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Wieder Raketenangriffe auf Tel Aviv

10. Juli 2014

Militante Palästinenser haben abermals Raketen auf Tel Aviv abgefeuert. Bei israelischen Luftangriffen wurden im Gazastreifen mindestens 17 Menschen getötet. Der UN-Sicherheitsrat kommt zu einer Sondersitzung zusammen.

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Große Rauchschwaden nach einem israelischen Luftangriff im Süden von Gaza-Stadt (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Nach der neuen Gewalteskalation im Nahen Osten hat der UN-Sicherheitsrat eine Sondersitzung einberufen. Das Gremium werde an diesem Donnerstag (16 Uhr MESZ) zusammentreten, teilte die UN-Vertretung Ruandas mit, die derzeit den rotierenden Vorsitz innehat. Zunächst werde UN-Generalsekretär Ban Ki Moon das mächtigste UN-Gremium über die aktuelle Situation informieren. Ban sagte, im Gaza-Konflikt stehe die Lage auf Messers Schneide. "Die eskalierende Situation führt zu einem Teufelskreis, der schnell außer Kontrolle geraten könnte." Gaza und die ganze Region könnten sich keinen weiteren Krieg leisten. Ban forderte alle Seiten zu größtmöglicher Zurückhaltung auf. Mehrere arabische und islamische Staaten hatten die Dringlichkeitssitzung des Rates beantragt.

Am Donnerstagmorgen schossen militante Palästinenser aus dem Gazastreifen erneut Raketen auf den Großraum Tel Aviv ab. Das israelische Fernsehen berichtete, fünf Raketen seien im Umkreis von Tel Aviv von der Raketenabwehr in der Luft abgefangen worden. In der Nacht zum Donnerstag waren bei einem israelischen Luftangriff auf Chan Junis im Gazastreifen nach Angaben von Sanitätern und Sicherheitskräften mindestens 17 palästinensische Zivilisten getötet worden. Die israelische Armee hatinzwischen 20.000 Reservisten eingezogen. Ein Armeesprecher sagte, es handele sich um die Hälfte der Reservisten, deren Mobilisierung Israels Regierung gebilligt habe. Eine Bodenoffensive im Gazastreifen sei jedoch die "letzte Option".

750 Ziele bombardiert

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 750 Ziele in dem Landstreifen am Mittelmeer bombardiert. Nach Angaben der radikalislamischen Hamas zerstörten israelische Kampfflugzeuge mehr als 70 Wohnhäuser führender Hamas-Funktionäre. Wie die Zeitung "Times of Israel" schreibt, trafen die israelischen Streitkräfte in anderthalb Tagen mehr Ziele als während der achttägigen Offensive gegen den Gazastreifen im November 2012.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach von einem "Krieg" gegen die Bevölkerung im Gazastreifen und einem "Völkermord". Seine im Westjordanland verwurzelte Fatah bildet mit der radikalen Hamas eine Einheitsregierung. Der israelische UN-Botschafter Ron Prosor sagte in New York, der Raketenbeschuss der "Terrororganisation" Hamas lasse Israel keine Wahl. Viele Bürger lebten zurzeit aus Angst vor dem Raketenbeschuss in Schutzräumen. Militante Palästinenser hatten erstmals seit Jahren wieder Jerusalem und Tel Aviv angegriffen.

Rund 380 Raketen abgeschossen

Radikale Palästinensergruppen feuerten in dichter Abfolge Raketen auf Israel. Erneut wurden auch Raketen mit größerer Reichweite eingesetzt, die tief im israelischen Kernland einschlugen und zehntausende Menschen in Luftschutzkeller zwangen. Die extremistischen Al-Kassam-Brigaden erklärten, sie hätten binnen 48 Stunden 279 Raketen auf Israel gefeuert. Andere militante Gruppen hätten mehr als 100 Raketen gestartet. Nach Schätzungen befindet sich mittlerweile die Hälfte der acht Millionen Israelis in Reichweite der Hamas-Raketen. Berichte über Opfer auf israelischer Seite liegen nicht vor.

Am Abend feuerten Extremisten nach israelischen Armee-Angaben drei Raketen auf das einzige Atomkraftwerk des Landes in Dimona, das rund 70 Kilometer südöstlich des Gazastreifens gelegen ist. Das Abwehrsystem "Eiserner Dom" habe ein Geschoss abgefangen, die beiden anderen seien ohne Schaden anzurichten auf offenem Gelände niedergegangen, sagte ein Armeesprecher. In Dimona sollen sich angeblich auch zentrale Teile des militärischen Nuklearprogramms Israels befinden.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, die Regierung habe entschieden, die Angriffe auszuweiten. Auch eine Bodenoffensive behält er sich vor. Die Streitkräfte seien auf alle Optionen vorbereitet. "Hamas wird einen hohen Preis dafür zahlen, dass sie auf israelische Zivilisten schießt." Inzwischen schaltete sich Kanzlerin Angela Merkel in die Bemühungen um eine Friedenslösung ein. Merkel habe in einem Telefonat mit Netanjahu die Raketenangriffe auf Israel scharf verurteilt, sagte eine Regierungssprecherin. Es gebe keinerlei Rechtfertigung dafür.

kle/qu (dpa, rtr, afp)