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Wo der Erfolg zu Hause ist

25. Januar 2011

"Langweilige Provinz – immer nur Platz 1" – mit diesem augenzwinkernden Slogan wirbt die Region Heilbronn-Franken. Dort gibt es viele Unternehmen, die in ihrem Marktsegment zur Weltspitze zählen.

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Das Firmenlogo des Herstellers von Befestigungssystemen Würth (Foto: ap)
Würth - weltweit die Nummer Eins mit SchraubenBild: AP

Die Region Heilbronn-Franken im Norden des Bundeslandes Baden-Württemberg ist ländlich geprägt und deshalb landschaftlich besonders reizvoll. Doch Industriebetriebe sind hier auch ansässig – und äußerst erfolgreich: Eine Studie listet rund 90 Firmen auf, die international eine führende Rolle in ihrem Bereich spielen. Diese Unternehmen werden auch als die "Könige der Nische" bezeichnet.

Jeans von Mustang (Foto: dpa)
Jeans von MustangBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Ob Verpackungsmaschinen, Ventilatoren oder Ventile - hier werden Produkte meist für ganz spezielle Marktsegmente gefertigt. Aus kleinen Anfängen heraus sind die Firmen gewachsen – wie der bekannte Schrauben-Händler "Würth" etwa oder der Jeans-Hersteller "Mustang".

Viele Familienunternehmen

Das Besondere: die Betriebe sind meist noch in Familienbesitz – und das ist sicherlich kein Zufall, meint der Hauptgeschäftsführer der örtlichen Industrie- und Handelskammer Heinrich Metzger: "Familienunternehmen planen langfristig und nicht nur von Quartal zu Quartal. Außerdem kennt man dort noch jeden Mitarbeiter. Das ist extrem motivierend für die Mitarbeiter, wenn der Chef sie kennt."

Heimatverbunden und weltoffen

Ein Ventilator der Firma ebm-papst (Foto: ebm papst)
Ein Ventilator von ebm-papstBild: ebm-papst

Die Unternehmer etwa in Hohenlohe sind wirklich von einem ganz besonderen Schlag, sie sind heimatverbunden, zugleich aber auch weltoffen und ehrgeizig. Gerhard Sturm etwa hat "ebm-papst" gegründet - mit Ventilatoren für die Industrie macht die Firma inzwischen einen jährlichen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Seine Unternehmensphilosophie umschreibt er so: "Der Mensch ist das Wichtigste. Ich sage immer: Alle, die hier für uns arbeiten, verlassen sich darauf, dass wir hier oben unsere Pflicht und unsere Aufgabe richtig erfüllen."

In vielen Firmen herrscht tatsächlich ein besonderes Betriebsklima, das die Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornt. Hier wird gerne getüftelt, mit dem Erreichten gibt man sich nicht zufrieden - und für Forschung und Entwicklung wenden die Betriebe viel Geld auf. Denn nur Innovationen sichern die Zukunft.

Der Kunstfolienhersteller Konrad Horschuch im idyllischen Kochertal, bekannt für die Marke "d-c-fix", erwirtschaftet die Hälfte seines Umsatzes mit Produkten, die in den vergangen fünf Jahren neu auf den Markt kamen. "Wenn sie echte Innovationen haben", sagt Geschäftsführer Rolf Gemmersdörfer, "dann haben sie einen echten Nutzen für den Verbraucher und damit einen Vorsprung vor der Konkurrenz." Natürlich gebe es auch Produkte, die die Firma schon seit Jahrzehnten erfolgreich vermarkte – es komme halt auf eine ausgewogene Mischung zwischen alt und neu an.

Export ist Trumpf

Jeder zweite Arbeitsplatz in Heilbronn-Franken hängt vom Export ab - die Firmen sind meist aber auch mit eigenen Niederlassungen in vielen Ländern vertreten, profitieren so direkt vom Wachstum etwa in Asien. Die Wirtschaftskrise setzte vielen Betrieben zu - dank einer guten Eigenkapitalbasis konnten sie die Talfahrt aber verschmerzen.

Die Arbeitslosigkeit bewegt sich auf einem rekordverdächtig niedrigen Niveau. Viele Unternehmenslenker treibt mittlerweile eher die Sorge um, in Zukunft nicht genügend Fachkräfte zu finden, die bereit sind, aufs beschauliche Land zu ziehen.

Der Ventilhersteller "Bürkert" aus Ingelfingen, der seine Produkte an 300 Branchen liefert, will dieses Jahr mehr als 80 neue Arbeitsplätze schaffen. Geschäftsführer Heribert Rohrbeck ist sich sicher, auch genügend qualifizierte Bewerber für diese Stellen zu finden. "Wir ködern Fachkräfte mit der Devise: Lieber viel Verantwortung in einem kleinen Unternehmen, als kleine Verantwortung in einem großen Unternehmen."

Autor: Alexander Dambach

Redaktion: Klaus Ulrich