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"Wir hoffen, dass Martti Ahtisaari erfolgreich ist"

7. September 2006

Knapp 3.000 deutsche Soldaten sind im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina im Einsatz. Filip Slavkovic sprach mit Verteidigungsminister Franz Josef Jung über die derzeitige Lage in der Region und die Perspektiven.

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Verteidigungsminister Jung und UNMIK-Chef Joachim Rücker (re.)Bild: AP

DW-RADIO/SERBISCH: Herr Verteidigungsminister, Sie waren gerade im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina. Vor einigen Monaten ist dort die Truppenstärke der Bundeswehr erhöht worden. Ist die Lage vielleicht doch noch nicht stabil?

Franz Josef Jung: Es ging jetzt darum, dass die Status-Verhandlungen zusätzliche Unterstützung erfahren und noch einmal zusätzlich eine Stabilisierung in der Nord-Region erfolgt, damit insbesondere während dieser Statusverhandlungen dort Stabilität gewährleistet ist. Das ist, glaube ich, wichtig für den Erfolg dieser Verhandlungen.

Heißt das, dass, wenn Sie dort mit den Vertretern der Kosovaren oder der UNMIK gesprochen haben, auch über die Status-Verhandlungen gesprochen wurde? Oder ging es nur um die Sicherheit?

Nein, wir haben auch über die Status-Verhandlungen gesprochen, und ich kann nur sagen, wir hoffen und wünschen, dass Martti Ahtisaari hier erfolgreich ist. Denn positive Ergebnisse der Statusverhandlungen werden den Prozess im Kosovo in entscheidender Richtung nach vorne bringen, das heißt, auch im Interesse einer wirtschaftlichen Entwicklung in der Region, aber auch in der europäischen Perspektive. Das sind, glaube ich, wichtige Punkte auch für die Menschen. Mein Gefühl ist, dass die Menschen dort gut zusammenleben wollen, und dass wir hier den notwendigen politischen Rahmen brauchen, um das auch in Zukunft zu gewährleisten.

Sie sagen, die Menschen wollen zusammenleben. Es ist aber so, dass auch die internationalen Vertreter dort die "Teilung" des Kosovo – in dem Sinne, dass die albanische Mehrheit und die serbische Minderheit nichts miteinander zu tun haben wollen – beklagen. Wo sehen Sie da Möglichkeiten einer Verbesserung?

Also, in der Bevölkerung habe ich das, was Sie gerade beschrieben haben, nicht feststellen können. Ich kann nur sagen: Wir hoffen und wünschen, dass Martti Ahtisaari erfolgreich ist. Wir unterstützen seine Bemühungen, dass es zu einer guten Lösung in dieser Statusfrage kommt.

In Bosnien-Herzegowina, wo die Bundeswehr auch Soldaten im Einsatz hat, stehen Wahlen bevor. Und im Vorfeld dieser Wahlen hat sich die politische Lage radikalisiert. Die politischen Vertreter aller drei Ethnien schlagen schärfere Töne an. Sehen Sie die Gefahr einer weiteren Destabilisierung in Bosnien?

Ich hoffe, dass sich die Situation nach den Wahlen verändert. Es ist auch in anderen Ländern so, dass Wahlkämpfe oft zu härteren Auseinandersetzungen führen. Und deshalb hoffe ich, dass nach den Wahlen hier eine andere Situation eintritt, und dass es zu einer positiven Entwicklung in Bosnien-Herzegowina kommt. Ich bin da eigentlich ganz optimistisch. Auch Bosnien-Herzegowina braucht eine europäische Perspektive, und deshalb glaube ich, es ist im Interesse der Menschen dort, dass nach den Wahlen die Entwicklung in diese Richtung geht.

Das Gespräch führte Filip Slavkovic
DW-RADIO/SERBISCH, 4.9.2006, Fokus Ost-Südost