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Wie Karaoke - nur anders

Nadim Abdul-Karim20. August 2004

Dank des neusten Trends aus den USA kann sich jetzt jeder mal fühlen wie ein ganz großer Hollywood-Star: Movieoke macht´s möglich.

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Movieoke-Künstler synchronisieren ihre Lieblingsfilmszenen

Wer kennt das nicht: Man sitzt gemütlich mit ein paar Freunden in einer Kneipe und nach dem ein oder anderen Bierchen meldet man sich zum bevorstehendem Karaoke-Wettbewerb an. Und nicht selten kommt es vor, dass man das Publikum mit falsch angesetzten Tonlagen mehr amüsiert als mit seinem selbst eingeschätzten musikalischen Talent. Ein neuer Partyhit aus den USA könnte da vielleicht eine Rettung für geschundene Publikumsohren sein: Movieoke.

Karaoke für Nichtsinger

Wie beim normalen Karaokesingen gibt es eine Bühne, einen Monitor, auf dem ein Text steht und jede Menge Bier, um auch die letzte Hemmschwelle zu überschreiten. Der Unterschied ist aber, dass auf dem Monitor keine Musikclips laufen, sondern Sequenzen aus Kinofilmen, die man nach seinen Vorstellungen interpretiert. Egal ob "Casablanca" oder "Herr der Ringe", der Amateur-Protagonist auf der Bühne hat die Chance, sich wie ein ganz großer Hollywoodstar zu fühlen. In den Movieoke-Bars werden dafür mit Projektoren Szenen auf eine Leinwand geworfen, vor denen die Möchtegern-Stars agieren können.

Beim "Den of Cin"-Abend im Club "Two Boots" an der Avenue A im New Yorker East Village lassen sich Filmträume erfüllen. Die Erfinderin heißt Anastasia Fite und ist eigentlich Drehbuchautorin und Regisseurin. Die Idee kam ihr, als sie beim Scriptschreiben an einem Charakter feilte, der ständig Zitate aus Filmen von sich gibt. Inzwischen ist der Trend aus der New Yorker Kellerbar übergeschwappt und in vielen Städten Nordamerikas leben die Hobby-Stars ihre Filmleidenschaft in vollen Zügen aus. Movieoke ist eine Szene-Attraktion geworden.

"Ich möchte, dass die Leute aus ihren DVD-Ecken vor ihren Fernsehern herauskommen, wo doch viele ihre Lieblingszenen klammheimlich wieder und wieder nachspielen", so Fite. In Kanada finden sich immer mehr Anhänger der Movieoke-Bewegung. In einem Nachtclub in der Hafenmetropole Vancouver zelebriert man Movieoke im Stile des New Yorker Vorbildes. Und auch bei den Sommerfilmfestspielen von Montréal interessierten sich viele europäische Gäste für den neuen Partyhit aus den Vereinigten Staaten.

Von Gollum bis Meg Ryan

Sehr beliebte Szenen sind die Monologe der persönlichkeitsgepaltenen Kreatur Gollum aus dem Film "Herr der Ringe" und für die Fans von großen Klassikern zum Beispiel Humphrey Bogarts "Ich seh´ dir in die Augen, Kleines" aus "Casablanca". Nicht ganz jugendfrei, aber auch sehr beliebt sind mittlerweile Movieoke-Wettbewerbe im Orgasmusfälschen à la Meg Ryan. In "Harry und Sally" zeigte sie auf beeindruckende Weise, wie täuschend echt Frauen einen Höhepunkt simulieren können.

Fites Traum ist es, Filme zu drehen, und mit ihrem Zufallsprodukt Movieoke hofft sie, das nötige Kleingeld dafür verdienen zu können. Sie ist gerade dabei, das Konzept urheberrechtlich schützen zu lassen, und will Filmausschnitte zwecks Weiterverbreitung von Movieoke-Anlagen lizensieren, erklärt sie in der "New York Times".

Karamovieoke

Das Karaokesingen hat seinen Ursprung in Japan. Schon im Jahr 1970 war es ein Riesen-Erfolg in japanischen Bars, aber erst 20 Jahre später fand sich der Kult in europäischen und amerikanischen Kneipen wieder. "Kara" ist das japanische Wort für leer, so heißt "Karate" beispielsweise übersetzt "leere Hand". "Oke" ist die Kurzform für "Orchester". Folglich ist Karaoke das leere Orchester, nur Musik, kein Gesang. Wie das Wort Movieoke entstand, liegt nahe, es ist eine Mischung aus Movie und Karaoke.

Locarno Filmfestspiele 2003
Die Movieoke-Bewegung zieht immer mehr Fans in ihren BannBild: AP
Two Boots Filmclub in New York Film-Karaoke
Two Boots Filmclub in New York