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Wiederwahl von Präsident Jonathan fast sicher

18. April 2011

In Nigeria zeichnet sich ein klarer Wahlsieg von Präsident Goodluck Jonathan ab. Nach der Auswertung fast aller Stimmen liegt er uneinholbar vor Herausforderer Buhari. Wahlbeobachter berichten von fairen Bedingungen.

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Präsident Goodluck Jonathan (Foto: AP)
Gilt als sicherer Sieger: Präsident Goodluck JonathanBild: AP
Nigerianer zählen die Stimmen aus (Foto: dapd)
Die Auszählung dauerte bis zum MontagBild: dapd

Bis Montag (18.04.2011) wurde gezählt, jetzt steht das Endergebnis der Präsidentenwahl in Nigeria so gut wie fest: In den rund 120.000 Wahllokalen der 36 Bundesstaaten Nigerias wurden fast 40 Millionen Stimmen ausgewertet. Nach Auszählung der Stimmen in 35 der 36 Bundesstaaten des Landes liegt Präsident Goodluck Jonathan klar in Führung. Für den 53-Jährige stimmten fast 60 Prozent der Wähler, wie nigerianische Medien berichteten. Sein Gegenkandidat, der muslimische Ex-Diktator Muhammadu Buhari, erhielt demnach etwa 30 Prozent der Stimmen. 19 Kandidaten waren zur Wahl angetreten, wobei Amtsinhaber Jonathan und Herausforderer Buhari zu den klaren Favoriten zählten.

Christen wählten Jonathan

Muhammadu Buhari (Foto: AP)
Niederlage für Muhammadu BuhariBild: AP

Experten gingen zunächst davon aus, dass die Wahl um das Präsidentenamt nicht im ersten Durchgang entschieden wird. Doch nach dem vorläufigen Ergebnis sieht es ganz danach aus, dass Präsident Jonathan wiedergewählt wurde. 22 Millionen Nigerianer haben nach Angaben der Wahlkommission für ihn gestimmt. Der ehemalige Militärmachthaber Muhammadu Buhari kommt bisher auf zwölf Millionen Stimmen.

Jonathan hat vor allem in jenen Regionen gewonnen, die wichtig sind, um eine Stichwahl zu verhindern. Der christliche Amtsinhaber aus dem Süden verzeichnete gerade in den christlichen Bundesstaaten des Südens und in den zentralen Staaten hohe Gewinne. Im muslimisch dominierten Norden hingegen konnte Buhari gute Erfolge verbuchen.

Um die Abstimmung zu gewinnen, reicht es nach dem Wahlgesetz aber nicht, lediglich die Mehrheit der Stimmen auf sich zu vereinen. Es ist zusätzlich notwendig, in mindestens zwei Dritteln der Bundesstaaten eine Zustimmung von 25 Prozent zu erreichen.

Keine Stichwahl

Ein Mann steckt seinen Stimmzettel in die Wahlurne, er ist umringt von vielen Nigerianer (Foto: AP)
Eine zweite Wahl scheint unwahrscheinlichBild: AP

"Ich gehe davon aus, dass es keinen zweiten Wahlgang geben wird", sagte Usmn Jibrin als Vertreter der Regierungspartei PDP (Parti Démocratique du Peuple – Demokratische Volkspartei). "Es ist nicht die Stunde des Triumphs, sondern es ist die Stunde für eine gründliche Bestandsaufnahme, für eine Verbesserung der Umstände in unserer Region und für eine weitere Zusammenarbeit", kommentierte Oronto Douglas, ein enger Vertrauter und Berater von Präsident Jonathan, das aktuelle Ergebnis.

Die Stimmabgabe im bevölkerungsreichsten Land Afrikas verlief nach Angaben internationaler Beobachter weitgehend korrekt. Wahlbeobachter der EU sagten, die meisten Wahllokale hätten pünktlich geöffnet, und es seien nur wenige Probleme wie etwa fehlende Wahlunterlagen festgestellt worden.

"Glaubwürdige Wahlen"

Eine Frau steckt einen Wahlzettel in die Wahlurne (Foto: AP)
Wahlbeobachter bescheinigen einen korrekten WahlablaufBild: AP

"Wir scheinen Zeuge geworden zu sein, wie sich ein Gigant Afrikas selbst reformiert und sein Haus in Ordnung bringt", sagte der frühere botswanische Präsident Festus Mogae, der die Wahlbeobachtergruppe des Commonwealth leitete. Viele Nigerianer hätten in den vergangenen Jahrzehnten den Glauben daran verloren, dass Wahlen den Willen des Volkes ausdrücken können. "Aber heute haben die Menschen gezeigt, dass sie das ändern können", sagte Mogae.

"Diese Wahlen waren nicht ohne Probleme. Es gab einzelne Vorkommnisse wie Einschüchterung, Gewalt und illegale Stimmabgabe, aber sie haben nicht die Glaubwürdigkeit des Prozesses untergraben", hieß es am Sonntag in einer Stellungnahme des Dachverbands lokaler Wahlbeobachter, Project 2011 Swift Count.

Gewalt und Kritik

Ein Mann schaut sich in einem durch die Bombenexplosion zerstörten Hotelzimmer um (Foto: dapd)
Die Bombe explodierte in einem HotelBild: AP/dapd

Am Tag der Abstimmung war in der Stadt Kaduna eine Bombe explodiert. Acht Menschen wurden dabei verletzt. Im Nordosten des Landes wurde ein Polizist erschossen. Trotz dieser Gewalt und den problematischen Wahlen in den letzten Jahren, sprach Präsident Jonathan dennoch von einem "Neuanfang für Nigeria".

Sein 69-jähriger Herausforderer Buhari ist im Norden sehr beliebt. Er beklagte Fälschungsversuche in vielen Wahllokalen und warf dem gegnerischen Lager vor, es seien vorab zahlreiche Stimmzettel zu Gunsten Jonathans ausgefüllt worden.

Wahlmarathon geht weiter

Frauen stehen in einer Schlange vor dem Wahllokal (Foto: DW)
Rege Wahlbeteiligung in Nigeria: Lange Schangen vor den WahllokalenBild: DW

Der alte und wahrscheinlich neue Präsident Jonathan ist Mitglied der PDP und wurde erst vor einem knappen Jahr als Staatschef vereidigt. Zuvor hatte er den schwer erkrankten Präsidenten Umaru Yar'Adua bis zu dessen Tod kommissarisch vertreten. Trotz der großen Zustimmung gibt es auch Kritik an seiner politischen Führung, denn es herrscht landesweit ein Mangel an sauberem Trinkwasser, Schulen, Strom sowie Arbeitsplätzen. Die Mehrheit der rund 150 Millionen Einwohner des Landes lebt von weniger als zwei Dollar (1,40 Euro) am Tag.

Der Wahlmarathon im April geht aber weiter. Nach der Parlamentswahl am 9. April und der Präsidentenwahl vom vergangenen Samstag stehen am 26. April noch Abstimmungen über die Gouverneure und Regionalparlamente an.

Autorin: Marion Linnenbrink (afp, dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Ursula Kissel