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Wie die Super League im Fußball aussehen könnte

22. Dezember 2023

Nach der Niederlage der UEFA vor dem Europäischen Gerichtshof präsentieren die erfolgreichen Kläger ihr Konzept einer Super League. Es ähnelt dem der UEFA-Wettbewerbe, weist aber auch einige Unterschiede auf.

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UEFA Champions League | Finale | Manchester City vs Inter Mailand
Jubeln die europäischen Superstars wie die des aktuellen Champions-League-Siegers Manchester City bald über eine neue Siegtrophäe? Bild: Moritz Müller/IMAGO

"Unser Ziel ist klar: Wir wollen mit den Vereinen und anderen Akteuren zusammenarbeiten, um den besten Wettbewerb zu schaffen - einen Wettbewerb, der von den Fans in Europa und der ganzen Welt geliebt wird", schreibt Bernd Reichart, Chef der Sportmanagement-Agentur A22, auf der Homepage des Unternehmens. 

Die Agentur hatte vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) gegen das Vorgehen der FIFA und der UEFA im Streit um die Gründung einer neuen Super League geklagt. Die beiden Spitzenverbände des Fußballs hatten 2021 Vereinen und Spielern mit Sanktionen gedroht, sollten sie sich dem neuen Projekt anschließen. Der EuGH warf in seinem am Donnerstag verkündeten Urteil der FIFA und UEFA vorgeworfen, ihre Monopolstellung zu missbrauchen, ihr Vorgehen sei rechtswidrig.

Auch wenn die oberste Justizbehörde der Europäischen Union klarstellte, dass dies keine Garantie dafür sei, dass eine neue Super League genehmigt würde, fühlen sich die Macher durch das Urteil bestärkt. Sie präsentierten gleich im Anschluss Details ihres Konzepts, das deutlich breiter aufgestellt ist als der erste Entwurf, der 2021 zu einem Eklat in Europas Fußball geführt hatte und krachend gescheitert war - am Widerstand der UEFA, seiner Mitgliedsverbände und der Fan-Organisationen.

Wie viele Vereine sollen an der neuen Super League teilnehmen?

Im ersten Konzept waren 20 Vereine eingeplant, das neue Modell sieht 64 Klubs vor. Sie verteilen sich auf drei Ligen: Je 16 spielen in der höchsten Klasse, der "Star League", sowie der niedrigeren "Gold League", 32 in der untersten Spielklasse, der „Blue League". Nach welchen Kriterien die Vereine ausgewählt werden sollen, wurde noch nicht präzisiert.

Nach welchem Modus soll gespielt werden?

In allen drei Ligen gibt es Achtergruppen, in denen jeder Verein je zweimal gegen die sieben anderen Klubs antritt: einmal auswärts, einmal daheim. Damit sind für alle Teilnehmer 14 internationale Spiele garantiert. Alle Partien steigen mitten in der Woche und werden "nicht in den Spielkalender der nationalen Ligen eingreifen", heißt es bei A22. In der Star League und der Gold League qualifizieren sich die jeweils vier Besten der beiden Gruppen für die K.o.-Phase, die mit dem Viertelfinale beginnt. In der Blue League ziehen die beiden Topteams der vier Gruppen in die Runde der besten acht ein. Viertelfinals und Halbfinals werden in Hin- und Rückspiel entschieden, das jeweilige Endspiel wird an einem neutralen Ort gespielt. Am Ende gibt es drei Gewinner: in jeder League einen.

Gibt es Auf- und Abstiege?

Im Gegensatz zum Modell von 2021, in dem es keinen sportlichen Auf- und Abstieg geben sollte, sind diese sportliche Komponenten jetzt berücksichtigt: Die beiden schlechtesten Teams der Star League steigen in der folgenden Saison in die Gold League ab und werden durch deren Finalisten ersetzt. Ebenso wird in der Gold League verfahren: Die beiden schlechtesten Mannschaften steigen ab, die Finalisten der Blue League auf. Die größte Fluktuation gibt es in der untersten Klasse. 20 der 32 Plätze der Blue League stehen zu Beginn jeder Saison neu zur Disposition und werden nach dem Abschneiden der Teams in den jeweiligen nationalen Ligen besetzt.    

Worin unterscheidet sich das Modell von jenem der UEFA-Wettbewerbe?

Mit insgesamt 64 Klubs in den drei Ligen wäre das Teilnehmerfeld der Super League von Mitte 2024 an um acht Mannschaften kleiner als das der Champions League (dann 36) und der Europa League (36) zusammengenommen. Die beiden UEFA-Wettbewerbe werden zur Saison 2024/25 reformiert. Dann werden sie nicht mehr in Gruppen, sondern in einer einzigen Liga gespielt. Jede Mannschaft tritt in dieser Phase je viermal auswärts an, viermal zu Hause, die Gegner werden zugelost. Damit sind für jeden Klub acht internationale Spiele garantiert, sechs weniger als in der vorgeschlagenen Super League. Die K.o.-Phasen unterscheiden sich darin, dass es in den UEFA-Wettbewerben ein Achtelfinale gibt, die Super League aber gleich ins Viertelfinale gehen würde.

Womit ködern die Super-League-Macher?

Zum einen mit Geld. Die höhere Zahl an Einsätzen würde den Vereinen auch höhere Einnahmen bescheren. Mit wie hohen Gewinnen die Macher der möglichen Super League rechnen, gaben sie öffentlich noch nicht bekannt. Sie garantierten jedoch, dass acht Prozent der Einnahmen als Solidarzahlungen an die Fußballbasis und Vereine abfließen, die nicht an der Super League teilnehmen. Genannt wird eine Mindestsumme von 400 Millionen Euro pro Saison, "was mehr als das Doppelte des Betrags aus den derzeitigen paneuropäischen Wettbewerben ausmacht", so A22. Legt man diese Summe zugrunde, geht die Agentur von Erlösen von mindestens fünf Milliarden Euro pro Super-League-Saison aus. Die aktuellen Einnahmen der UEFA-Vereinswettbewerbe werden auf etwa 3,7 Milliarden Euro geschätzt.

Die Fans werden damit geködert, dass sie weltweit alle Partien der Super League kostenfrei empfangen können. Dazu soll ein Streaming-Dienst mit dem Namen Unify gegründet werden.

Würde es auch eine Super League der Frauen geben?

A 22 schlägt einen Frauenwettbewerb mit einer Star League und einer Gold League vor, an denen - analog zum Männerwettbewerb - jeweils 16 Mannschaften beteiligt wären. Auch hier wirbt die Agentur mit mehr garantierten Spielen der teilnehmenden Klubs und kostenlosem Streaming aller Partien für die Fans. 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter