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Rainbow Six – der neue eSport-Hit?

Fabio Schlößer Vila
5. April 2018

Jahre nach seiner Veröffentlichung setzt "Rainbow Six: Siege" endlich Meilensteine mit Spieler- und Zuschauerzahlen. Wie kam das zustande und kann sich der Erfolg langfristig halten?

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Rainbow Six 2018
Bild: Ubisoft/ESL

"Rainbow Six: Siege" ist der neueste Ableger der historischen Spieleserie “Tom Clancy’s Rainbow Six”, welche 1998 gestartet wurde. Das Spiel ist nun schon seit über zwei Jahren auf dem Markt und hat einen soliden Fanklub im Bereich der Ballerspiel-Freunde entwickelt. Inspiriert wurde der Titel durch traditionelle Ego-Shooter. Manchmal muss eine Bombe entschärft, ein Raum eingenommen oder eine Geisel befreit werden. Zunächst dürfte sich das verdächtig nach einer Kopie von Counter-Strike anhören, das Spiel beweist sich jedoch als bedeutend komplexer durch eine Reihe von spielbaren Charakteren (Operatoren), welche alle mit unterschiedlichen Fähigkeiten auftrumpfen können. Damit fühlt sich das Spiel mehr nach anderen eSport-Titeln wie "League of Legends" oder "Dota" an - nur mit Waffen, Granaten und einer Ego-Perspektive. In regelmäßigen Abständen legt der Hersteller mit Updates nach, die neue Charaktere einführen, dabei die taktische Tiefe des Spiels konsequent erweitern und dadurch Strategie mindestens so wichtig machen wie Zielgenauigkeit.

Rainbow Six Ghassan Finge
Ghassan mit einem Hammer. (Requisite aus dem Spiel)Bild: twitter.com/miloshthemedic

eSports-Kommentator Ghassan “MiloshTheMedic” Finge erklärt, wie das Spiel sich von anderen kompetitiven Titeln absetzt: “Rainbow Six kombiniert viele Aspekte, welche man in anderen Spielen sieht, zu einer nahtlosen Erfahrung: Charaktere mit unterschiedlichen Geschichten und Fähigkeiten, mit welchen du deinen individuellen Stil entwickeln und Kombinationen für Angriff und Verteidigung erschaffen kannst."

Ein Durchbruch im eSport

Mit einer Profi-Liga (Rainbow Six Pro League), welche drei Saisons pro Jahr ausspielt und einem jährlichen Super-Event, dem „Six Invitational“, waren einige eSports-Clubs schon früh versucht, in das Spiel einzusteigen. Nachdem sich die Zuschauerzahlen zunächst eher schwach präsentierten, hat das Six Invitational 2018 in Montreal endlich beeindruckende Rekorde erzielt. Das Finale verfolgten mitunter über 300.000 Zuschauer gleichzeitg, damit ordnet sich "Rainbow Six: Siege" bei großen eSports-Titeln wie Hearthstone oder Rocket League ein. Wenig später konnte auch ein neuer Spielerrekord erreicht werden. Auf der Vertriebsplattform "Steam“ wurden nach der Veröffentlichung des neuesten Updates, “Operation Chimera”, 176.000 gleichzeitige Spieler verzeichnet. Natürlich können diese Zahlen noch nicht mit Giganten wie Dota oder Counter-Strike konkurrieren, welchen zu jeder Tageszeit über 300.000 Spieler begeistern. Nichtsdestotrotz hat "Siege" damit den Einstieg in die Top 5 dieser Plattform erreicht.

Es gibt gute Gründe für den späten Erfolg des Spiels. Einer davon ist die konsequente Zuwendung des Entwicklers, Ubisoft. “Das Spiel war jüngst so erfolgreich, weil das Entwicklerteam bei Ubisoft ständig mit Updates und Verbesserungen nachhilft. Die professionelle Erfahrung der Pro League hat aber genauso beigetragen und zeigt, was die besten Spieler in so einem taktischen Spiel erreichen können.“, erklärt Ghassan.

"Rainbow Six: Siege" eignet sich insbesondere als eSport aufgrund seines Schwierigkeitsgrades. Zocker verwenden oft den Begriff des "skill ceiling“, das Konzept der maximalen Schwierigkeitsanforderungen eines Spiels. Sie kritisieren deswegen häufig eSports-Titel wie Overwatch - weil es so scheint, als sei das Spiel zu einfach zu meistern. Im Vergleich dazu schlägt sich "Counter-Strike: Global Offensive" so gut als eSport, weil sogar fünf Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch neue Tricks gefunden werden können, um die Gegner zu übertrumpfen. Die Spieler müssen bei der Stange gehalten werden, wenn man sie längerfristig an ein Spiel binden will. Leider haben Ubisoft in dieser Hinsicht mit dem neuesten Update einen Schritt in die falsche Richtung getan. Als ein neuer Charakter eingeführt wurde, stellte sich schnell heraus, dass seine Spezialfähigkeit viel zu stark war und er gewissermaßen im Alleingang das Spiel an sich riss. Die Entwickler lieferten jedoch schnell Anpassungen hinterher, um seine Fähigkeiten zu schwächen und ihn besser an die anderen Charaktere von "Rainbow Six" anzugleichen.

Die Zukunft für Rainbow Six

Rainbow Six
Team PENTA Sports beim InvitationalBild: Ubisoft/ESL

Kann "Rainbow Six: Siege" seine Position im eSport halten? Ubisoft sind eindeutig daran interessiert. Neben der Pro League und dem jährlichen Six Invitational hat es bislang noch wenige Turniere für die Top-Teams gegeben, das soll mit der kommenden Saison aber geändert werden. Ghassan moderiert bei der Pro League mit, welche auf zwei Saisons pro Jahr reduziert wird. Die Lücken werden dann mit einer "Challenger League“ gefüllt, einer zweiten Bundesliga sozusagen. Diese soll kleineren Teams den Zugang zu größeren Turnieren verschaffen und die Talententwicklung fördern.

"Ubisoft haben ihre Pläne für 2018 veröffentlicht, sich zu einer 2,5-jährigen Erweiterung zum Spiel verpflichtet und regionale Turniere angekündigt. Für Zuschauer des Six Invitational wird der "Six Paris Major“ im Sommer das nächste große Event neben dem Finale der Pro League Saison darstellen.“ DreamHack, ein weltweiter eSports-Turnierveranstalter, hat angekündigt, dass "Rainbow Six: Siege" nun eine regelmäßige Plattform auf seinen weltweiten Events erhalten wird. Bislang wächst Siege‘s Spielerbasis konsequent an. Auch wenn die Entwicklung nicht ansatzweise so hoch oder explosiv wie die von Overwatch war, macht sich das Spiel nichtsdestotrotz einen Namen als eSport und wird wahrscheinlich noch eine lange Zeit existieren.