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Wie fair sind Bio-Bananen?

Elke Drewes23. September 2005

Bananenbauern stehen unter immer größerem Existenz-Druck: Die Groß-Exporteure drehen an der Preisschraube. Fairer Handel könnte helfen.

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Bild: dpa

Bananen sind die beliebtesten Exportfrüchte. Ende der 1940er Jahre begann der US Konzern United Fruit Company das gewinnträchtige Exportgeschäft. Heute heißen die Exporteure Ciquita, Del Monte und Dole. Sie vertreiben zunehmend Bio-Bananen, weil die Preise für konventionelle Bananen am Weltmarkt stark gesunken sind. Auch Supermärkten wie Aldi und Co. verkaufen inzwischen Bio-Bananen.

Exporteure drücken die Preise

Der weltweit größte Exporteur an Bio-Bananen - neben der Dominikanischen Republik- ist Peru. Die Bananen werden zwar ohne Pestizide angebaut. Trotzdem sind die Arbeitsbedingungen hart und die Groß-Exporteure drücken die Preise. Für Gesundheitsversorgung und Schulbildung bleibt den Bauern kaum Geld übrig. Deshalb zahlen Fair-Trade-Handelsorganisationen einen Zuschlag auf den Mindestpreis: eine Prämie von wenigen Cent pro Kilo. Diese Prämie ermöglicht es den Kleinbauern in Gesundheitsschutz und Schulbildung zu investieren.

Fruit Logistica Eröffnung
Das lächelnde Gesicht der PreisdrückerBild: dpa

Das Chira-Tal in Nordperu ist warm und trocken und deshalb sehr gut geeignet für den Anbau von Bio-Bananen. In dem trockenem Klima hat die gefürchtete Blattfäule Sigatoca negra keine Chance. Die Bananenbauern müssen also keine Fungizide auf die Felder sprühen - so wie die Bauern im Nachbarland Ecuador, erzählt José Lecarnaqué Castro vom Kleinbauernverband Cepibo. Er vertritt 1600 Bio-Bananen-Produzenten in Nordperu. "Wir profitieren von unserem Klima. Die einzige Möglichkeit im Wettbewerb zu bestehen ist: mit Bio-Bananen zu handeln. Das bringt ein bisschen mehr Geld."

20 Kilo Bio-Bananen, drei Dollar

Für 20 Kilo Bio-Bananen zahlt der Groß-Exporteur Dole den Bauern drei Dollar, das sind 80 Cent mehr, als sie für konventionelle Bananen bekämen. Trotzdem: der Erlös deckt kaum die Produktionskosten, bedauert der Präsident des peruanischen Kleinbauernverbandes. Erst recht fehlt das Geld für eine bessere Ausbildung der Kinder. "Die Kinder der Kleinbauern haben keine höhere Schulbildung, können nicht an der Universität studieren, weil das zuviel kostet", erzähl Lecarnaqué Castro. "Wenn ein Kleinbauer sein Kind zu Uni schickt, muss er das Geld beim Essen einsparen und bei seinem Haus. Das ist meist eine einfache Hütte ohne sanitäre Anlagen. Darin sieht man die Armut unseres Landes."

Bananen Produktion in Kolumbien
Produktion in KolumbienBild: dpa

Noch schlimmer trifft es die Plantagenarbeiter, die für das Exportunternehmen Dole die Bananen ernten und verpacken. Ihr Lohn reicht gerade für die Grundlebensmittel. Und das obwohl ein Bananenarbeiter zehn bis zwölf Stunden auf den Plantagen schuftet - für vier Euro am Tag. Einige Arbeiter haben versucht, sich gewerkschaftlich zu organisieren, aber Dole habe sie gefeuert, sagt der Bauernführer.

Völlige Abhängigkeit

Nicht nur die Arbeiter, auch die Bauern sind vollständig vom Groß-Exporteur Dole abhängig. Denn das Zertifikat für Bio-Bananen hat die Firma gekauft. Die Bauern können ihre Bio-Bananen also nicht selbständig an andere Exporteure verkaufen. Sie müssen Dole beliefern. Und das zu möglichst niedrigen Preisen. Deshalb sehen die Bauern eine große Chance darin, ihre Bananen über faire Handelsorganisationen nach Europa und in die USA zu verkaufen. Dann bekämen sie für eine 20-Kilo-Kiste Bananen einen Dollar mehr. Für die Konsumenten bedeutet das einen Aufpreis von wenigen Cent pro Kilo. Wenig Geld, das den Bauern vor Ort hilft, das Schulsystem und die Gesundheitsversorgung zu verbessern, beobachtet José Lecarnaqué Castro. "Bei Gesundheitskampagnen nehmen sie zwei oder drei Ärzte unter Vertrag. Bei Arbeitsunfällen werden die Arztkosten abgedeckt. Mit der Fair-Trade-Prämie haben sie auch einen Sterbegeldfond eingerichtet."

Außerdem wird das Geld in die Fortbildung der Lehrer investiert, damit sie den Kindern mehr als Lesen und Schreiben beibringen. Das Problem aber ist: bisher gibt es noch zu wenig Absatzmöglichkeiten für Fair Trade Bananen. Der Kleinbauernverband Cepibo hat die deutsche Fair-Handelsorganisation Banafair um Unterstützung gebeten. Banafair verkauft Bananen an Weltläden und Naturkostgroßhändler und zahlt den Produzenten die Fair-Handelsprämie. Aber die Fair-Trade-Organisation kann dem peruanischen Kleinbauernverband Cepibo zurzeit nur begrenzt helfen, bedauert Helge Fischer von Banafair. "Natürlich ist unser Traumziel, dass wir Cepibo direkt helfen können, ihre Produkte im fairen Handel als Bio-Bananen absetzen zu können." Das könne er aber noch nicht versprechen. "Was wir machen können ist, Cepibo erstmal organisatorisch unterstützen: Fortbildungen gerade auch im Bereich der Unternehmensführung, der kaufmännischen Planung für Personal. Dafür haben wir kurzfristig 10.000 Dollar zur Verfügung gestellt, damit sie überhaupt anfangen können zu arbeiten."

Der lange Kampf um Unabhängigkeit

Die Bananenbauern aus Nordperu haben im Kampf um ihre Unabhängigkeit also noch einen langen Weg vor sich. Bis 2015 wollen sie es geschafft haben, ihre Bio-Bananen selbständig zu verkaufen - am besten zu Fair-Trade-Bedingungen, hofft José Lecarnaqué Castro. "Wir wissen, dass der faire Handel nur eine Marktnische ist. Aber es ist die einzige Chance für die Zukunft. Das wichtigste ist: in die Köpfe der Kleinbauern zu investieren, damit wir lernen zusammen zu arbeiten."