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Wie misst man eigentlich Korruption?

26. Oktober 2010

Regelmäßig veröffentlicht die Nichtregierungsorganisation Transparency International Berichte über Korruption weltweit. Wie aber misst man eigentlich Geschäfte, die sich im Verborgenen abspielen, also Korruption?

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Symbolbild Korruption: Handschlag mit Geldübergabe (Foto: dpa)
Bild: dpa

Transparency International veröffentlicht regelmäßig drei Indizes zum Thema Korruption. Der bekannteste Index ist der Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index - CPI). Er misst die wahrgenommene Korruption bei Beamten und Politikern in den jeweiligen Ländern und listet diese Staaten entsprechend auf. Der CPI ist ein Meta-Index, der sich aus 13 verschiedenen Untersuchungen speist, die von neun unabhängigen internationalen Institutionen durchgeführt werden. Sie kommen durch die Befragung von Geschäftsleuten und speziellen Länder-Analysen zustande.

Das Länder-Ranking umfasst etwa 180 Staaten, der Indexwert reicht von 0 (völlig korrupt) bis 10 (keine Korruption). An der Spitze stehen jene Länder, in denen die Korruption als besonders gering wahrgenommen wird. Schlusslichter sind die Länder mit einem besonders hohen Grad an wahrgenommener Korruption. Eine Massenbefragung findet beim CPI nicht statt.

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Kritiker bemängeln am CPI, dass hier nur die bestochenen Personen registriert werden und nur die wahrgenommene Korruption bei den Bestochenen gemessen wird, obwohl zum Missbrauch immer zwei gehören, sowohl der Bestochene als auch derjenige, der versucht, sich durch Bestechung Vorteile zu verschaffen. Das führt im Ergebnis dazu, dass die Industrieländer das CPI-Ranking in der Regel anführen, also eine geringere Korruption aufweisen, während den Entwicklungsländern eine hohe Korruptionsquote attestiert wird, obwohl es oftmals gerade die Industrieunternehmen aus den reichen nördlichen Ländern sind, die überhaupt erst Bestechungszahlungen leisten.

Zur Korruption gehören immer zwei

Um diese Verzerrung zu korrigieren erstellt Transparency International auch einen weiteren Index - den sogenannten Bestechungszahler Index (Bribe Payers Index - BPI). Dieser Index bildet ab, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass Unternehmen aus Exportstaaten Politiker und Behörden im Ausland schmieren. Er wird ungefähr alle zwei Jahre erstellt, ist aber bisher nicht so bekannt wie der CPI.

Die im BPI dargestellten Länder werden nach dem Durchschnittswert aufgelistet, der sich aus den Antworten der befragten Unternehmer auf folgende Untersuchungsfrage ergibt: "Bitte geben Sie für die Ihnen vertrauten Wirtschaftssektoren an, wie wahrscheinlich es ist, dass Unternehmen aus den folgenden Ländern Bestechungsgelder zahlen oder anbieten, um in diesem Land Geschäfte abzuschließen oder im Geschäft zu bleiben."

Aus beiden Indizes, CPI und BPI, lässt sich ein viel realistischeres Bild über die Korruptionswahrscheinlichkeit weltweit ableiten.

Ein dritter Index von Transparency International ist das Globale Korruptionsbarometer (Global Corruption Barometer - GCB). Anders als CPI und BPI, für die ausschließlich Experten und zum Beispiel Unternehmer befragt werden, gründet sich das Korruptionsbarometer auf eine Massenbefragung von Personen über tatsächliche und wahrgenommene Korruption. Dazu werden Privatpersonen befragt, wie sie Korruption in Unternehmen, in der Politik, in Behörden und im Privatleben wahrnehmen. Das ermöglicht wesentlich differenziertere Messungen und damit auch genauere Ergebnisse.

Autor: Zoran Arbutina
Redaktion: Kay-Alexander Scholz