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Jammern hilft nicht

Helle Jeppesen22. März 2008

Sind wir noch zu retten? Der US-amerikanische Ökonom Jeffrey D. Sachs meint: "Ja!". In seinem neuen Buch entwirft er eine Roadmap zum Überleben auf unserem Planeten. Helle Jeppesen hat mit ihm darüber gesprochen.

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Jeffrey D. Sachs, Quelle: AP
Jeffrey D. Sachs bleibt Optimist - für ihn ist der Weg in eine bessere Zukunft schon gezeichnetBild: AP

Schon mit dem Buch "Das Ende der Armut - ein ökonomisches Programm für eine gerechtere Welt" hat Jeffrey D. Sachs 2005 Möglichkeiten aufgezeigt, eine gerechtere und nachhaltigere Entwicklung auf unseren Planeten zu sichern. Nun ist er einen Schritt weiter gegangen: Mit Common Wealth - ein Wortspiel zwischen der britischen Commonwealth-Staatengemeinschaft und der Bedeutung von "Gemeinwohl" - beschreibt er, wie wir im wahrsten Sinne des Wortes noch zu retten sind.

Cover "Common Wealth - Economics for a crowded Planet"
Bild: Penguin

"Das Buch heißt 'Common Wealth' weil es ein Buch über die globalen Gemeinsamkeiten ist: Den Wohlstand, den der Planet bietet und den Wohlstand, den wir allen geben wollen. Der Untertitel lautet 'Ökonomie für einen übervölkerten Planeten', weil die zentrale Idee folgende ist: Wir leben in unseren wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Beziehungen so eng zusammen, dass wir nur dann eine Chance haben, wenn wir auch global zusammenarbeiten. Wir setzen derzeit das Ökosystem so sehr unter Druck, dass es zu spät sein wird, wenn wir jetzt nicht handeln. Dann wird die Natur zerstört und der Klimawandel herbeigeführt sein. Die Folgen sind Wassermangel, Gewalt, Kriege, Instabilität und extreme Armut."

Neue ganzheitliche und globale Ansätze müssen her, sagt Sachs, die auch quer durch das traditionell abgegrenzte Denken in den Disziplinen Physik, Biologie, Wirtschaft und Medizin gehen. Wie in seinem letzten Buch sieht Sachs die Welt so, wie ein guter Arzt einen Patienten sehen würde - nämlich als Ganzes. Nur so, sagt der US-amerikanische Ökonomieprofessor und Leiter des Earth Institutes an der Columbia-Universität in New York, haben wir eine Chance, das Ruder herumzureißen.

"Das Buch ist ein Problem-Löser, es zeichnet die Möglichkeiten bei den Problemen auf. Wir haben einen sehr guten Plan, doch wir wenden ihn nicht an. In dem Buch fordere ich dazu auf, dass wir endlich auch die ganzen Versprechen einlösen, die wir zur Jahrtausendwende gemacht haben."

Sachs verweist auf die internationalen Konventionen, Abkommen und Deklarationen, die in den vergangenen Jahrzehnten entstanden sind. Der Gipfel 1992 in Rio hat für die Umweltpolitik die drei wichtigsten Abkommen geschaffen: Die Konventionen über Klimawandel, Biodiversität und Wüstenbildung. Für die Bevölkerungspolitik war der Bevölkerungsgipfel 1994 in Kairo von entscheidender Bedeutung, so Sachs in seinem neuen Buch. Und mit den Millenniumszielen können wir eine globale Umverteilung zur Bekämpfung von Armut und Seuchen schaffen. Das alles zusammen, so Sachs, gibt uns eigentlich schon die Roadmap zu einer tragfähigen, nachhaltigen Entwicklung für unseren Planeten.

"Das Buch zeigt, dass wir Werkzeuge haben, die stark genug sind, um die Versprechen einzulösen - ohne große Kosten. Wenn wir jetzt in den Abgrund stürzen, dann nicht, weil es keinen anderen Weg gibt, sondern weil wir am Lenkrad eingeschlafen sind."

Sachs bemängelt vor allem, dass weltweit Regierungen noch immer kleinlichem nationalem Denken verhaftet sind. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind global - deshalb müssen auch die Lösungen global sein, sagt Sachs. Damit meint er nicht nur die politische Führung, sondern auch die Wissenschaft, die immer noch in fest abgegrenzten Fachgebieten steckt. Dass auch das Gegenteil möglich ist, zeigt die tägliche, fachübergreifende Arbeit am Earth Institute an der Colombia-University, dessen Leiter Sachs ist. Und das wiederum, so Sachs, ist mit einer der Gründe für seinen Optimismus.

"Wir können den Abgrund schon sehen, doch wir müssen das Lenkrad nur ein bisschen drehen. Doch bis jetzt haben wir keinen am Lenkrad gesehen, und deswegen müssen wir jetzt unsere eigene Zukunft in die Hände nehmen. Das erfordert keine Heldentaten, sondern nur, dass wir uns logisch verhalten."

Denn, so Jeffrey Sachs in seinem neuen Buch, die Lösung unserer globalen Probleme kennen wir eigentlich schon:

"Dem Weg folgen, weg vom Abgrund. Wenn wir das tun, dann können wir die Umweltprobleme, die globale Armut und die Bevölkerungskrise meistern."