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Wie sorgt die Bundesliga für Sicherheit?

Herbert Schalling
28. März 2019

Wer soll die Polizei bei Hochrisiko-Spielen in der Fußball-Bundesliga bezahlen? Diese Frage klärt das Bundesverwaltungsgericht. In den Stadien arbeiten Klubs und Polizeikräfte Hand in Hand - nach bewährtem Rezept.

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Fußball Polizisten sorgen für Sicherheit
Bild: picture-alliance/SvenSimon/A. Waelischmiller

Der FSV Mainz 05 ist ein mittelgroßer Verein in der Fußball-Bundesliga. Im Schnitt kommen 25.000 Zuschauer zu den Heimspielen. Dabei geht es meist recht entspannt zu. Randale und große Polizeieinsätze hat es in Mainz noch nie gegeben.

Für Ordnung und Sicherheit rund um ein Fußballspiel sorgen der Verein und die Polizei in Gemeinsamkeit. Ein erstes Konzept dafür wird jeweils bereits im Sommer erarbeitet, wenn der Spielplan für die neue Saison feststeht. "Da erkennen wir, welche Spiele besonders sind", sagt 05-Pressesprecher Tobias Sparwasser.

"Das heißt, wann ist das Derby gegen Frankfurt oder welche Gastmannschaft bringt einen großem Fananhang mit." Auf jede Option bereiten sie sich in Mainz speziell vor. Die Maßnahmen innerhalb der Arena obliegen der Verantwortung des Vereins. Alles außerhalb des Stadions geschieht in Verantwortung der Polizei. Das ist an den anderen 17 Bundesliga-Spielorten auch so festgelegt.

Vereinseigenes Sicherheitspersonal

Mainz 05 unterhält einen eigenen Ordnungsdienst. Das ist eine Seltenheit in der Bundesliga. 400 Mitglieder sorgen für sichere Bedingungen rund um die Spiele. Vom Auszubildenden bis zum Lehrer, reicht das berufliche Spektrum der Ordner. Ein Teil begleitet die Mainzer Fans auch zu den Auswärtsspielen.

Fußball Ordner sorgt für Sicherheit
Der FSV Mainz 05 setzt 400 eigene Ordner ein - unter anderem beim Empfang der gegnerischen MannschaftBild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Bei den Heimpartien werden die Ordner überall im und rund um das Stadion eingesetzt. Die Aufgaben reichen vom sensiblen  Einlass mit Taschenkontrolle, über die Einweisung an den Zuschauerrängen, bis hin zur Aufsicht auf den Parkplätzen. Die Einsätze beginnen in der Regel drei Stunden vor dem Spiel und enden rund 60 Minuten danach.

Der Fußballklub hat jetzt auch 60 Menschen mit ausländischen Wurzeln in seinen Sicherheitsdienst integrieren können. Gemeinsam mit einem sozial engagierten Verein der Stadt wurden für diese Mitarbeiter Sprachkurse organisiert. Für ihre Arbeit erhalten alle Ordner eine Vergütung oberhalb des Mindestlohnes. Darüber hinaus sind bei jedem Heimspiel noch 100 Beschäftigte eines externen Sicherheitsdienstes im Einsatz. Das gesamte Sicherheitspaket kostet Mainz 05 pro Saison rund eine Million Euro. 

Polizeieinsatz abhängig von Brisanz des Spiels                                     

Ein ebenso umfangreiches Aufgabenspektrum rund um ein Bundesliga-Spiel wartet überall auf die Polizei. Besonders groß ist es für die Beamten in Dortmund. Dort steht das größte Stadion der Bundesliga. Die Arena mit ihren 81.360 Plätze ist bei den meisten Spielen der Borussia ausverkauft. Bei der Vorbereitung ihrer Einsätze greift die Polizei, wie in Mainz, auf ein vor der Saison erstelltes Sicherheitskonzept zurück.

Fußball 1. Bundesliga: Borussia Dortmund - FC Schalke 04 Polizei
Bei Heimspielen von Borussia Dortmund kommt die Reiterstaffel der Polizei regelmäßig zum Einsatz Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Meissner

Dieses wird dann konkret an den bevorstehenden Spieltag angepasst. "Dabei bewerten wir die Spiele nach der Verkehrsampel", erklärt Polizeidirektor Ed Freyhoff, der die Einsätze in Dortmund leitet. "Bei "Grün", einem Spiel mit normalen Sicherheitsanforderungen, sind wir mit einer Hundertschaft im Einsatz". Das ist der Standard.

Der steigert sich bei Partien der Kategorie "Rot" auf bis zu 1000 Polizisten. Besonderheit in Dortmund: Immer sind auch Beamte der Reiterstaffel im Einsatz. "So haben wir von oben immer einen guten Überblick", sagt Freyhoff. "Das ist bei der große Anzahl von Zuschauern von Vorteil."

Lange Einsatzzeiten sind die Regel

Für die Bewertung eines bevorstehenden Spiels zieht die Polizei verschiedene Aspekte heran: "Die Brisanz kann vom Tabellenstand abhängen oder von der Rivalität der Fans beider Vereine", gibt Freyhoff einen Einblick in seine Arbeit. Zur Vorbereitung gehört für ihn auch, "zu schauen, wie die Spiele zwischen Dortmund und dem jeweiligen Gastverein in den letzten Jahren verliefen. Gab es da mal Stress, stellen wir uns auch vor dem neuen Spiel darauf ein."

Bundesliga Werder Bremen vs 1. Hamburger SV
Undankbarer Job: Die Polizei überwacht An- und Abreise der Fans und trennt die gegnerischen LagerBild: picture-alliance/dpa/TeleNewsNetwork

Für die Polizei beginnt die Arbeit mit der Anreise der Fans. Dann stehen am Bahnhof oder auch an den Autobahnzufahrten Einsatzkräfte bereit, um für alle Fans einen sicheren Zugang bis zum Stadion zu gewährleisten. Für die eingesetzten Polizisten bringt das lange Arbeitszeiten mit sich. Bis zu zehn Stunden sind keine Seltenheit. Nicht alle Einsätze können in Dortmund mit eigenem Personal abgedeckt werden. "Dann kommen Kollegen aus Düsseldorf oder Köln zum Einsatz", erklärt Ed Freyhoff. "In Nordrhein-Westfalen haben wir aktuell fünf Bundesligisten und vier Vereine der Zweiten Liga."

Weil die Belastung der Sicherheitskräfte durch den Fußball so hoch ist, streiten das Land Bremen und die DFL seit Jahren darüber, wer die Polizei bei Hochrisiko-Spielen bezahlen soll. An diesem Freitag entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Ein Urteil, das die Liga mit Spannung erwartet. 

Spaß und Freude der Zuschauer als Maßstab

Im Stadion selbst ist die Polizei bei Spielen der Kategorien "Grün" und "Gelb" nicht mit uniformierten, sondern nur mit zivilen Kräften im Einsatz. Nur bei "roten" Spielen und beim Derby gegen Schalke (Freyhoff: "Das ist gewissermaßen Rot plus") zeigt sie im Stadion Präsenz, um eingreifen zu können, wenn es notwendig ist.

Dafür ist die Videoüberwachung hilfreich. Diese wird in Dortmund, wie überall von der Polizei durchgeführt. Es ist im Normalfall ihre einzige Aufgabe innerhalb des Stadions. "Unser Hauptanliegen ist, dass bildlich gesprochen, der Vater mit seinem Sohn oder die ganze Familie einen friedlichen und unterhaltsamen Fußballnachmittag erleben kann", meint der Polizeidirektor.