1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wie kann der EFSF gehebelt werden?

11. Oktober 2011

Würde Spanien oder Italien zahlungsunfähig, wäre auch ein aufgestockter Rettungsfonds nicht ausreichend. Deshalb soll die Wirkung mit einem Trick vergrößert werden: dem Hebel. Doch damit steigt auch das Risiko.

https://p.dw.com/p/12p0F
Symbolbild wippende Kinder (Foto: Fotolia / Scusi)
Bild: Fotolia/scusi

Wenn man auf dem Spielplatz Kinder beim Wippen beobachtet, lernt man sehr plastisch, wie mit vergleichsweise wenig Krafteinsatz eine große Wirkung erzielt werden kann. Diese Hebelwirkung machen sich auch Finanzjongleure zu Nutze: Mit wenig eigenem Kapital nehmen sie große Kreditlinien auf - der sogenannte Leverage-Effekt ist nicht unumstritten, da er in turbulenten Zeiten für größere Kursausschläge in beide Richtungen sorgt und somit ein Krisenkatalysator sein kann.

Der EFSF reicht nicht aus

Symbolbild Euro Rettungsschirm (Foto: picture-alliance/dpa)
Der Rettungsschirm ist viel zu klein, als dass alle darunter Platz finden könntenBild: picture-alliance/dpa

Genau dieses Hebelprinzip wollen sich Politiker aus der Eurozone zunutze machen, um aus den 440 Milliarden des Euro-Rettungsschirms ein Vielfaches der Summe zu mobilisieren. Dass die Politiker in die Trickskiste greifen wollen, denn nichts anderes ist die Sache mit dem Hebel, ist aus deren Sicht sogar verständlich. Denn noch bevor die Aufstockung des Rettungsfonds EFSF auf 440 Milliarden Euro den Abstimmungsmarathon durchlaufen hat, ist es bereits allen klar, dass die Summe niemals ausreichen wird, wenn Spanien und Italien von den Finanzmärkten abgeschnitten werden. Den Schirm noch einmal aufzustocken, kommt für die Regierungschefs der Eurozone auch nicht in Frage, da der Prozess zu lange dauern und zu viele Unsicherheiten lauern würden.

Zwei Hebelmodelle

Also bleibt nur der Griff in die Trickkiste. Über zwei Modelle wird aktuell diskutiert. Im ersten soll der EFSF eine Banklizenz erhalten. Der Rettungsfonds könnte dann Anleihen klammer Staaten ankaufen und diese anschließend als Sicherheit bei der EZB hinterlegen. Die EZB versorgt den Fonds dann mit frischem Geld. So könnte die EZB unbegrenzt Geld drucken. So ähnlich agieren die amerikanische, die japanische und die britische Notenbank. Es käme aber einer Staatenfinanzierung durch die EZB gleich, was Deutschland strikt ablehnt. Insofern hat dieses Modell im Moment kaum Chancen auf Verwirklichung.

Als Alternative könnte der EFSF private Investoren zum Kauf von Staatsanleihen kriselnder Länder ermutigen, indem er im Falle der Insolvenz eines Staates mit seinem Kreditvolumen von 440 Milliarden Euro einen Teil der Verluste übernimmt. Wenn der Rettungsfonds 20 Prozent der Anleihesumme absichert, könnte er letztlich seine Schlagkraft, um im Vokabular der Euro-Politiker zu bleiben, um das Fünffache erhöhen, auf dann über zwei Billionen Euro. Diese Zahl wurde in der letzten Zeit oft als eine angemessene Größe des Rettungsfonds genannt, um weitere Attacken der Finanzmärkte abzuwehren.

Der Haken bei dem Ganzen ist, dass sich das Haftungsrisiko für den Steuerzahler dementsprechend auch vervielfacht, was den Widerstand mancher Länder erklärt.

Autorin: Zhang Danhong
Redaktion: Henrik Böhme