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Wirtschaft erholt sich schneller als erwartet

23. Juni 2010

Zeit der Optimisten: Gleich zwei Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognosen deutlich angehoben. Doch schon im nächsten Jahr könnte dem Aufschwung die Luft ausgehen.

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Eine Kundin bezahlt an der Kasse in einem Supermarkt (Foto: apn)
Die Bürger lassen sich die Konsumlaune nicht verderbenBild: AP

Die deutsche Wirtschaft erholt sich schneller von der Rezession als erwartet, so die Prognosen von zwei Wirtschaftsforschungsinstituten. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen rechnet für das laufende Jahr mit einem Wachstum von 1,9 Prozent, nachdem es im März noch von einem Plus von 1,4 Prozent ausgegangen war. Für das kommende Jahr rechnen die Experten mit einem Wachstum von 1,7 Prozent. Das Münchner Ifo-Institut sieht die Wachstumschancen für Deutschland ebenfalls deutlich optimistischer. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaft um 2,1 Prozent zulegen, teilte das Institut am Mittwoch (23.06.2010) in München mit.

Motor des Aufschwungs dürfte nach Einschätzung des RWI in diesem Jahr weiterhin der Export sein, der von einem unerwartet kräftigen Wachstum des Welthandels und der Abwertung des Euro profitiert. Von der Binnennachfrage würden hingegen nur geringe Impulse ausgehen, hieß es. Grund seien nur verhaltene Einkommenssteigerungen und ein leichtes Anziehen der Teuerungsrate, was die privaten Konsumausgaben bremsen dürfte. Auch beim Staatskonsum, der im vergangenen Jahr aufgrund der Konjunkturprogramme deutlich zulegte, wird für dieses Jahr nur ein leichtes Plus erwartet.

Der Schwung reicht nicht ins nächste Jahr

Ein Torso steht vor dem RWI-Gebäude in Düsseldorf (Foto: dpa)
Prognose angehoben: Das Rheinisch-Westfälische Institut für WirtschaftsforschungBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Für das kommende Jahr geht das RWI von nachlassenden Antriebskräften aus. Zum einen befürchteten einige Schwellenländer schon jetzt eine Überhitzung der Wirtschaft, so dass die Geld- und Finanzpolitik dort auf einen restriktiven Kurs einschwenken dürfte. Zum anderen zwinge die hohe Verschuldung auch die Industrieländer zu einem härteren Kurs in der Finanzpolitik. Vor diesem Hintergrund dürfte der Exportboom im kommenden Jahr an Schwung verlieren. Beim privaten Konsum hingegen rechnen die Experten mit einem leichten Plus.

Auch die Ifo-Ökonomen rechnen für das kommende Jahr mit einem Dämpfer durch die Sparpläne der Bundesregierung. "Dem steht jedoch das positive Signal gegenüber, dass der deutsche Staat seine Haushalte im Einklang mit der Schuldenbremse zu sanieren beginnt", hieß es. Insgesamt sei 2011 ein Wachstum von 1,5 Prozent zu erwarten.

Gute Nachrichten für den Arbeitsmarkt

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn (Foto: apn)
Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn: Prognose von 1,5 auf 2,1 Prozent korrigiertBild: AP

Gute Nachrichten hat das Wirtschaftsinstitut für den Arbeitsmarkt. Die Lage dort dürfte sich verbessern, hieß es. Zwar würden vermutlich kaum neue Arbeitsplätze geschaffen. Weil die Zahl der Erwerbsfähigen aber aufgrund des demografischen Wandels sinke, dürfte auch die Arbeitslosenquote im kommenden Jahr durchschnittlich von 7,8 auf 7,4 Prozent zurückgehen. Auch die Inflation sehen die Forscher nicht als Gefahr. Mit 1,1 Prozent in diesem und 1,3 Prozent im kommenden Jahr werde die Teuerungsrate voraussichtlich moderat bleiben.

Die Verbraucher in Deutschland lassen sich auch von der Debatte um das Sparpaket die Konsumlaune nicht verderben. Viele Haushalte hätten im Juni beim Konsum sogar noch zugelegt, teilte die Gesellschaft für Konsumforschung GfK in Nürnberg mit. Dabei sei vielen Haushalten bewusst, dass sie wegen der Einschnitte künftig den Gürtel enger schnallen müssten; viele Haushalte rechneten über kurz oder lang mit geringeren Einkommen, berichteten die Konsumforscher unter Berufung auf entsprechende Verbraucherumfragen.

In der Gesamtschau zeichne sich für den Juli ein ähnlich gutes Konsumklima wie im Juni ab. Der GfK-Konsumklimaindex werde deshalb im Juli bei einem Wert von 3,5 Punkten stagnieren. Zwar verunsicherten die Diskussion um steigende finanzielle Belastungen wegen des Sparpakets viele Bürger. Dem stehe aber eine wachsende Zuversicht wegen der sich erholenden Wirtschaft und der geringen Inflation gegenüber.

Autor: Rolf Wenkel (dpa, apn, rtr)

Redaktion: Sabine Faber