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Entführt im Irak

Rupert Wiederwald13. Februar 2007

Im Irak sind wieder zwei Deutsche entführt worden. Haben es die ehemaligen Geiseln René Bräunlich und Thomas Nitzschke geschafft, einen Weg in die Normalität zu finden?

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Bräunlich und Nitzschke im Mai 2006 nach ihrer Entführung, Quelle: AP
Bräunlich und Nitzschke im Mai 2006 nach ihrer EntführungBild: AP

Ein Besuch in Bennewitz bei Leipzig. In den alten Mauern eines Gewerbehofes hat die Firma Cryotec ihren Sitz. Hier arbeiten Thomas Nitzschke und René Bräunlich. Die deutsche Öffentlichkeit kennt sie als die "beiden Irak-Geiseln". Ein Thema, das in der Firma nur eine untergeordnete eine Rolle spielt.

"Für uns ist das abgehakt"

Thomas Nitzschke gehört zu den Menschen, die nur wenig reden und jeden Satz sorgfältig abwägen. "Die Sache wird wahrscheinlich viel größer angenommen, als sie für uns wirklich ist", sagt er. "Für uns ist das abgehakt und wir brauchen uns weder in irgendwas reinzusteigern, noch uns irgendwie ablenken."

Sein Kollege und Leidensgenosse René Bräunlich ist vom selben Schlag. Neugierige Fragen nach der Entführung, der Zeit im Irak und ihren Gefühlen, das mag auch er nicht. Dementsprechend zurückhaltend sind die Aussagen von René Bräunlich. "Irgendwo ist es dann auch eine Belastung, wenn zu jedem Jahrestag, zu jedem Termin der ansteht, wieder irgendwelche Berichte ins Haus stehen", meint er. "Das lenkt auch irgendwo ab. Wir haben unsere Arbeit, wir kommen damit gut klar und stellen das jetzt halt daneben."

Die Arbeit ist da und muss gemacht werden

In Leipzig erinnerten Mahnwachen an die Entführten, Quelle: AP
In Leipzig erinnerten Mahnwachen an die EntführtenBild: AP

Für beide ist diese Neugierde um ihre Person und ihr Schicksal unangenehm, sie wollen ganz normal ihre Arbeit machen. Und die besteht jetzt darin, eine Anlage fertig zu bauen. Dass sie gerade für ein Krankenhaus in Kerbela im Irak bestimmt ist, das gehöre eben zum Job sagt René Bräunlich: "Die Arbeit ist da, und muss gemacht werden. Das ist nicht so, dass wir uns das als Alibi, als Nische nehmen, in die wir uns zurückziehen."

Dass sie während der Entführung in einem Erdloch gefangen waren, in ständiger Dunkelheit und Todesangst, darüber erfährt man von ihnen so gut wie nichts. Und was in den Zeitungen zu lesen ist, kommentieren sie nicht. Genauso wenig reden sie darüber, wie es ihnen heute damit geht. Psychologische Hilfe hatten sie abgelehnt, sie wollten alleine mit ihrer Vergangenheit klar kommen. Rein äußerlich scheint es ihnen sogar zu gelingen.

Vielleicht ist ihre Arbeit eine Erklärung, es wird nüchtern kalkuliert und abgewogen, Fehler werden analysiert und wenn möglich abgestellt. "Ihren" entscheidenden Fehler aus dem Irak haben sie aber noch nicht finden können: "Da sind wir uns immer noch nicht sicher, was wir für Fehler gemacht haben. Wir haben uns eigentlich nur auf das Personal verlassen, haben deren Anweisungen befolgt", sagt René Bräunlich. "Mir persönlich ist noch nicht klar, wo der Fehler lag und verstecken kann man sich dort nicht."

Die Entführung hat Rene Bräunlich und Thomas Nitzschke zu öffentlichen Personen gemacht. Dabei wollen sie gerade das nicht sein. Pünktlich zum Jahrestag ihrer Entführung wurden Interviews veröffentlicht. Das wird eher genervt hingenommen: "Zumindest nicht auf der ersten Seite", sagt Thomas Nitzschke lachend.