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Wirtschaftskriminalität

Marlis Schaum13. November 2008

Große deutsche Unternehmen schützen sich inzwischen recht gut vor Wirtschaftskriminalität. Der Mittelstand nicht. Woran liegt es und wie groß ist die Bedrohung derzeit für deutsche Firmen?

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Spionage per Handy (Archiv, Quelle: Picture-Alliance)
Spionage per Handy - vor allem Mittelständler nehmen Wirtschaftskriminalität nicht ernst genugBild: picture-alliance/ ZB

Die Stimme von Berthold Stoppelkamp ist heiser. Zwar nur von einer ganz normalen Erkältung, aber man könnte denken, es kommt auch vom Mahnen. Seiner Meinung nach "kann man es gar nicht oft genug erwähnen", dass deutsche Firmen durch die Globalisierung in Staaten tätig seien, wo ganz andere Regeln und Gesetze herrschten als in Deutschland. Wer die nicht kenne, könnte sie unbeabsichtigt brechen. Oder schlimmer: wo es keine Regeln gibt, gibt es auch keine Sanktionen. "Durch die Globalisierung hat man es außerhalb des sehr stark geregelten EU-Rahmens mit Wettbewerbern zu tun, die schwer einschätzbar sind."

Mittelstand sensibilisieren

Berthold Stoppelkamp ist Geschäftsführer der "Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft" in Berlin, ein Zentralorgan der Wirtschaft für Unternehmenssicherheit. Insgesamt 19 regionale Sicherheits- und Branchenverbände unterstützen seine Arbeit und helfen auch Unternehmen, die sich für den globalen Markt absichern wollen.

Zum Beispiel, indem sie ihre Mitarbeiter für mögliche Probleme sensibilisieren, sichere IT-Strukturen installieren und sich vor allem über Risiken auf ausländischen Märkten informieren, "von der dort vorhandenen Kriminalitätsbelastung bis zu Einschätzungen zur politischen Lage, beziehungsweise den Entwicklungen in den Regionen," sagt Stoppelkamp.

Große deutsche Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern würden solche Sicherheitsmaßnahmen auch treffen, die mittelständische Wirtschaft aber nicht, die sei "teilweise blauäugig, weil sie das Thema nicht wichtig genug nimmt."

Abwanderung von Know How

Deshalb gibt es in Deutschland auch weitaus mehr Fälle von Wirtschaftskriminalität, als die, die in der polizeilichen Statistik auftauchen. "Nur im Bereich der größeren Unternehmen werden Fälle aktenkundig weil dort Sicherheitsstrukturen vorhanden sind, die schon intern diese Fälle versuchen aufzuklären."

Der Gesamtschaden für die deutsche Wirtschaft durch Wirtschaftskriminalität betrug in den letzten zwölf Monaten mindestens sechs Milliarden Euro, hat die "Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft" berechnet. Die größten Gefahren für die deutsche Wirtschaft sieht Berthold Stoppelkamp derzeit in den Internetgeschäften und im Abwandern von Know How in Länder außerhalb Europas. Der Schaden für durch dieses Abwandern von Produktions- oder Konstruktionsgeheimnissen liegt nach Schätzungen bei 20 Milliarden Euro.