigner Maag, ist die Univers. Diese wurde vom Schweizer Schriftgestalter Adrian Frutiker kreiert. "Wenn alle nur noch die Univers nutzen würden, dann würde ich glücklich sterben", verrät Maag. "Bei dieser Schrift ist jedes Zeichen ausgefeilt. Sie liest sich wunderbar und hat eine schöne schnörkellose Anmutung. Gerade weil sie so einfach und reduziert ist, ist sie unheimlich schön."