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Kunst und Dialog: „Wir müssen alle erreichen“

Berthold Stevens15. Juni 2016

„Mein Ziel ist nicht die Revolution, sondern das Lächeln der Kinder“, sagte der syrische Pianist Aeham Ahmad. Künstler diskutierten auf dem Global Media Forum, wie Kunst Politik und Gesellschaft verändern kann.

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GMF Panel 50 How art and culture can foster...
Künstler im Dialog: Die Runde mit DW-Moderatorin Kate MüserBild: DW/K. Danetzki

Ich versuche, meine Erfahrung mit anderen zu teilen und suche den Dialog auf der Straße“, so der ägyptische Street-Art-Künstler Ammar Abo Bakr. Mit dabei auch der irakische Satiriker Ahmed Al-Basheer, der Rapper Samy Deluxe und der Musiker Fetsum Sebhat.

„Wir brauchen Kunst, Humor und wir brauchen die Medien für den Dialog“, so der Musiker Fetsum. Dieser Dialog müsse allen offenstehen. „Wir müssen alle erreichen. Musik ist dafür eine gute Ausdrucksform.“ Mit Blick auf Deutschland und die wachsende Zahl von AfD-Wählern zeigte sich der Musiker überzeugt, niemand dürfe ausgeschlossen werden. „Es geht um die Menschen.“

Samy Deluxe berichtete, er habe als „Halbschwarzer“ in seiner Kindheit Ausgrenzung erlebt. „Kinder, die heute in Metropolen wie Berlin oder Hamburg aufwachsen, erleben das nicht mehr“, deshalb habe er Hoffnung. Aber: „Meine erschreckendste Erfahrung hatte ich mit aufgeschlossenen Leuten, deren größte Sorge ist, selbst als Rassist bezeichnet zu werden.“ Dennoch müsse man den Dialog offen halten. Der Rapper, der den Begriff „Mimimi“ (für Mitbürger mit Migrationshintergrund) kreierte, sieht sich in Deutschland „vergleichsweise in einem Paradies, was die Freiheit von Kunst und Kultur betrifft“. Nicht in jedem Land könne man als Musiker einen Song über „Klopapier in den Nationalfarben“ singen – „und nichts passiert“, so Deluxe. Um als Künstler etwas zu bewegen, reiche es aber nicht, berühmt zu sein. „Das Gesicht einer Plakat-Kampagne gegen Aids zu sein ist noch kein Aktivismus“, so der Rapper. Deshalb gehe er in Schulen und gebe Rap-Workshops.

GMF Panel 50 How art and culture can foster... Samy Deluxe
Samy DeluxeBild: DW/K. Danetzki

„Die alten Konflikte dürfen nicht diejenigen der Jugend sein“

GMF Panel 50 How art and culture can foster... Fetsum
FetsumBild: DW/K. Danetzki

Freiheit sei nicht nur für ihn als Künstler von zentraler Bedeutung. Es dürfe „keine mentalen Grenzen“ geben, so Fetsum. „Freiheit ist die höchste Form der Entwicklung, Freiheit in Verantwortung. Jeder muss die Möglichkeit zur freien Entfaltung haben, selbst entscheiden können. „Das ist meine Vorstellung vom Paradies“, so der Musiker. Der in Ägypten geborene Fetsum, dessen Eltern aus Eritrea flohen, appellierte – auch mit Blick auf den Konflikt zwischen Äthiopien und Eritrea: „Die alten Konflikte dürfen nicht diejenigen der Jugend sein. Das versuche ich, mit meiner Musik rüberzubringen.“

Der Satiriker Al-Basheer hat sich dem „Kampf gegen religiösen Extremismus, gegen jede Form von Extremismus und Korruption“ verschrieben. Wenn man jemanden kritisieren und treffen wolle, müsse man sich über ihn lustig machen, so Al-Basheer. Satire sei für ihn Berufung, „das würde ich in jedem Land machen, in dem ich lebe“. Die Menschen in Irak hätten zunächst nicht verstanden, dass er nicht die Bürger und das Land, sondern die Politiker im Visier habe. Der Comedian, dessen bissige Show die DW seit Kurzem im arabischen TV-Programm ausstrahlt, zeigte sich aber überzeugt: „Das Publikum hat verstanden, dass es in unserer Show die Wahrheit erfährt.“

GMF Panel 50 How art and culture can foster... Ahmed Al Basheer
Ahmed Al-BasheerBild: DW/K. Danetzki

Dass seine Kunst nachhaltig sein könne, zeigte der Street-Art-Künstler Abo Bakr am Beispiel seiner Wandmalerei in Kairo auf, sie sei „das letzte visuelle Gedächtnis“ der Revolution in seiner Heimat. „Die Regierung will uns glauben machen, dass es gar keine Revolution gegeben hat. Meine Wandmalerei dort bleibt offen für alle.“

GMF 2016: Ammar Abo Bakr
Ammar Abo BakrBild: DW / M. Müller

Der Pianist Ahmad erreicht sein Publikum mit einem eigenen Mix aus europäischer Klassik, arabischer Musik und weiteren Elementen. „Die Menschen suchen Neues“, so der Syrer in Bonn. Vielleicht können wir das anstoßen, indem wir selbst etwas Neues schaffen.“

Bonn Global Media Forum GMF 02 | Award Ceremony Aeham Ahmad
Aeham Ahmad: Intermezzo im PlenarsaalBild: DW/K. Danetzki