1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Vorschau Frauen-WM

24. Juni 2011

Die erste Frauen-Fußball-WM in Deutschland soll ein "Riesenevent" werden. Die Weltmeisterschaft wird am Sonntag in Berlin mit dem Spiel des Titelverteidigers gegen Kanada angepfiffen.

https://p.dw.com/p/11fSI
Fans der deutschen Frauen-Nationlamannnschaft (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa
Deutsche Fans feiern in Berlin während der WM 2006 (Foto: AP)
Gibt es auch 2011 ein WM-Sommermärchen?Bild: AP

"Die Anspannung ist schon jetzt enorm. Daher können wir es als Spielerinnen kaum erwarten, dass es endlich losgeht", sagt eine ungeduldige Torjägerin Inka Grings mit Blick auf das WM-Eröffnungsspiel der deutschen Elf gegen Kanada am Sonntag (26.06.2011) vor 73.000 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion. Bis zum 17. Juli kämpfen 16 Teams unter dem Motto "20elf von seiner schönsten Seite" um die Welt-Krone im Frauenfußball. Vorfreude pur herrscht bereits bei der deutschen Nummer 1 im Tor, Nadine Angerer: "Ich habe Lust auf eine geile WM, auf Partystimmung." Auch Birgit Prinz freut sich auf die erste Frauenfußball-WM in Deutschland: "Es wird grandios werden und noch einmal ein Highlight. Die WM im eigenen Lande, das ist schon was Besonderes", sagt die Rekordnationalspielerin. Und Sturmkollegin Alexandra Popp, die mit der U 20 im vergangenen Jahr Weltmeisterin wurde, hofft "vielleicht auf ein zweites Sommermärchen." - wie bei der Herren-WM 2006, als das DFB-Team Dritter wurde und eine Fußball-Euphorie in Deutschland auslöste.

Bundestrainerin Silvia Neid, die ihr Team zum dritten WM-Titel in Folge führen möchte, glaubt aber nicht, "dass wir es mit der WM 2006 vergleichen können, wo so viele Menschen hier in Deutschland waren. Ich denke, es wird schön, aber auch ein bisschen kleiner werden."

700.000 Tickets verkauft

Tribüne des Olympiastadions in Berlin (Foto: dpa)
Die WM wird im Berliner Olympiastadion eröffnetBild: picture alliance/dpa

Die WM wird in neun Städten ausgetragen. Gastgeber neben Berlin und dem Finalort Frankfurt am Main sind Augsburg, Bochum, Dresden, Sinsheim, Leverkusen, Mönchengladbach und Wolfsburg. Das Interesse ist beträchtlich: Mehr als 700.000 der 900.000 frei verfügbaren Tickets waren wenige Tage vor dem Start bereits verkauft. "Die Resonanz stimmt mich überaus positiv", sagte Steffi Jones. Die Präsidentin des WM-Organisationskomitees freut sich, dass damit die angestrebten 80 Prozent Auslastung erreicht wurden. Diese ist nötig, um 26 Millionen Euro des WM-Budgets von 51 Millionen Euro durch den Kartenverlauf zu decken. Der Rest des Etats wird durch Sponsoren aufgebracht. Jens Grittner vom WM-Organisationskomitee sieht ein "buntes Publikumsbild in den Stadien, das sich aus vielen internationalen Gästen zusammensetzt - wenngleich die Tickets zu rund 90 Prozent in Deutschland verkauft wurden." Karten haben Fans aus 50 Nationen erworben, darunter Tansania, Bolivien, Fidschi und Libanon.

Klare Favoritenrolle

Vor allem die Spiele der WM-Favoriten dürfen sich über ein großes Zuschauerinteresse erfreuen. Die heißen Titelanwärter nennt Ex-Nationalspielerin Nia Künzer. "Es ist zwar immer langweilig, wenn ich USA und Brasilien sage. Aber diese beiden Länder sind zusammen mit Deutschland die Favoriten." Auf der Jagd nach seinem ersten WM-Titel im Frauenfußball setzt Vize-Weltmeister Brasilien vor allem auf die Künste der fünfmaligen Weltfußballerin Marta.

Die Deutsche Annike Krahn (r.) im Zweikampf mit der Brasilianerin Marta im WM-Finale 2007. (Foto: AP)
Marta - hier im Zweikampf mit Annike Krahn - will Brasilien endlich zum ersten WM-Titel schießenBild: AP

Olympiasieger USA hatte sich nur mit Mühen und als letztes Team für die WM qualifiziert. Der zweimalige Weltmeister verfügt aber über große Turniererfahrungen. Siegchancen werden daneben Norwegen, Schweden, England, Frankreich, Japan und Nordkorea eingeräumt. Als Außenseiter gelten Mexiko, Kanada, Nigeria sowie Australien; als Fußball-Exoten werden Neuseeland, Kolumbien und Äquatorialguinea gehandelt.

DFB-Präsident Theo Zwanziger warnt davor, einen "Durchmarsch" der gastgebenden deutschen Mannschaft als Selbstverständlichkeit anzusehen. Er glaubt, "dass die Konkurrenz in den letzten Jahren nicht geschlafen hat. Da sind schon fünf, sechs Teams, die es uns sehr, sehr schwer machen können." Dazu gehören zunächst einmal die deutschen Gegner in der Gruppenphase. Während Nigeria und Kanada als schlagbar gelten, warnt Nationaltorhüterin Nadine Angerer vor den Unwägbarkeiten des französischen Teams: "Einmal spielen sie sensationell, einmal weniger sensationell. Dann ist es schwer, sich darauf einzustellen."

Vor allem der Sieg von Meister Olympique Lyon im Finale der Champions League gegen den deutschen Titelträger Turbine Potsdam (2:0) hat den französischen Spielerinnen Mut gemacht. "Dieser Erfolg über ein deutsches Team hat gut getan. Er verleiht uns auch Rückenwind für die WM", sagte Abwehrchefin Laura Georges.

"Mit der WM ein Zeichen setzen"

Der deutsche WM-Kaders 2011. Hintere Reihe, v.l.: Trainerin Silvia Neid, Anja Mittag, Ariane Hingst, Verena Faisst, Fatmire Bajramaj, Inka Grings, Dzsenifer Marozsan, Sonja Fuss, Martina Mueller und Co-Trainerin Ulrike Ballweg...Mittlere Reihe, v.l.: Managerin Doris Fitschen, Alexandra Popp, Simone Laudehr, Annike Krahn, Melanie Behringer, Celia Okoyino da Mbabi, Saskia Bartusiak, Lena Goessling, Josephine Henning, Babett Peter und Bianca Schmidt...Vordere Reihe, v.l.: Torwarttrainer Michael Fuchs, Birgit Prinz, Kim Kulig, Torhueterin Almuth Schult, Torhueterin Ursula Holl, Torhueterin Nadine Angerer, Torhueterin Lisa Weiss, Linda Bresonik, Kerstin Garefrekes und Mannschaftsarzt Norbert Stein. (Foto: dapd)
Deutschlands Frauen wollen den dritten WM-Titel in SerieBild: dapd

Sollte das DFB-Team die WM gewinnen, würde jede Spielerin die Rekordprämie von 60.000 Euro kassieren. Vor 22 Jahren spielte die deutsche Frauen-Nationalmannschaft noch für ein Kaffeeservice. Nicht nur hier hat der Frauenfußball einen rasanten Aufstieg erlebt, wie DFB-Teammanagerin Doris Fitschen betont: "Die WM ist nicht nur in Deutschland ein Riesenevent, sondern sie wird auch in über 200 Länder übertragen." Die viermalige Europameisterin will mit der WM ein Zeichen setzen, nicht nur für den Frauenfußball, sondern für den Frauensport insgesamt. "Es ist die weltweite größte Frauensport-Veranstaltung. Und wir wollen, dass es ein riesiges Fest wird."

Unermüdlich Werbung für den Frauenfußball und die WM in Deutschland hat Steffi Jones betrieben. Die OK-Chefin hat auf ihrer "Welcome Tour" durch die 15 Teilnehmer-Länder mehr als 120.000 Kilometer zurückgelegt. Jones hofft, "dass die Weltmeisterschaft ein Fußballfest wird und dass unsere Mannschaft mit dem dritten WM-Titel ihre Leistungen krönt." Auch Theo Zwanziger wünscht sich, dass die DFB-Elf den Titel holt, "aber am allerwichtigsten ist mir, dass der Respekt bei unseren Gästen wächst und dass sie sehen, dass Deutschland ein tolerantes Land ist."

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Wolfgang van Kann