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Wie sicher sind E-Mails in Deutschland?

Mu Cui23. August 2013

Google scannt E-Mails für seine Werbung, die NSA zapft Datenverkehr im Namen der nationalen Sicherheit an. In Deutschland fallen E-Mails zwar unter das Fernmeldegeheimnis, doch die Realität sieht anders aus.

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ILLUSTRATION - Ein Schloss wird vor ein @-Zeichen auf einem Monitor gehalten, aufgenommen am 29.10.2012 in Schwerin. Am Dienstag (30.10.2012) findet in Schwerin der «Mediensicherheitstag 2012» statt. Veranstalter sind unter anderem das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern und die Medienanstalt MV. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Symbolbild Sicherheit im InternetBild: picture-alliance/dpa

Spätestens seit dem Jahr 1949 gehört das Fernmeldegeheimnis zu den Grundrechten in der Bundesrepublik. Unverändert bleibt dieser Satz im Paragraphen zehn Absatz eins im Grundgesetz: "Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich."

Als eine der modernsten Kommunikationsmethoden muss auch die E-Mail unter dem Schutz des Grundgesetzes stehen, denn nach Duden wird das Wort "E-Mail" so definiert: "Elektronischer Daten- und Nachrichtenaustausch über Computer." Also müssen wir uns keine Sorgen machen, denn de jure sind E-Mails vor fremden Augen geschützt.

„G-Mail-Nutzer haben keine Privatsphäre zu erwarten.“

Mit mehr als 400 Millionen Nutzern ist "G-Mail" von Google der weltweit meistgenutzte Dienst - auch in Deutschland hat der Internetriese einen Marktanteil von 17 Prozent. Auf ihrer Datenschutzerklärungsseite wird deutlich erläutert, Sicherheit und Datenschutz hätten bei Google oberste Priorität. Google arbeite kontinuierlich daran, ein hohes Maß an Sicherheit und Datenschutz zu gewährleisten.

Doch in einem jüngsten Gerichtsverfahren haben Anwälte von Google genau die Gegenseite gezeigt. Sie betonten, dass G-Mail-Nutzer keine Privatsphäre zu erwarten haben: "Wer einen Brief an seinen Geschäftskollegen schickt, darf nicht überrascht sein, wenn der Brief vom Assistenten des Kollegen geöffnet wird. Nutzer des heutigen Web-Mail-Services sollen auch nicht überrascht sein, wenn ihre E-Mails während der Zustellung vom Assistent des Empfängers, also dem Service-Anbieter bearbeitet werden."

Mit E-Mails Geld verdienen

Google behauptet, E-Mails, die auf G-Mail-Server gespeichert sind, würden zum Zwecke der Virus- und Spamvorbeugung maschinell gescannt. Doch hätten Menschen keinen Zugriff auf Inhalte des Mailverkehrs. Gleichzeitig räumte Google aber ein, die automatische Durchsuchung diene auch dazu, kontextbezogene Werbung auf E-Mails einzublenden.

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Kann Google Werbung in E-Mails plazieren ohne Hand anzulegen?Bild: Fotolia/pressmaster

Netzwerkexperte Andreas Bogk vom Chaos Computer Club meint im Gespräch mit DW, diese Tatsache sei wenig überraschend, weil man schon längst weiß, dass Google das tue. "Das Problem dabei ist, dass es jetzt klar wird: E-Mail-Provider haben Zugriff auf Inhalte der Mails ihrer Kunden." Bogk weist darauf hin, dass Google die ausgewerteten Scan-Ergebnisse nicht nur für sich behält, sondern auch für andere Partner zur Verfügung stellt. Auch staatliche Behörden hätten Zugriffe darauf. Er vermutet, dies "gilt für alle Email-Provider, insbesondere die von den USA".

E-Mail Made in Germany – besserer Datenschutz?

Einige Experten meinen, man könne seine Privatsphäre besser beschützen, indem man keinen amerikanischen E-Maildienst benutzt. Im Rahmen der NSA-Affäre hat auch der Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich diesen expliziten Vorschlag gemacht: "Wer fürchtet, dass seine Kommunikation in irgendeiner Weise abgefangen wird, sollte Dienste nutzen, die nicht über amerikanische Server laufen."

Datenschutz oder Marketing?

Vermeintlich gilt in Deutschland eine strengere rechtliche Regelung beim Datenschutz . Auch deutsche Internetfirmen nutzen die Chance, für sich Werbung zu machen. So starteten Deutsche Telekom, GMX und Web.de Anfang August einen Kampagne für sicheren Maildienst – "E-Mail Made in Germany". Die Provider hierzulande versprechen, den Mailverkehr zu verschlüsseln und die Daten ausschließlich gemäß dem deutschen Datenschutz zu verarbeiten. Somit würde E-Mail "in Deutschland insgesamt sicherer", weil "der Schutz der privaten Sphäre ein hohes Gut ist".

Auf Anfrage von DW hat die Deutsche Telekom AG auch garantiert, der Konzern werde ausländischen Diensten keinen Zugriff auf Daten gewähren. Pressesprecher Andreas Middel zur DW: "Eine Strategie wie Google verfolgen wir nicht."

De facto: "Absolute Sicherheit gibt es nicht"

Doch Experten bezweifeln diese Garantie. Sie meinen, Mailverkehr würde nur zwischen den Servern von Telekom, GMX und Web.de verschlüsselt, bei anderen nicht. Behörden wie NSA könnten an irgendeinem Netzknotenpunkt Daten abzapfen und mit technischen Tricks auf die auf Server gespeicherten E-Mails zugreifen. "Das ist Marketing. Gut, dass sie die Verschlüsselung einschalten, aber es ist vergleichsweise geringer Schutz," so Andreas Bogk vom Chaos Computer Club. Er betont, "einen hundertprozentig sicheren E-Maildienst gibt es nicht."