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Winterchaos in Europa

7. Januar 2010

Der Winter hat Europa fest im Griff: Ungewöhnlich heftige Schneefälle in England, Rekordkälte in Norwegen mit minus 41 Grad und sintflutartige Regenfälle in Albanien.

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Huskie-Schlitten auf einer verschneiten Straße in England (Foto: AP)
Gefährliches Winterwetter in EnglandBild: AP

In Teilen Englands fielen am Mittwoch (06.01.2009) bis zu 30 Zentimeter Neuschnee; auf Straßen, Schienen und im Luftverkehr herrschte Chaos, tausende Schulen wurden geschlossen und mehrere Sportveranstaltungen abgesagt. Der Wetterdienst sprach vom kältesten Winter seit fast 30 Jahren. Eine ähnlich lang anhaltende Kälte- und Schneewelle gab es in Großbritannien zuletzt 1981.

Von den Schneestürmen waren viele Flughäfen des Landes betroffen. Mehrere Airports, darunter auch Gatwick und Stansted bei London, stellten ihren Betrieb ein. Auf den anderen gab es Verspätungen und Flüge wurden annulliert. Ursache für die Wetterkapriolen ist nach Angaben des britischen Wetterdienstes eine Kaltfront aus Sibirien. Die weitgehend trockene Kälte lädt sich über der Nordsee mit Feuchtigkeit auf. Über Großbritannien geht die Feuchtigkeit dann in Form von Schnee nieder.

Wetter legt Eurostar wieder lahm

Auch zahlreiche Zugfahrten wurden gestrichen oder hatten erhebliche Verspätung. Nach dem Chaos vor Weihnachten hat Eurostar in letzter Minute vorsorglich vier seiner Verbindungen durch den Ärmelkanaltunnel gestrichen. Den betroffenen Passagieren wurde angeboten, auf andere Züge umzusteigen oder zu einem anderen Termin zu reisen.

Da auch im Rest des Landes die Verkehrslage katastrophal ist, konnten viele Beschäftigte wegen Schnee und Glatteis nicht zur Arbeit kommen. Selbst der Wetterdienst hat über Personalmangel geklagt. Das größte Salzbergwerk des Landes warnte unterdessen, es könne die Nachfrage nach Streusalz kaum noch befriedigen.

Franzosen und Italiener frieren mit

Der Mont Saint Michel in der französischen Normandie unter einer zehn Zentimeter dicken Schneeschicht (Foto: dpa)
Schneedecke auch auf dem Mont Saint Michel in der französischen NormandieBild: picture alliance / dpa

Schnee und Eis machten ebenfalls den Menschen im Westen Frankreichs zu schaffen. Betroffen waren 14 Départements, unter anderem in der Normandie. In einigen Regionen durften weder Lastwagen noch Schulbusse fahren. Die Bretagne ist zudem von Stromausfällen bedroht. Dort wird ebenfalls mit weiteren Schneefällen gerechnet.

Die Kältefront lässt auch die Italiener bibbern. In Ravenna wurde ein im Schnee steckengebliebenes Auto am späten Dienstagabend (05.01.2009) von einem Zug überrollt. Wie italienische Medien berichteten, blieb ein Ehepaar mit seinem Wagen bei der Überquerung eines Gleisübergangs im Schnee liegen. Bei Herunterlassen der Schranken sei das Paar aus dem Auto geflüchtet und so heil davon gekommen. Andernorts in Nord- und Mittelitalien führten hingegen starke Regenfälle zu Überschwemmungen. Mehrere Häuser in der Provinz von Livorno wurden sicherheitshalber evakuiert.

Niederländer haben Spaß im Schnee

Während die meisten Europäer bei Minusgraden fröstelten, frönten die Niederländer ihren Traditionen und gingen erstmals in der Saison auf einem zugefrorenen See Schlittschuhlaufen.

Menschen fahren Schlittschuh auf dem Henschotermeer bei Utrecht in den Niederlanden (Foto: dpa)
Die Holländer nutzen die Kälte lieber ausBild: picture alliance / dpa

Auf dem Henschoter See bei Utrecht vergnügten sich am Mittwoch nach Angaben eines Schlittschuhverbandssprechers bis zu 1500 Menschen. Die meisten seien Erwachsene, sagte Ramon Kuipers, "die Kinder werden nach der Schule kommen".

Katastrophale Lage in Albanien

Ein Frau steht vor ihrem Haus in Albanien, das überlutet ist (Foto: dpa)
Kein Schnee, aber viel Regen in AlbanienBild: picture alliance / dpa

Auf Albanien gehen stattedessen seit Tagen sintflutartige Regenfälle nieder. "Das ist eine echte Notlage, eine mögliche Katastrophe", sagte Regierungschef Sali Berisha in der Hauptstadt Tirana nach einer Sondersitzung seines Kabinetts. Er appellierte an die Einwohner im nördlichen Distrikt von Shkodra die Krisenregion zu verlassen. Einige Betroffene mussten bis zu drei Tage auf den Dächern ihrer Häuser ausgeharren. Die Armee des Landes werde einen Evakuierungsplan ausarbeiten, kündigte Berisha an.

Fast der gesamte Nordwesten Albaniens steht rund 40 Zentimeter unter Wasser. 3800 Hektar Ackerfläche sind überschwemmt. Besonders kritisch ist die Lage in der Gemeinde Nendajc, wo 460 Familien ihre Häuser aber nicht verlassen wollen. Die Behörden hatten zuvor die Talsperre Fierza in den nordalbanischen Bergen geöffnet und so für zusätzliche Wassermassen gesorgt. Mit der Öffnung der Schleusen sollte der Zusammenbruch der Stromerzeugung verhindert werden.

Autor: Nicole Scherschun (dpa, AP)
Redaktion: Fabian Schmidt