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"Wir schaffen das Tatütata nicht ab"

Hendrik Heinze2. September 2013

Blaulicht und Tatütata: Da kommt deutsche Polizei. Doch bald kommt sie auch mit Rotlicht und amerikanischem "Yelp"-Ton. Hessens Beamte haben die neuen Signale schon - und sind zufrieden, heißt es aus dem Ministerium.

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Ein neuer Einsatzwagen der Polizei steht mit Blaulicht in Magdeburg (Foto: Jan Woitas/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Kein Lied muss umgeschrieben, kein Kind umgeschult werden: Krankenwagen, Feuerwehr und Polizei kommen in Deutschland auch weiterhin mit "Tatütata" um die Ecke gebraust. Nun bekommt das Signal allerdings Verstärkung durch einen "Yelp"-Ton wie in amerikanischen Filmen. Fünf von sechzehn Bundesländern wollen ihre Polizeiautos jetzt aufrüsten - Polizei ist in Deutschland Ländersache. In Hessen gibt es Rotlicht und "Yelp" allerdings schon - warum das so ist, erzählt Mark Kohlbecher vom Innenministerium im DW-Interview.

DW: Herr Kohlbecher, ist Hessen eigentlich ein sehr lautes Bundesland? Schließlich hat es als einziges Land schon vor zehn Jahren neue Polizeisignale eingeführt - aus Sorge, die Leute würden Blaulicht und Tatütata nicht immer wahrnehmen...

Mark Kohlbecher: Ob Hessen ein lautes Bundesland ist, weiß ich nicht. Aber zumindest was den Einsatz des "Yelp"-Tons angeht, ist es sicher etwas lauter als die anderen Bundesländer. Wir haben schon Anfang 2000 hier in Hessen festgestellt, dass die Verkehrsteilnehmer immer weniger die Anhaltesignale der Polizei wahrgenommen haben. Wenn also ein Streifenwagen hinter einem anzuhaltenden Auto fuhr, dann reagierte der Autofahrer oft gar nicht auf die Polizei. Die Folge war dann, dass die Polizeibeamten immer häufiger die anzuhaltenden Autos überholen mussten, um sie zu stoppen. Das Problem dabei ist, dass die Polizisten dann von vorne an das zu kontrollierende Auto herangehen müssen, was aus Sicherheitsgründen nicht optimal ist.

Mark Kohlbecher, Pressesprecher im Hessischen Innenministerium (Foto: HMdIS)
"Nur ein einmaliger Ton, ähnlich wie bei 'Highway Patrol'": Mark KohlbecherBild: HMdIS

Was haben Sie damals unternommen?

Die Problematik wurde dann unter den Ländern diskutiert, man hat sich aber nicht wirklich auf eine einheitliche Linie einigen können. Deshalb hatte dann Hessens damaliger Innenminister und heutiger Ministerpräsident 2003 beschlossen, den sogenannten "Yelp"-Ton im Alleingang hier bei uns in Hessen einzuführen. Und wie wir heute sehen, war die Entscheidung wegweisend - auch wenn es zehn Jahre gedauert hat, bis die anderen Länder jetzt nachziehen.

Wegweisend, sagen Sie. War die Entscheidung denn auch in der Sache erfolgreich?

Wir haben wirklich gute Erfahrungen damit gemacht. Wenn auf die normalen Anhaltesignale keine Reaktion vom Autofahrer erfolgt, dann kann das nach vorne gerichtete rote Blitzlicht geschaltet werden, da steht dann "Stopp Polizei". Und wenn dann immer noch keine Reaktion erkennbar ist, dann kann der zusätzliche Heulton, dieser "Yelp"-Ton eingesetzt werden, der in der Regel nur ein einziges Mal abgegeben wird.

Dann können wir nahezu ausschließen, dass der anzuhaltende Autofahrer dieses Signal überhört und übersieht. Und insofern haben wir gute Erfahrungen gemacht - die Autofahrer erkennen unsere Streifenfahrzeuge jetzt viel besser als vorher.

Es denken ja doch wahrscheinlich alle Menschen an die USA und an Hollywood bei diesem Yelp-Signal - haben die Hessen also früher als andere Bundesländer die einschlägigen Polizei-Filme und -serien geschaut?

Ja, das wird sehr oft verwechselt, dass in Hessen oder in Deutschland jetzt die Streifenwagen mit den bekannten US-Martinshörnern ausgerüstet werden. Das ist es nicht. Es ist wirklich nur ein einmaliger Ton, der zum Anhalten eingesetzt wird - der klingt allerdings ähnlich wie in Amerika, wie man das in den Filmen und Serien hört, beispielweise bei der "Highway Patrol".

Das normale Martinshorn, so wie es die Menschen hier in Deutschland kennen, hat weiterhin seine Berechtigung. Und es wird auch für die sogenannten Alarmfahrten weiterhin eingesetzt. Da hören sich die Einsatzfahrzeuge dann nicht wie amerikanische Polizeiwagen an, sondern wie ein ganz normales deutsches Polizeiauto, so wie man das gewohnt ist aus den deutschen Fernsehserien. Es ist nicht Sinn und Zweck des Ganzen, das Tatütata abzuschaffen.