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Beckenbauer bestreitet Stimmenkauf

26. Oktober 2015

Franz Beckenbauer hat den Verdacht zurückgewiesen, bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 an Deutschland seien Stimmen gekauft worden. Gleichzreitig räumte der 70-Jährige ein, damals einen Fehler gemacht zu haben.

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Franz Beckenbauer (Foto: Reuers)
Bild: Reuters/M. Rehle

Franz Beckenbauer hat in der WM-Affäre nach eigenen Angaben vor der externen Untersuchungskommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ausgesagt und eine Manipulation bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 bestritten. "Es wurden keine Stimmen gekauft, um den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu bekommen", teilte der 70-Jährige in einer Stellungnahme mit.

Der frühere Nationalspieler und ehemalige Teamchef der Nationalmannschaft hatte als Chef des Organisationskomitees (OK) eine Schlüsselrolle bei den erfolgreichen Bemühungen, die WM 2006 nach Deutschland zu holen.

Das Magazin "Der Spiegel", das die Affäre ins Rollen gebracht hatte, hatte vor eineinhalb Wochen berichtet, es habe eine schwarze Kasse gegeben, aus der vor der Entscheidung des Fußball-Weltverbandes FIFA über das Austragungsland der Weltmeisterschaft 2006 Schmiergelder gezahlt worden seien.

Beckenbauer stützt Niersbach

In seiner Stellungnahme erklärt Beckenbauer jetzt, das Organisationskomitee hätte nicht auf einen Vorschlag der Finanzkommission des Fußball-Weltverbandes eingehen dürfen, um einen Finanzzuschuss zu bekommen. Dafür trage er als Präsident des damaligen OK "die Verantwortung".

FIFA-Chef Blatter (l.) und DFB-Präsident Niersbach (Foto: dpa)
FIFA-Chef Blatter (l.) und DFB-Präsident NiersbachBild: picture-alliance/dpa/Pressefoto ULMER/Christian Fisch

Zwar nannte Beckenbauer keine Geldbeträge, bestätigte aber mit seiner Erklärung indirekt Aussagen von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Dieser hatte am Donnerstag mitgeteilt, FIFA-Boss Joseph Blatter habe 2002 von Beckenbauer die Zahlung von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband zur Bedingung für einen späteren 170-Millionen-Euro-Zuschuss der FIFA für die deutschen WM-Veranstalter gemacht.

Die 6,7 Millionen seien vom damaligen, inzwischen verstorbenen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus gekommen, so Niersbach vergangene Woche. 2005 sollen die WM-Organisatoren das Geld über den Umweg FIFA deklariert als Beitrag zu einem Kulturprogramm an Dreyfus zurückgezahlt haben.

Blatter dementiert

Blatter hat ein solches Treffen mit Beckenbauer und auch den Erhalt einer Zahlung mehrfach bestritten. "Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Nie im Leben. Auch nicht vom DFB. Das stimmt einfach nicht", erklärte der derzeit gesperrte FIFA-Chef kürzlich.

Beckenbauers kurze Stellungnahme endet mit der Bemerkung, er werde sich "anders als andere Beteiligte, deren Verhalten ich teilweise als unsäglich empfinde, derzeit nicht weiter äußern".

Angriff auf Zwanziger

Dies wird von Korrespondenten als Seitenhieb gegen den früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger interpretiert, der sich tags zuvor über Beckenbauer geäußert hatte. Ausgangspunkt der gesamten Affäre sei für ihn ohnehin "das richtig verrottete System der FIFA, in das Beckenbauer hineinstolpern musste, um überhaupt eine Chance zu haben, diesen World Cup nach Deutschland zu holen", sagte Zwanziger bei "Spiegel TV". In dem Fernsehbericht bekräftigte Zwanziger zudem seinen Vorwurf, dass es bei Beckenbauers Organisationskomittee eine schwarze Kasse gegeben habe.

wl/kle (dpa, sid)