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Politik

Wie gefährlich ist der IS für Deutschland?

3. Dezember 2017

Als Gebietsmacht in Syrien und im Irak hat die Terrormiliz ausgespielt, doch damit ist die Gefahr nicht gebannt. Die Rückkehr von radikalisierten Frauen und Kindern von IS-Kämpfern ist nur ein Problem von vielen.

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In einem Lager südlich von Mossul: Eine Irakerin, die als Familienangehörige eines IS-Terroristen gilt (Foto: Getty Images/AFP/S. Hamed)
In einem Lager südlich von Mossul: Eine Irakerin, die als Familienangehörige eines IS-Terroristen gilt Bild: Getty Images/AFP/S. Hamed

Nach den drastischen Gebietsverlusten der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien und im Irak beobachten Verfassungsschützer mit Sorge die Rückkehr von Angehörigen dortiger Kämpfer. Eine große Rückreisewelle von Dschihadisten habe noch nicht eingesetzt, "beobachten lassen sich aber Rückreisen von Frauen, Jugendlichen und Kindern", sagte Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen der Deutschen Presse-Agentur. Hintergrund seien Bestrebungen der Kämpfer, ihre Familienangehörigen wegen der Kriegsgeschehnisse in Sicherheit zu bringen und sie deshalb in den Westen zurückzuschicken.

Maaßen: "Mit Fug und Recht Dschihadistinnen"

"Es gibt Kinder, die in den 'Schulen' im IS-Gebiet einer Gehirnwäsche unterzogen wurden und in starkem Maße radikalisiert sind", sagte Maaßen. "Für uns ist das ein Problem, weil diese Kinder und Jugendlichen mitunter gefährlich sein können." Auch die Frauen stellten zum Teil eine Bedrohung dar. "Frauen, die in den vergangenen Jahren in IS-Gebieten gelebt haben, sind oftmals derart radikalisiert und identifizieren sich so mit der IS-Ideologie, dass man sie mit Fug und Recht auch als Dschihadistinnen bezeichnen kann."

Die Zahl islamistischer Gefährder in Deutschland ist mit gut 700 so hoch wie nie. Dies sind Personen, denen die Sicherheitsbehörden grundsätzlich einen Terrorakt zutrauen. Maaßen sagte, unter den Gefährdern seien auch Frauen. Die genaue Zahl könne er nicht nennen. In den vergangenen Jahren sind mehr als 950 Islamisten aus Deutschland Richtung Syrien und Irak ausgereist, um sich dort dem IS anzuschließen. Etwa 20 Prozent waren weiblich. Einige der Ausgereisten sind in den Kampfgebieten ums Leben gekommen. Ein Drittel ist bereits wieder nach Deutschland zurückgekehrt. 

Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans Georg Maaßen (l.), und der Chef des Bundeskriminalamtes, Holger Münch (Foto: imago/M. Müller/DW)
Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Maaßen (l.), und der Chef des Bundeskriminalamtes, Münch Bild: imago/M. Müller/DW

Der IS hat in Syrien und dem Irak seine früheren Herrschaftsgebiete fast komplett verloren - bis auf Wüstenregionen an der Grenze beider Staaten. Derzeit laufen Offensiven gegen diese letzten IS-Gebiete.

Münch: Trend zum "individuellen Dschihad"

Auch der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, sieht die von der Dschihadistenmiliz ausgehenden Gefahren nicht gebannt. Das vom IS ausgerufene Kalifat im Irak und in Syrien habe zwar quasi aufgehört zu existieren, sagte Münch dem Deutschlandfunk. "Wir haben aber in den letzten Jahren gesehen, dass der sogenannte Islamische Staat sehr anpassungsfähig ist." Es hätten sich dschihadistische Netzwerke im Internet gebildet, die für Sicherheitsbehörden schwer zu kontrollieren seien.

So unterhalte die Terrormiliz in den sozialen Medien Chat-Foren und tausche dort Informationen aus. Münch: "Und das ist auch das große Risiko." Die Sicherheitsbehörden erwarteten zudem, dass es - neben diesen virtuellen Netzwerken - einen Trend zum "individuellen Dschihad" gebe, "was für uns bedeutet, dass wir eben solche Verbindungen sehr, sehr schnell erkennen müssen", so Münch weiter. Das sei zugleich eine weitere Anforderung an die nationale und internationale Zusammenarbeit, möglichst rasch Informationen auszutauschen.

sti/haz (afp, dpa)