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"Wir wollen den Besten für Tansania"

28. Oktober 2010

Die junge Generation in Tansania ist durchaus politikinteressiert. Deshalb könnten die Erstwähler mit ihren Stimmen diese Wahlen entscheiden. Sie wurden von den Kandidaten besonders umworben.

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Von Politikverdrossenheit keine Spur - junge Leute vor den Wahlen in TansaniaBild: AP

In Tansania wächst momentan eine junge und kritische Wählergeneration heran. Etwa 20 Prozent der Tansanier sind zwischen 15 und 24 Jahre alt. Die jungen Wähler wollen nicht mehr einfach nur die Partei ankreuzen, die 'schon immer' gewählt wurde. Das wäre in Tansania die Revolutionspartei CCM, die seit ihrer Gründung in den 1970ern an der Macht ist. Die 24-jährige Khadija Khamis aus Sansibar spricht für viele ihrer Altersgenossen. "Ich werde wählen gehen, und ich möchte den besten Kandidaten zum Präsidenten wählen – nicht einfach irgendeinen", sagt Khadija. Sie ist sich sicher, dass diese Wahl anders wird. "Seit eh und je waren es die älteren Wähler, die über die Präsidentschaft entschieden haben, aber dieses Mal sind es die jungen Leute, die den Präsidenten auswählen werden."

Fahne der Oppositionspartei Civic United Front in Tansania (Foto: dw)
Zum ersten Mal gibt es ernstzunehmende Herausforderer für die RegierungsparteiBild: Mohammed Khelef

Lust auf gute Politik

Es herrscht Konsens unter den jungen Tansaniern: Sie sind in Hinblick auf die vierten Mehrparteienwahlen am 31. Oktober optimistisch und gehen von einer großen Wahlbeteiligung unter den Jungwählern aus. Und die sind kritischer als vorherige Generationen. 2005 hatte die regierende CCM noch mit dem Wahlspruch "Ein besseres Leben für jeden Tansanier!" 70 Prozent der Stimmen gewinnen können. Erfüllt hat sich dieses Versprechen aber nur für wenige.

Versprechungen allein reichen nicht

Auch die aktuellen Kampagnen wecken große Erwartungen. Wahlplakate versprechen Verbesserungen im Gesundheits- und Bildungswesen, den Ausbau der Infrastruktur und mehr Arbeitsplätze. Aber die jungen Wähler wollen mehr als nur Slogans. Der Student Oliva Kipengele aus Daressalaam hofft diesmal auf echte Veränderungen. "Im Wahlkampf hören wir, was Kandidaten versprechen, aber nachher schaffen es die Politiker nicht, das umzusetzen", meint er nachdenklich. "Trotzdem denke ich, die Leute sollten sich einfach überwinden und wählen gehen, statt zu Hause zu bleiben oder nur Randale zu machen. Sonst werden wir keinen qualifizierten Präsidenten bekommen."

Screenshot Dr. Jakaya Mrisho Kikwete www.cms.ccmtz.org
Im World Wide Web stellen sich die Kandidaten dem virtuellen Wahlkampf

Stimmenfang per twitter & Co

Eine wichtige Informationsquelle für die jungen Leute ist das Internet geworden – vor allem in den Großstädten. Zum einen stellen sich die Parteien auf eigenen Homepages dar. Einige Kandidaten nutzen auch interaktive Plattformen wie Facebook und Twitter, um mit möglichen Wählern in Kontakt zu kommen. Blogger nehmen die Wahlkampagnen kritisch unter die Lupe und die Wähler haben erstmalig die Möglichkeit per SMS an spezielle Telefonnummern von Wahlbeobachterteams Auffälligkeiten bei den Wahlen zu melden.

EU-Wahlbeobachter in Tansania Foto: EUEOM, Press Release
Internationale Wahlbeobachter sollen den fairen Ablauf der Stimmabgabe kontrollierenBild: EUEOM

Ärger an den Universitäten

Schon jetzt gibt es Grund zum Ärger: Da in Tansania Wähler nur dort ihre Stimme abgeben dürfen, wo sie gemeldet sind, demonstrieren nun die Studenten, deren Ferien von der Regierung verlängert wurden. Sie fordern die Öffnung der Universitäten vor den Wahlen. Nur so können sie rechtzeitig zur Stimmabgabe an ihren Studienort zurückkehren, wo die meisten auch gemeldet sind. Die Studenten glauben, dass die Regierung die Universitäten absichtlich noch nicht öffnen will, aus Angst vor den Stimmen der jungen Wähler. Auch der Student Wilfred Mleke meint, dass seine Generation das Zünglein an der Waage sein könnte. "Jede einzelne Stimme kann das Wahlergebnis verändern. Wer sagt: 'Egal ob ich wählen gehe oder nicht, sie werden so oder so gewinnen', bringt sich selbst um sein Wahlrecht."

Nicht nur mit der Stimmabgabe will die junge Generation sich an der Politik beteiligen, sondern auch direkt in den Parlamenten: Die Zahl der jüngeren Kandidaten der Parteien ist dieses Jahr wesentlich höher als bei den vergangenen Wahlen.

Autorin: Malve Jacobsen

Redaktion: Maya Braun/Nicola Reyk